Lichtverschmutzung in der Schweiz

In der Schweiz ist das dicht besiedelte Mittelland am stärksten von der Lichtverschmutzung betroffen, besonders in der Region Aarau, Zürich, Winterthur. Die Alpenregion ist bis auf wenige Ortschaften in den Tälern sehr dunkel. Allerdings befinden sich auf den meisten Pässen in den dunklen Gebieten Hotels oder Restaurants, welche die ganze Nacht hindurch die Außenbeleuchtung eingeschaltet haben. Dort, wo es wirklich dunkel hist, führt fast kein Weg hin. Von überall her aus der Schweiz ist im Süden die große Lichtkuppel der italienischen Stadt Mailand sichtbar. In den vergangenen dreißig Jahren hat die Lichtverschmutzung in der Schweiz spürbar zugenommen. Plätze, die früher noch gut zum Sterne beobachten waren, sind heute viel zu hell geworden.

Vergleiche in den Zeitrafferfilmen unten den Himmel über der Schweiz, wie man ihn vom Gipfel des Mount Titlis mit all der Lichtverschmutzung sieht, mit einem wirklich dunklen Standort in Namibia.

Zeitraffer der Milchstraße während einer Nacht auf dem Titlis Engelberg. Man kann die starke Lichtverschmutzung am Horizont sehen, die von den italienischen Städten Mailand, Turin und der Schweizer Stadt Genf stammt. Die Lichtkuppel von Mailand ist von der ganzen Schweiz aus sichtbar. Nikon D850, Objektiv 14 mm f/2.8, Intervall 25s, maximal 20s Belichtung und maximal ISO 3200.
Zum Vergleich Zeitrafferaufnahmen mit praktisch Null Lichtverschmutzung, aufgenommen auf der Astrofarm Tivoli in Namibia. Ganz wenig Licht von der ca 180 km entfernten Hauptstadt Windhoek. Nikon D850, Objektiv 14 mm f/2.8, Intervall 25s, maximal 20s, maximal ISO 8000. Bei denselben Einstellungen würde der Himmel in der Schweiz gelb und überbelichtet.
Lichtverschmutzungskarte der Schweiz 2020
Die Karte basiert auf der Karte Lichtemissionen der Schweiz 2020 von Dark-Sky Switzerland [498] über die eine Schweizer Straßenkarte [499] gelegt wurde. So kann man die größten Lichtsünder in der Schweiz einfach identifizieren und wo man am besten in die dunklen Berge zum Sterne gucken flüchten kann. Eingezeichnet sind einige Standorte von vergangenen Teleskoptreffen.

Siehe auch die interaktive Lichtverschmutzungskarte von Europa auf lightpollutionmap.info.

Bortle Dark Sky Skala

Diese neunstufige numerische Skala, welche die Helligkeit des Nachthimmels an einem bestimmten Ort bestimmt, wurde vom Amateurastronomen John E. Bortle erstellt und in der Februar 2001 Ausgabe der Zeitschrift Sky & Telescope veröffentlicht. [501] Sie soll Amateurastronomen dabei helfen, die Dunkelheit eines Beobachtungsplatzes zu bewerten und zu vergleichen.

Bortle Dark Sky Skala. BC = Bortle Class, NELM = visuelle Grenzgröße von bloßem Auge (naked eye limiting magnitude, mag). SQM = Himmelshelligkeit (sky quality meter, mag/arcsec2). [501, 502]
BCNELMSQMBezeichnung
17.6 – 8.021.99 – 22.00Ausgezeichneter Ort mit dunklem Himmel
27.1 – 7.521.89 – 21.99Typischer wirklich dunkler Ort
36.6 – 7.021.69 – 21.89Ländlicher Himmel
46.1 – 6.520.49 – 21.69Übergang ländlich/vorstädtisch
55.6 – 6.019.50 – 20.49Vorstädtischer Himmel
65.1 – 5.518.94 – 19.50Heller Vorstadthimmel
74.6 – 5.018.38 – 18.94Übergang Vorstadt/Stadt
84.1 – 4.5< 18.38Stadthimmel
94.0Innerstädtischer Himmel

Klasse 1: Ausgezeichneter Ort mit dunklem Himmel

  • Airglow: Leicht erkennbar, am deutlichsten innerhalb von etwa 15° des Horizonts
  • Himmel: Jupiter oder Venus am Himmel scheinen die Dunkelanpassung zu beeinträchtigen
  • Messier Objekte: Galaxie M33 ist selbst bei direkter Sicht ein offensichtliches Objekt mit bloßem Auge
  • Milchstraße: Die Skorpion- und Schütze-Regionen werfen deutliche diffuse Schatten auf den Boden
  • Umgebung: Teleskop, Begleiter und Fahrzeug sind auf einem von Bäumen gesäumten Grasfeld fast unsichtbar
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 7.6 bis 8.0 mag, mit 32 cm Teleskop 17 5 mag, 50 cm Teleskop 19 mag
  • Wolken: Nur als dunkle Löcher im sternenklaren Hintergrund sichtbar
  • Zodiakallicht: Auffallend sichtbar, Band überspannt den ganzen Himmel, Gegenschein sichtbar

Klasse 2: Typischer wirklich dunkler Ort

  • Airglow: Kann am Horizont schwach sichtbar sein
  • Messier Objekte: M33 ist mit direkter Sicht ziemlich leicht zu sehen. Viele Kugelsternhaufen sind ausgeprägte Objekte mit bloßem Auge
  • Milchstraße: Die Sommermilchstraße ist für das bloße Auge stark strukturiert
  • Umgebung: Teleskop und Umgebung nur vage sichtbar, außer dort, wo sie gegen den Himmel ragen
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge, 7.1 bis 7.5 mag, mit 32 cm Teleskop 16 oder 17 mag
  • Wolken: Nur als dunkle Löcher im sternenklaren Hintergrund sichtbar
  • Zodiakallicht: Hell genug, um kurz vor Sonnenaufgang und nach Einbruch der Dunkelheit schwache Schatten zu werfen. Die Farbe ist im Vergleich zum Blauweiß der Milchstraße deutlich gelblich

Klasse 3: Ländlicher Himmel

  • Himmel: Entlang des Horizonts sind einige Anzeichen von Lichtverschmutzung erkennbar
  • Messier Objekte: Kugelsternhaufen wie M4, M5, M15 und M22 sind alle ausgeprägte Objekte mit bloßem Auge. M33 ist indirekt gut zu erkennen
  • Milchstraße: Erscheint immer noch komplex
  • Umgebung: Das Teleskop ist in einer Entfernung von 6 oder 9 Metern undeutlich erkennbar.
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 6.6 bis 7.0 mag, mit 32 cm Teleskop 16 mag
  • Wolken: Können in den hellsten Teilen des Himmels nahe dem Horizont schwach beleuchtet erscheinen, sind aber über dem Kopf dunkel.
  • Zodiakallicht: Auffallend im Frühling und Herbst (wenn es sich nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang 60° über den Horizont erstreckt). Die Farbe ist zumindest schwach angedeutet.

Klasse 4: Übergang ländlich/vorstädtisch

  • Himmel: Ziemlich offensichtliche Kuppeln sind über Bevölkerungszentren in mehreren Richtungen sichtbar
  • Messier Objekte: M33 ist ein schwieriges indirektes Sichtobjekt und nur in einer Höhe von mehr als 50° erkennbar
  • Milchstraße: Weit über dem Horizont immer noch beeindruckend, aber es fehlt alles bis auf die offensichtlichste Struktur
  • Umgebung: Teleskop ziemlich deutlich sichtbar in der Ferne
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 6.1 bis 6.5 mag, mit 32 cm Teleskop 15.5 mag
  • Wolken: In Richtung der Lichtverschmutzung werden Quellen beleuchtet, aber nur schwach, und über ihnen sind sie noch dunkel.
  • Zodiakallicht: Deutlich sichtbar, reicht aber zu Beginn oder am Ende der Dämmerung nicht einmal bis zur Hälfte des Zenits

Klasse 5: Vorstädtischer Himmel

  • Himmel: Lichtquellen sind in den meisten, wenn nicht allen Richtungen erkennbar
  • Milchstraße: Ist in Horizontnähe sehr schwach oder unsichtbar und sieht über Kopf ziemlich verwaschen aus
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 5.6 bis 6.0 mag, mit 32 cm Teleskop 14.5 bis 15 mag
  • Wolken: Über dem größten Teil oder dem gesamten Himmel sind die Wolken deutlich heller als der Himmel selbst
  • Zodiakallicht: In den besten Frühlings- und Herbstnächten sind nur Hinweise zu sehen

Klasse 6: Heller Vorstadthimmel

  • Himmel: Leuchtet innerhalb von 35° des Horizonts grauweiß
  • Messier Objekte: M33 ist ohne Fernglas nicht zu sehen. M31 ist mit bloßem Auge nur schwach erkennbar
  • Milchstraße: Hinweise sind nur zum Zenit hin erkennbar
  • Umgebung: Kein Problem, Okulare und Teleskopzubehör auf einem Beobachtungstisch zu sehen
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge ca. 5.5 mag, mit 32 cm Teleskop 14.0 bis 14.5 mag
  • Wolken: Erscheinen überall am Himmel ziemlich hell
  • Zodiakallicht: Auch in den besten Nächten ist keine Spur zu sehen

Klasse 7: Übergang Vorstadt/Stadt

  • Himmel: Der gesamte Himmelshintergrund hat einen vagen, grauweißen Farbton. Starke Lichtquellen sind in alle Richtungen erkennbar
  • Messier Objekte: M44 oder M31 können mit bloßem Auge gesehen werden, sind aber sehr undeutlich. Die hellsten Messier-Objekte sind blasse Geister ihres wahren Selbst
  • Milchstraße: Völlig oder fast unsichtbar
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 5.0 mag, wenn Sie es wirklich versuchen, mit 32 cm Teleskop kaum 14 mag
  • Wolken: Hell erleuchtet

Klasse 8: Stadthimmel

  • Himmel: Der Himmel leuchtet weißgrau oder orange und Zeitungsschlagzeilen lassen sich problemlos lesen. Einige der Sterne, aus denen die bekannten Konstellationsmuster bestehen, sind schwer zu erkennen oder fehlen vollständig
  • Messier Objekte: M31 und M44 können von einem erfahrenen Beobachter in guten Nächten kaum gesehen werden
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge bestenfalls bis 4.5 mag, mit 32 cm Teleskop kaum besser als 13 mag

Klasse 9: Innerstädtischer Himmel

  • Himmel: Der gesamte Himmel ist hell erleuchtet, selbst im Zenit. Viele Sterne, die bekannte Konstellationsfiguren bilden, sind unsichtbar, und schwache Konstellationen wie Krebs und Fische sind überhaupt nicht zu sehen.
  • Messier Objekte: Außer vielleicht den Plejaden sind keine Messier-Objekte mit bloßem Auge sichtbar
  • Visuelle Grenzgröße: Mit bloßem Auge 4.0 oder weniger

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Quellenangaben