Planetarischer Nebel Simeis 22
Geschichte
Der Emissionsnebel Simeis 22 (Sim 22, S 22) wurde Anfangs der 1950er Jahre von den russischen Astronomen Grigory Abramovich Shajn und Vera Fedorovna Gaze am Simeis Observatorium auf der Halbinsel Krim entdeckt. [402] Unabhängig von dieser Entdeckung stiess der amerikanische Astronom Stewart Sharpless bei der Durchsuchung der mit dem 48" Schmidt-Teleskop gefertigten Fotoplatten des «Palomar Observatory Sky Survey» auf denselben Emissionsnebel und veröffentlichte ihn 1959 als Sh 2-188 zusammen mit insgesamt 313 H-II Regionen in einem Katalog. [310]
Physikalische Eigenschaften
Simeis 22 zeigt Ähnlichkeiten mit dem Medusanebel (Abell 21) und wurde aufgrund seiner Grösse und filamentartigen Struktur erst für den Überrest einer Supernova gehalten. Untersuchungen mit dem 300 Fuss Radioteleskop in Green Bank, West Virginia ergaben 1966, dass der Nebel Radiostrahlung thermischen Ursprungs ausstrahlt, was für Supernova-Überreste untypisch ist. [403] Spektroskopische Untersuchungen ergaben, dass sich der Nebel mit einer mittleren Radialgeschwindigkeit von -26 km/s ± 10 km/s auf uns zubewegt, die äussere Hülle mit einer Geschwindigkeit von etwa 35 km/s und einzelne Filamente mit 60-65 km/s expandieren. Dies ist etwa ein bis zwei Zehnerpotenzen zu niedrig und untypisch für Supernovae. [404] Es handelt sich bei Simeis 22 um einen planetarischen Nebel mit einem geschätzten Alter von 22'500 ± 2500 Jahren. Die asymmetrische Form wurde durch Interkation mit interstellarem Medium verursacht. Der Nebel befindet sich in einer Entfernung von 850+500−420 pc und besitzt einen Durchmesser von etwa 2.5 pc. [405]
Bezeichnungen | PN G128.0-04.1: Simeiz 22, PK , Sh 2-188 |
Rektaszension (J2000.0) | 01h 30m 40s |
Deklination (J2000.0) | +58° 22' 01" |
Abmessungen | 340." (optisch) |
Radialgeschwindigkeit | -26. ± 10. km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 40. (O-III) km/s |
Z-Stern Magnitude | U: 16.43, B: 17.43, V: 17.44 |
Entdecker | SHARPLESS 1959 |
Auffindkarte
Der planetarische Nebel Simeis 22 befindet sich im Sternbild Cassiopeia, etwa 22 Bogenminuten westlich vom 5.7 mag hellen Stern HR 439. Das Sternbild ist in Mitteleuropa zirkumpolar, doch die beste Beobachtungszeit ist Juli bis Januar, wenn es nachts am höchsten steht.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Die Position des Nebels ist anhand der Umgebungssterne eindeutig identifizierbar. Ohne Filter ist an der Stelle nichts erkennbar. Mit O-III lässt sich mit indirekter Sicht höchstens der unscharfe Hauch eines schwachen Nebels erahnen. Um Details erkennen zu können, ist der Nebel viel zu lichtschwach. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Ibergeregg, SQM 21.2, 26. 11. 2022, Bernd Nies