Medusanebel (Abell 21)
Geschichte
Der Medusanebel wurde anfangs der 50er-Jahre von George O. Abell auf den Fotoplatten des «Palomar Observatory Sky Survey» (POSS) entdeckt und als 21. Objekt in seinem Katalog verzeichnet. Wenige Monate später spürte ihn H. M. Johnson unabhängig von Abell während seiner «Survey of Symmetric Galactic Nebulae» auf. Da das Aussehen dieses Nebels einer Qualle mit schlängelnden, feinen Filamenten ähnelt, erhielt er den Namen «Medusa».
Physikalische Eigenschaften
Zuerst wurde der Nebel wegen seiner Ausdehnung und geringen Leuchtkraft verständlicherweise als Supernova-Überrest (SNR) identifiziert. Sein Aussehen, besonders die filamentartige Struktur der scheinbaren Halbschale, sieht einem SNR sehr ähnlich, weshalb er zuerst gar nicht in Perek & Kohouteks «Catalogue of Galactic Planetary Nebulae» aufgenommen wurde. Eine Messung der Expansionsgeschwindigkeit des Nebels ergab jedoch einen für einen SNR zu niedrigen Wert, welcher aber eher dem eines PN entsprach. Außerdem wurde auch keine Postsupernova, ein Neutronenstern, gefunden. Die chemische Zusammensetzung, welche aufgrund einer Spektralanalyse des emittierten Lichts gewonnen wurde und die physikalischen Bedingungen im Nebel ließen ebenfalls auf einen PN schließen. Eine Interpretation der analysierten Messungen ergab, dass der Nebel vermutlich vor rund 6800 Jahren aus einem massiven Stern entstand. Die Entfernung beträgt etwa 790 Lichtjahre. Das Spektrum des Nebels zeigt eine schwächere Emission im O-III als gewöhnlich, denn H-alpha ist etwa 1.7-mal so stark. [94]
Der Medusanebel ist ein großer planetarischer Nebel von etwa einem drittel Vollmonddurchmesser. Die visuelle Helligkeit beträgt 10.3 und die Oberflächenhelligkeit 15.3 Magnituden. Der Zentralstern ist mit knapp 16 mag sehr schwach.
Bezeichnungen | PN G205.1+14.2: A 21, PK 205+14.1, A55 16, A 21, ARO 388, Sh 2-274, YM 29 |
Rektaszension (J2000.0) | 07h 29m 03s |
Deklination (J2000.0) | +13° 14' 30" |
Abmessungen | 615." (optisch) |
Expansionsgeschwindigkeit | 64. (O-III) 90. (N-II) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 82, CSI +13 -07262, UBV 7228 |
Z-Stern Magnitude | U: 14.41, B: 15.67, V: 15.99 |
Entdecker | JOHNSON et al 1971 |
NGC 2395
Dieser lose offene Sternhaufen wurde von Wilhelm Herschel am 16. März 1784 mit seinem 18,7-Zoll-Teleskop entdeckt und als VIII 11 katalogisiert. Er notierte lediglich: «Ein Haufen von verstreuten Sternen.» Dreyer fügte den Haufen im Jahr 1888 als NGC 2395 hinzu. [313, 463]
NGC 2395 ist ein kleiner, relativ armer offener Sternhaufen, in dem nur 30 Sterne gezählt wurden. Er fällt nur durch seine etwas höhere Sternendichte im Vergleich zu seiner Umgebung auf. Der Durchmesser dieser Kompression beträgt etwa 12 Bogenminuten und die hellsten Sterne erreichen 9,96 Magnituden. Die Entfernung wird auf 512 pc geschätzt und das Alter auf 1.17490 × 109 Jahren. [138]
Bezeichnung | NGC 2395 |
Typ | OCL (III1p) |
Rektaszension (J2000.0) | 07h 27m 12.8s |
Deklination (J2000.0) | +13° 36' 30" |
Durchmesser | 15 arcmin |
Visuelle Helligkeit | 8.0 mag |
Metrische Entfernung | 0.071 kpc |
Dreyer Beschreibung | Cl, pRi, C |
Identifikation, Anmerkungen | WH VIII 11; GC 1534; OCL 502 |
Wie findet man die kosmische Qualle?
Der Medusanebel befindet sich zwischen den Sternbildern Canis Minor und Gemini und kann in den Monaten Oktober bis April am besten beobachtet werden. Es gibt zwei einfache Methoden, den Medusanebel aufzufinden. Bei beiden ist ein O-III Filter und ein Okular mit mindestens einem Grad Gesichtsfeld von Vorteil.
Die erste Methode ist die mit dem Telrad-Finder, mit dessen das Teleskop anhand unten stehender Abbildung ausgerichtet wird. Der Medusanebel liegt etwa ein halbes Grad südöstlich vom kleinen offenen Sternhaufen NGC 2395.
Die zweite Methode funktioniert nur bei äquatorial aufgestellten Teleskopen. Man stellt den Stern Gomeisa (β CMa) ein, sodass dieser am westlichen Gesichtsfeldrand zu liegen kommt. Dann arretiert man die Stundenachse und bewegt das Teleskop etwa fünf Grad in Deklination nach Norden. Entweder stößt man zuerst auf den Medusanebel oder den offenen Sternhaufen NGC 2395. Der Medusanebel besitzt auf etwa vier Minuten weiter östlich genau die gleiche Rektaszension wie der Stern Gomeisa.
Visuelle Beobachtung
300 mm Öffnung: Mittels O-III Filter ist dieser große planetarische Nebel bei geringer Vergrößerung gut zu finden. Der Nebel ist bei direkter Sicht gut erkennbar. Wenn man leicht daran vorbei schaut, tritt die sichelförmige Form deutlicher hervor. — 300 mm f/4 Popp Newton, 1996, Bernd Nies
400 mm Öffnung: Ohne O-III Filter ist von Abell 21 an unserem lichtverseuchten Himmel keine Spur zu entdecken. Mit O-III Filter zeigt sich im 21 mm Ethos Okular ein grossflächiger, halbrunder Nebel, dessen Form bei indirekter Sicht noch deutlicher erkennen lässt. Im 13 mm Ethos erscheint er so gross, dass man nicht mehr vorbei schauen kann um mehr zu sehen. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies
762 mm Öffnung: Der Medusa-Nebel Abell 21 gibt sich kontrastreich als dickes C bzw. in Mondsichelform mit viel Struktur. Sein kontrastreiches Erscheinen für ein solch eher schwaches Objekt erstaunt. — 30" f/3.3 SlipStream Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM 21.38, Eduard von Bergen