Taunebel (NGC 1514)
Geschichte
Das Objekt wurde am 13. November 1790 von Wilhelm Herschel entdeckt und als IV 69 katalogisiert. Es markierte einen Wendepunkt in seinem astronomischen Denken, denn bis anhin glaubten Astronomen, dass sich alle Nebel aus schwachen Einzelsternen zusammensetzten, die mit den damaligen Geräten nicht aufzulösen wären. Herschel beschrieb NGC 1514 wie folgt: «Ein höchst einzigartiges Phänomen; Ein 8 m heller Stern mit einer schwach leuchtenden Atmosphäre in Kreisform mit einem Durchmesser von etwa 3'. Der Stern steht vollkommen in der Mitte, und die Atmosphäre ist durchweg so verdünnt, schwach und gleichmäßig, dass kein Zweifel an einer offensichtlichen Verbindung zwischen der Atmosphäre und dem Stern bestehen kann. Ein anderer Stern, nicht viel weniger hell, und im gleichen Feld wie der obige, war vollkommen frei von solchen Erscheinungen.» [465]
Physikalische Eigenschaften
NGC 1514 ist ein 114" bis 132" grosser planetarischer Nebel in 2000 Lichtjahren Entfernung. Er besitzt eine integrierte visuelle Helligkeit von 10.9 mag und einen mit 9.4 mag beachtlich hellen Zentralstern. Der Nebel leuchtet sehr stark im O-III Bereich (zweifach ionisierter Sauerstoff), aber auch im H-alpha und H-beta Bereich (Licht des neutralen Wasserstoffs bei 656.3 bzw. 486.1 nm). Im O-III Bereich hat man eine Expansionsgeschwindigkeit des Nebels von 25'000 m/s berechnet, während sich der Nebel als Ganzes samt Zentralstern mit 60'000 m/s von uns wegbewegt. Interessant ist bei NGC 1514 vor allem der Zentralstern. Es handelt sich dabei um einen sehr engen, in Teleskopen nicht trennbaren Doppelstern. Ein A-Stern und ein O-Subzwerg-Stern umkreisen ihren gemeinsamen Schwerpunkt in nur 9h 50m.
Bezeichnungen | PN G165.5-15.2: NGC 1514, PK 165-15.1, ARO 21, VV 17, VV' 23 |
Rektaszension (J2000.0) | 04h 09m 17s |
Deklination (J2000.0) | +30° 46' 35" |
Abmessungen | 132." (optisch), 160." (radio) |
Entfernung | 0.66 kpc |
Radialgeschwindigkeit | +59.8 ± 4.4 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 25.0 (O-III) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG +30 402, AG82 28, BD +30 623, FB 33, FB 34, HD 281679, PLX 915, SAO 57020 |
Z-Stern Magnitude | U: 9.87, B: 9.93, V: 9.42 |
Z-Stern Spektraltyp | sdO + A0 III |
Entdecker | PICKERING 1879 |
Auffindtipp für den Taunebel
NGC 1514 befindet sich im Sternbild Stier an der Grenze zum Sternbild Perseus. Verlängert man die Verbindung der beiden Sterne ο — ζ Persei um etwa das 1.5-fache, sollte der PN bereits in einem Grossfeldokular sichtbar sein. Wenn man nicht weiss, was einen bei NGC 1514 für einen Anblick erwartet, dann kann sich die Suche nach diesem PN unter Umständen recht langwierig gestalten, obwohl der Nebel in vertrautem Himmelsgebiet liegt. Ohne O-III Filter sieht der Nebel um den hellen Zentralstern so aus, als wäre das Okular leicht beschlagen. Daher erhielt er den Spitznamen "Taunebel". Steht kein O-III Filter zur Verfügung, dann soll in erster Linie nach dem markanten Sternmuster im 1° Closeup Ausschau gehalten werden. Von den drei Sternen Nord/Süd-Richtung ist der mittlere Zentralstern von NGC 1514.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Im 21 mm Ethos und im 13 mm Ethos erscheint der PN als fahler, strukturloser Hof um den hellen Zentralstern herum. Dass die Optik nicht beschlagen ist, verrät, dass nur der mittlere Stern in der Dreierkette so ein Hof zeigt. Mit dem O-III Filter entpuppt sich der Hof als ein grosser, runder PN, jedoch weiterhin ohne Struktur. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies