Trifidnebel (Messier 20)
Geschichte
M 20 wurde vermutlich erstmals im Jahre 1747 von LeGentil während seiner Beobachtung von M 8 gesichtet und später 1764 von Charles Messier wiederentdeckt. Messier sah nur den Sternhaufen, denn das Lichtsammelvermögen seiner Teleskope war zu gering um den Nebel erkennen zu können. [4, 281]
Sir Wilhelm Herschel beobachtete den Haufen am 12. Juli 1784 und katalogisierte drei sehr große Nebel (V 10, V 11, V 12) und beschrieb sie mit: «Drei Nebel, schwach verbunden, bilden ein Dreieck. In der Mitte ist ein Doppelstern. Sehr schwach und von großer Ausdehnung.» [463] Am 26. Mai 1785 besuchte er den Nebel erneut und fügte mit IV 41 einen weiteren Eintrag hinzu: «Ein Doppelstern mit ausgedehnter Nebelbildung unterschiedlicher Intensität. Über dem Doppelstern befindet sich eine schwarze Öffnung, die dem Nebel im Orion in Miniaturform ähnelt.» [464]
Herschels Sohn John katalogisierte das Objekt als h 1991 (= h 3718, GC 4355) und vermerkte in seinem Slough-Katalog von 1833: «Sehr große, dreigeteilt (trifid), drei Nebel mit einer Leerstelle in der Mitte, in der zentral der Doppelstern SH 379 liegt, Nebel = 7' groß. Ein höchst bemerkenswertes Objekt.» [466]
Im Jahr 1919 veröffentlichte Edward Barnard seinen Katalog von 182 «dunklen Flecken am Himmel», die er auf fotografischen Platten des Lick-Observatoriums identifizierte. Er zeigte, dass diese Markierungen nicht einfach sternlose leere Räume sind, sondern von dunklen Nebeln verdeckt werden. Der südliche Teil des Trifidnebels ist als Nummer 85 aufgeführt. [239]
Physikalische Eigenschaften
Der Trifidnebel vereint die Charakteristika eines Emissionsnebels und die eines Reflexionsnebels. Angeregter Wasserstoff in der Zentralregion emittiert Photonen in der Balmer-Wellenlänge und leuchtet daher in einem pinkfarbenen Licht. Die äußere Region enthält viel Staub und reflektiert das Licht der heißen blauen Sterne und bildet den blauen Teil des Trifidnebels. Der helle Stern HD 164514 im Norden ist von einem ausgeprägten blauen Reflexionsnebel umgeben. Der Stern ist nicht heiß genug um das umliegende Gas zum Leuchten anzuregen und so wird alles Licht vom kalten Gas und Staub reflektiert oder gestreut.
Der hellste Bereich des Nebels misst etwa 20' x 15', doch schwächere Außenregionen lassen die Dimension des Nebels auf etwa 25' anwachsen. Das «Trifid-Muster» findet sich im südlichen hellen Teil des Nebels, wo die drei dunklen, etwa 45" breiten Staubbänder vom Zentrum nach außen führen und sich vom leuchtenden Hintergrund abheben. Die Masse des Nebels reicht aus, mehrere tausend Sonnen zu formen. Der Nebel wird von der starken Ultraviolettstrahlung heißer, junger Sterne zum Leuchten angeregt. Der mehrfache Zentralstern trägt die Bezeichnung HN 40 oder GC 24537 und sein Alter wird auf etwa 7 Mio. Jahre geschätzt. Hierbei handelt es sich um O7-Sterne mit einer berechneten absoluten Helligkeit von -5.2 mag. Mit dem 36-Zoll Refraktor vom Lick Observatorium fand S. W. Burnham gar sechs Sterne in diesem System, deren Helligkeiten, Abstände und Positionswinkel in folgender Tabelle wiedergegeben sind: [4]
Paar Magnitude Abstand Positionswinkel A-B 7.0-10.6 5.4" 23° A-C - 8.8 10.6" 212° A-F -13.8 22.1" 106° C-D 8.8-10.5 2.2" 282° C-E -12.4 6.2" 191°
Wie bei den meisten galaktischen Nebeln streuen sich die publizierten Distanzen in einem weiten Bereich. Es finden sich Werte von 2200 bis 7700 Lichtjahren. Die neusten Werte liegen etwa im Bereich von 5000 Lichtjahren, welches etwa mit der Distanz vom Lagunennebel korrespondiert. Die Entfernung von M 20 wird etwa 1500 Lichtjahre weiter als die von M 8 geschätzt. Die beiden Nebel sind möglicherweise einer gigantischen H-II Assoziation, wie es die Abbildung 3 vermuten lässt, doch diese Verbindung ist noch nicht bewiesen. Wie M 8 ist auch dieser Nebel eine Quelle starker Radio- und Infrarotsrahlung, was typisch für Sternentstehungs-Gebiete ist. [4]
Bezeichnung | NGC 6514 |
Typ | EN+OCL |
Rektaszension (J2000.0) | 18h 02m 42.0s |
Deklination (J2000.0) | -22° 58' 18" |
Durchmesser | 20 × 20 arcmin |
Fotografische (blaue) Helligkeit | 8.5 mag |
Metrische Entfernung | 1.600 kpc |
Dreyer Beschreibung | !!! vB, vL, trifid, D * inv |
Identifikation, Anmerkungen | WH V 10, V 11, V 12, IV 41; h 1991=3718; GC 4355; M 20; OCL 23; ESO 521-N*13; LBN 27; Trifid nebula |
Auffindtipp für den Trifidnebel
Der Trifidnebel befindet sich im Sternbild Sagittarius, etwa 1.5° nordnordwestlich vom Lagunennebel. Verlängert man die Achse von φ Sagitarii zu λ Sagitarii und positioniert dort den äußeren Ring des Telrads, sollte der Trifidnebel bereits in einem Großfeldokular sichtbar sein. In den Monaten Mai bis September kann er am besten beobachtet werden. Etwa 0.7° in nordöstlicher Richtung befindet sich der kleine offene Sternhaufen M 21.
Visuelle Beobachtung
762 mm Öffnung: Die dunklen Bänder der Dreiteilung des Trifidnebels zeigen sich sehr schön. Zwei nahestehende etwas hellere Sterne ergeben die Augen einer Fledermaus zusammen mit dem umliegenden Nebel. Ohne Filter ist der Emissions- aber vor allem der Reflexionsteil deutlicher als mit OIII-Filter. Ebenfalls bleibt ohne Filter die Plastizität des Gesamtnebels besser erhalten. Mit OIII-Filter ist dafür die Dreiteilung im Emissionsteil strukturreicher. — 30" SlipStream-Dobson f/3.3, Hasliberg, 7. 8. 2015, Eduard von Bergen