Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24)

Messier 24
Messier 24: Kleine Sagittarius-Wolke M 24 und Sternhaufen NGC 6603 (links von der Bildmitte). Ausschnitt aus dem DSS2 Color [147]

Geschichte

Am 20. Juni 1764 verzeichnete Charles Messier diesen hellen Fleck Milchstraße als 24. Objekt in seiner Liste. Er beschrieb den 1.5° großen Fleck wie folgt: «Haufen auf der Parallele des vorangehenden [M 23] und nahe dem Endes des Bogen des Schützen in der Milchstraße: Ein großer Nebelfleck in welchem viele Sterne unterschiedlicher Magnituden sind: Das Licht, welches sich in diesem Haufen ausbreitet, ist in mehrere Bereiche unterteilt.»

NGC 6603
NGC 6603: Ausschnitt aus dem DSS [160]

Lange Zeit war unklar, welches Objekt genau Charles Messier mit M 24 meinte. Einige identifizierten es mit der großen Sternenwolke, andere mit dem kleinen Sternhaufen NGC 6603, welcher sich im nördlichen Teil davon befindet. Es scheint jedoch sicher, dass der kleine Sternhaufen zu schwach ist, um mit Messiers bescheidenem Teleskop entdeckt worden zu sein. Auch passt seine Beschreibung überhaupt nicht dazu. Entdeckt wurde der Sternhaufen NGC 6003 erst am 15. Juli 1830 von John Herschel

Edward Barnard stieß 1905 bei seiner Suche nach Dunkelnebeln erneut auf diese Sternenwolke, verschrieb sich aber in der Position (in Epoche 1855: RA 18h 08m statt 18h 18m). Dreyer übernahm diese falschen Koordinaten und da er Messiers Nummer 24 ursprünglich nicht in seine ersten Fassung seines 1888 erschienenen «New General Catalogue» aufgenommen hatte, gab es keinen doppelten Eintrag und so fügte er diesen später in seiner zweiten Fassung seines später erschienenen «Index Catalogue» als IC 4715 hinzu. Auch die Beschreibung "sehr große Wolke von Sternen und Nebeln" passt auf M 24. [4, 196, 217]

Physikalische Eigenschaften

Bei M 24 handelt es sich nicht um ein echtes Deep-Sky Objekt, sondern um eine große Sternenwolke in einem Arm der Milchstraße, welche sich über eine Distanz von tausenden von Lichtjahren ausbreitet und durch eine zufällige Lücke von interstellarem Staub wahrgenommen wird. Sie ist vergleichbar mit NGC 206 in unserer benachbarten Andromeda-Galaxie. Heute wird M 24 meist «kleine Sagittarius-Wolke» genannt. Die «Große Sagittarius-Wolke» befindet sich rund zehn Grad weiter Südlich in Richtung Zentrum der Milchstraße.

Barnard 92/93
Barnard 92/93: Dunkelwolken innerhalb von M 24. Aussschnit aus DSS2 [147]

In nördlichen Teil von M 24 liegen zwei prominente Dunkelwolken: Barnard 92 und Barnard 93. Barnard 92 ist die größere Dunkelwolke mit einer Ausdehnung von etwa 15' in Nord/Süd-Richtung und 10' in Ost/West-Richtung. Ein einzelner Stern mit 11 Mag (HD 312872) steht einsam und verloren in der schwarzen Leere. B 93 beschrieb E. E. Barnard in seinem 1919 erschienenen Katalog als «kometenhaft». Ursprünglich nahm man an, dass diese dunklen Stellen leere Löcher oder Tunnel inmitten von Sternmassen seien. Die wahre Natur von Wolken aus nicht-leuchtendem Staub, welcher das Licht dahinter liegender Sterne abblockt, wurde erst später erkannt. [4, 239] Am südlichen Ende von B 93 liegt der kleine, offene Sternhaufen Collinder 469.

Name  : M 24: Small Sagittarius Star Cloud
R.A.  : 18h 16m 30s
Dec.  : -18° 50' 00"
Mag.  : 4.6 mag
Dim.  : 95' x 35'
Revised+Historic NGC/IC, Version 22/9, © Dr. Wolfgang Steinicke [277]
NameRADecTypbMagvMagDimDreyer BeschreibungIdentifikation, Anmerkungen
NGC 660318 18 24.0-18 24 24OCL (I1r)11.14!, Cl, vRi, vmC, R, st 15 (M Way)OCL 36, ESO 590-SC17, in M 24
IC 471518 18 48.0-18 33 00OCL (*Cloud)eeL cloud of st and nebM 24, ESO 591-**1, Sagittarius Star Cloud

Weitere Infos bei CDS: Messier 24, IC 4715, NGC 6603, Barnard 92, Barnard 93, Collinder 469

Auffindkarte

M 24 befindet sich im Sternbild Sagittarius. Er kann am besten in den Monaten Juni bis August beobachtet werden. Dann steht das Sternbild am höchsten über dem Südhorizont.

Karte Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24)
Kleine Sagittarius-Wolke (Messier 24) im Sternbild Sagittarius. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ≈ 6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ≈ 20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

Ausstehend ...

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben

4«Burnham's Celestial Handbook: An Observer's Guide to the Universe Beyond the Solar System» by Robert Burnham; Dover Publications, Inc.; Voume I: ISBN 0-486-23567-X; Volume II: ISBN 0-486-23568-8; Volume III: ISBN 0-486-23673-0
147Aladin Lite; aladin.u-strasbg.fr/AladinLite (2020-12-23)
149SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
160The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
196Celestial Atlas by Curtney Seligman; cseligman.com/text/atlas.htm (2020-12-28)
217The Messier Catalog (SEDS); messier.seds.org (2021-01-01)
239«On the dark markings of the sky, with a catalogue of 182 such objects» Barnard, E. E.; Astrophysical Journal, 49, 1-24 (1919); DOI:10.1086/142439; Bibcode:1919ApJ....49....1B; ui.adsabs.harvard.edu/abs/1919ApJ....49....1B/abstract (2021-01-22)
277«Historische Deep-Sky Kataloge» von Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke (2021-02-17)