Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24)

Messier 24
Messier 24: Kleine Sagittarius-Wolke (Bildmitte) mit roten Emissionsnebeln (v.l.n.r.) M 16, M 17, M 20 und M 8; Canon EF 135 mm f/2.0 L USM bei f/4.0; Canon EOS 6Da; iOptron Skytracker; 38 x 1 min @ 3200 ASA; Namibia, Kiripotib Astrofarm, 1350 m ü. M.; © 9. 7. 2013 Manuel Jung [45]

Geschichte

Am 20. Juni 1764 verzeichnete Charles Messier diesen hellen Fleck Milchstraße als 24. Objekt in seiner Liste. Er beschrieb den 1.5° großen Fleck wie folgt: «Haufen auf der Parallele des vorangehenden [M 23] und nahe dem Endes des Bogen des Schützen in der Milchstraße: Ein großer Nebelfleck in welchem viele Sterne unterschiedlicher Magnituden sind: Das Licht, welches sich in diesem Haufen ausbreitet, ist in mehrere Bereiche unterteilt.»

Lange Zeit war unklar, welches Objekt genau Charles Messier mit M 24 meinte. Einige identifizierten es mit der großen Sternenwolke, andere mit dem kleinen Sternhaufen NGC 6603, welcher sich im nördlichen Teil davon befindet. Es scheint jedoch sicher, dass der kleine Sternhaufen zu schwach ist, um mit Messiers bescheidenem Teleskop entdeckt worden zu sein. Auch passt seine Beschreibung überhaupt nicht dazu. Entdeckt wurde der Sternhaufen NGC 6003 erst am 15. Juli 1830 von John Herschel

NGC 6603
NGC 6603: Ausschnitt aus dem DSS [160]

Edward Barnard stieß 1905 bei seiner Suche nach Dunkelnebeln erneut auf diese Sternenwolke, verschrieb sich aber in der Position (in Epoche 1855: RA 18h 08m statt 18h 18m). Dreyer übernahm diese falschen Koordinaten und da er Messiers Nummer 24 ursprünglich nicht in seine ersten Fassung seines 1888 erschienenen «New General Catalogue» aufgenommen hatte, gab es keinen doppelten Eintrag und so fügte er diesen später in seiner zweiten Fassung seines später erschienenen «Index Catalogue» als IC 4715 hinzu. Auch die Beschreibung "sehr große Wolke von Sternen und Nebeln" passt auf M 24. [4, 196, 217]

Physikalische Eigenschaften

M 24 ist weder ein offener Sternhaufen noch eine Sternenwolke, wie der Name «Kleine Sagittarius-Wolke» vermuten lassen könnte. Es handelt sich vielmehr um eine etwa 4 Grad breiten Tunnel in näher gelegenen, verdunkelnden interstellaren Staubwolken, die einen Blick auf die entfernten Sterne im Sagittarius-Spiralarm unserer Milchstraße ermöglicht. [645] Die «Große Sagittarius-Wolke» befindet sich etwa zehn Grad weiter südlich in Richtung des Zentrums der Milchstraße.

In nördlichen Teil von M 24 liegen zwei prominente Dunkelwolken: Barnard 92 und Barnard 93. Barnard 92 ist die größere Dunkelwolke mit einer Ausdehnung von etwa 15' in Nord/Süd-Richtung und 10' in Ost/West-Richtung. Ein einzelner Stern mit 11 Mag (HD 312872) steht einsam und verloren in der schwarzen Leere. B 93 beschrieb E. E. Barnard in seinem 1919 erschienenen Katalog als «kometenhaft». Ursprünglich nahm man an, dass diese dunklen Stellen leere Löcher oder Tunnel inmitten von Sternmassen seien. Die wahre Natur von Wolken aus nicht-leuchtendem Staub, welcher das Licht dahinter liegender Sterne abblockt, wurde erst später erkannt. [4, 239] Am südlichen Ende von B 93 liegt der kleine, offene Sternhaufen Collinder 469.

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ vMag Dim MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 6603 18 18 24.0 -18 24 24 OCL (I1r) 11.1 4 2.880 !, Cl, vRi, vmC, R, st 15 (M Way) h 2004; GC 4397; OCL 36; ESO 590-SC17; in M 24
IC 4715 18 18 48.0 -18 33 00 OCL (*Cloud) 0.180 eeL cloud of st and neb M 24; ESO 591-**1; Sagittarius Star Cloud

Auffindkarte

M 24 befindet sich im Sternbild Sagittarius. Er kann am besten in den Monaten Mai bis September beobachtet werden. Dann steht das Sternbild am höchsten über dem Südhorizont.

Auffindkarte Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24)
Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24) im Sternbild Sagittarius. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

400 mm Öffnung: Die beiden Dunkelwolken sind ein auffälliges Feature im Sternenmeer der kleinen Schildwolke. In der größeren Dunkelwolke Barnard 92 steht ein einsames Sternchen. Der offene Sternhaufen NGC 6603 ist ein runder Haufen bestehend aus vielen feinen Sternchen und hebt sich vom aus gröberen Sternen bestehnden Umfeld deutlich ab. Er sieht fast aus wie ein sehr lockerer Kugelsternhaufen. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Falera, 6. 9. 2024, Bernd Nies

500 mm Öffnung: Mit der niedrigsten möglichen Vergrößerung (27 mm Tele Vue Panoptic, 87x) beträgt das wahre Sichtfeld 46 Bogensekunden. Inmitten einer großen Anzahl von Sternen in M 24 können die beiden Dunkelnebel Barnard 92 und 93 deutlich erkannt werden und sehen aus wie diffuse Löcher. Der offene Sternhaufen NGC 6603 ist sehr markant. — 20" f/4.7 Ursus Dobson, Astrofarm Tivoli, Namibia, 12. 9. 2023, Bernd Nies

Objekte innerhalb eines Radius von 10°

Quellenangaben