Sternbild Taurus (Stier)
Eigenschaften
Das Sternbild Taurus liegt nordwestlich von Orion und ist durch die beiden großen lockeren Sternhaufen, den Hyaden und den Plejaden, leicht zu identifizieren. Die hellsten Sterne der Hyaden bilden ein auffälliges V am Himmel, das besonders markant erscheint, wenn das Sternbild untergeht und es direkt über dem westlichen Horizont steht. In den meisten Darstellungen wird jedoch nur der Kopf des Stieres, wie er drohend auf den Jäger Orion herabblickt, mit den Sternen assoziiert. Auffällig sind auch die beiden Hornsterne beta und zeta Tauri, wobei der nördlichere zwar nicht zum Sternbild Auriga, jedoch meist zu dessen fünfeckigen Alignement gezählt wird. Die Fläche, welche von der Sternbildgrenze gemäß IAU umschlossen wird, beträgt 797 Quadratgrad. Das Zentrum des Sternbilds kulminiert jeweils etwa am 30. November um Mitternacht. [9, 15]
α Tau | Aldebaran, Cor Tauri, Parilicium |
β Tau | Alnath, El Nath, Nath |
γ Tau | Hyadum I |
δ1 Tau | Hyadum II |
ε Tau | Ain, Oculus Boreus |
η Tau | Alcyone |
16 Tau | Celaeno, Celieno, Celeno, "Lost Pleiad" |
17 Tau | Electra |
19 Tau | Taygeta, Taygete |
20 Tau | Maia |
21 Tau | Asterope |
22 Tau | Sterope Ii |
23 Tau | Merope |
27 Tau | Atlas |
28 Tau | Pleione |
Deep-Sky Objektbeschreibungen
Kataloge
Mythologie und Geschichte
Als eines der ältesten Sternbilder war Taurus schon in den ersten Hochkulturen bekannt. Man vermutet, dass das Sternbild um 5000 v. Chr. gebildet wurde. In der griechischen Mythologie gibt es vom Stier die schöne Geschichte zu erzählen, die sich ereignete, als Zeus (Jupiter) sich in die Tochter des Königs Agenor, der in Tyrus in Phönizien herrschte, verliebte. Zeus verwandelte sich damals in einen Stier, um die jungfräuliche Europa zu entführen:
Hermes (Merkur) verließ das nach Athene benannte Land, schwang seine Flügel und stieg himmelan. Zeus rief ihn beiseite und trug ihm auf - ohne ihm seine wahre Absicht mitzuteilen -, sofort nach Phönizien zu gehen und im Gebirge die jungen Stiere des Königs an die Küste zu treiben. Dort vergnügte sich für gewöhnlich des großen Königs hübsche Tochter zusammen mit anderen Mädchen aus Tyrus.
Zeus verwandelte sich in einen schneeweißen, kräftigen und schönen Stier mit Hörnern, durchsichtig wie Edelstein. Er mischte sich unter die Herde und näherte sich so der lieblichen Europa. Diese bewunderte den prächtigen und friedfertigen Stier. Doch wenn er auch sanftmütig erschien, scheute sie sich doch zuerst, ihn zu berühren, kam aber dann doch heran und hielt ihm Blumen an den weißen Mund. Da freute sich der verliebte Zeus, und während er auf die Erfüllung seines Verlangens hoffte, küsste er ihre Hände. Bald spielte er mit ihr und sprang auf dem grünen Rasen herum, bald streckte er die schneeweiße Flanke im gelblichen Sand aus. Allmählich schwand Europas Furcht. Nun liess sich der Stier von den Händen des Mädchens die Brust kraulen und um die Hörner frische Kränze schlingen.
Endlich wagte es die königliche Jungfrau sogar, ohne zu ahnen wer sie da tragen sollte, sich auf den Rücken des Stieres zu setzen. Da entfernte sich der Gott unmerklich vom Land und der trockenen Küste und setzte listig den Fuß in die äußersten Wellen, ging mehr und mehr hinein und trug durch die Weiten des Meeres seine Beute. Ängstlich blickte Europa auf die sich langsam entfernende Küste zurück, hielt sich mit der Rechten an des Stieres Mähne fest und mit der Linken ihr leichtes Gewand. Der Wind bauschte sich darin und spielte mit ihrem blonden, langen Haar. Die Furcht verlieh ihr neue Anmut. Oft zog sie ihre Mädchenfüße vom Meer in die Höhe und fürchtete die Berührung des hochspritzenden Wassers, oft tauchte der Gott mit Arglist den Rücken in die Wellen, damit sie sich umso enger an seinem Hals festhielt. Als sie das andere Ufer erreicht hatten, stand Zeus plötzlich ohne seine Hörner da, und er hatte sich vom Stier in den Gott zurückverwandelt. Sie stiegen auf zum Himmel und die Prinzessin wurde seine Geliebte. [20, 77]
Nach einer anderen Variante dieser Erzählung hatte sich Zeus nicht selbst in einen Stier verwandelt, sondern er hatte der jungfräulichen Europa einen echten Stier geschickt, um sie aus dem Kreis ihrer Gespielinnen zu entführen. Dieser Stier irrte dann herrenlos in Kreta herum.
Der kretischen Königin Pasiphae gefiel dieser schöne Stier so sehr, dass sie den bekannten Kunsthandwerker Daidalos beauftragte, eine hölzerne, lebensnah nachgeahmte Kuh zu bauen. Daidalos versah diese innen hohle Kuh mit einer Klappe am Rücken und überzog sie dann mit Kuhhaut. Die wollüstige Pasiphae schlüpfte in diese Kuh, um ihrem Verlangen zu frönen. Auf der Wiese in der Nähe von Gortys weidete der Bulle, kam schließlich heran, ließ sich von der Attrappe täuschen und besprang die vermeintliche Kuh.
Aus dieser Verbindung entspross der Minotaurus, ein grässliches Mischwesen. Bald hatten die Inseleinwohner beschlossen, diesen Schandfleck vor den Augen der Welt zu verbergen und versteckten den Minotaurus in einem verschlungenen Bau, in einem finsteren Gemäuer. Der Stier jedoch, der dieses Wesen zeugte, wurde von Poseidon, dem Gott des Meeres, zur Strafe mit Raserei geschlagen. Von einer Bestrafung der lüsternen Pasiphae weiß man nichts. Dieser Stier, der auf der Insel Kreta rasend und als schlimme Plage umherirrte, sollte nun von Herakles in seiner siebenten Aufgabe, die ihm Eurysteus auftrug, lebend eingefangen und nach Argus gebracht werden.
In Anlehnung an die erste Erzählung gibt es die Bezeichnung Portitor Europae (Fährmann der Europa) und Proditor Europae (Verräter der Europa). An die zweite Erzählung erinnert der Name Amasius Pasiphaes (Liebhaber der Pasiphae). Weitere Namen sind Bos (Stier), Princeps Armenti (Führer der Herde) und eigenartigerweise auch Bubulcus (Ackerknecht, Ochsenknecht), ein Name der eher dem Bootes zustünde. [20]