Hinds variabler Nebel (NGC 1555)
Geschichte
Der dänisch/britische Astronom John Louis Emil Dreyer schrieb in seinem 1888 erschienenen «New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars» folgende Notiz zu NGC 1554 (GC 5539) und NGC 1555 (GC 839): «Der letztere ist der gut bekannte Nebel, gefunden von Hind am 11. Oktober 1852 (Astr. Nachr. 839), beobachtet von d'Arrest in Leipzig viermal von 1855-56 als ein ziemlich heller oder ziemlich schwacher Nebel, etwa eine [Bogen-]Minute im Durchmesser und von d'Arrest im Oktober 1861 als vermisst befunden. G. C. 5539 ist ein kleiner Nebel mit einem exzentrischem Kern mit einem Stern von 14 mag, welcher anfangs 1868 von Otto Struve gefunden und auch von d'Arrest gesichtet wurde (Astr. Nachr. 1689), welcher sich sicher war, dass zuvor kein Nebel an diesem Ort existierte (4' westlich von Hinds Nebel). Dieses Objekt muss also seitdem verschwunden sein, da ich 1877 an der Stelle mit Lord Rosses 6-Fuss Reflektor keinerlei Nebel erkennen konnte. Der Ort wurde die letzten Jahre auch von Tempel mit einem ähnlichen Ergebnis untersucht. (A. N. 2212). Der Ort für G. C. 839 ist das Ergebnis der vier Beobachtungen von d'Arrest in Leipzig.» [313]
In der 1895 erschienenen ersten Ausgabe des «Index Catalogue» steht eine Notiz zu NGC 1554, welche eigentlich zu NGC 1555 passt: «Hinds variabler Nebel, 2s westlich und 40" südlich des veränderlichen Sterns T Tauri. Barnard fand 1890 einen sehr schwachen Nebel auf Position 185°, 3/4' von T, welcher gut mit den Bobachtungen von Hind und d'Arrest übereinstimmt. Barnard und Burnham sahen auch T Tauri eingehüllt in einen sehr kleinen und konzentrierten Nebel (oft gesehen bei Tempel). Bigourdans Nr. 144 (*13 nebulös?) [...] war offenbar nicht am Lick Observatorium gesehen worden.» [314]
Die 1908 erschienene zweite Ausgabe des «Index Catalogue» enthält eine Notiz, welche zu beiden Nebeln passt: «NGC 1554-55: Hinds variabler Nebel. Barnard fand (mit dem 36 Zoll Refraktor) im Februar und März 1895, dass T Tauri nicht wie 1890 angegeben der Kern eines ziemlich hellen, kleinen Nebels war. Der Stern war perfekt stellar, aber eingehüllt in einen ziemlich schwaches, diffuses, nebelhaftes Leuchten. Struves Nebel wurde nicht gesichtet, allerdings war dort möglicherweise ein schwacher Dunst. [...] Im September 1895 wurde mit dem 36 Zoll [Refraktor] während drei Nächten keine Spur von Hinds Nebel gesichtet. [...] Keeler fand auf zwei Fotos vom Dezember 1899 drei sehr schwache, irreguläre Flecken, verbunden mit noch schwächerem Nebel südlich und südwestlich von T Tauri, aber entfernt vom Stern. Keine Spur von Struves Nebel. [...] Nicht sichtbar für Burnham um 1907.» [315]
Wie aus den Notizen im NGC und IC Katalog hervorgeht, wurden die beiden NGC-Nummern seit jeher miteinander und dem Stern T Tauri assoziiert. Es handelt sich hierbei unzweifelhaft um Variationen unterschiedlicher Beleuchtung der Staub und Gaswolken um den Stern T Tauri, welche durch Eigenbewegung dichter Staubwolken unterschiedliche Schatten auf den dahinter liegenden Nebel werfen. Daher der Name «Hinds Variabler Nebel» für NGC 1555. Da Struves beobachteter Nebel (NGC 1554) seither nicht mehr gesichtet wurde, erhielt dieser den Beinamen «Struves verlorener Nebel» (Struve's Lost Nebula). Der gesamte Nebel ist auch im zweiten Sharpless-Katalog unter der Nummer Sh2-238 aufgeführt.
Physikalische Eigenschaften
Gemäss Messung der Gaia-Raumsonde von 2018 befindet sich der Stern T Tauri in einer Entfernung von 144.321 Parsec (rund 470 Lichtjahre). Wie man in Abb. 1 und Abb. 2 gut erkennen kann, ist nur ein kleiner Teil des gesamten Nebels vom Stern T Tauri erleuchtet. Der grösste Teil ist dunkel. Der Stern T Tauri gilt als Prototyp einer ganzen Klasse von sehr jungen Sternen (T Tauri Sterne), welche sich erst kürzlich aus ihrem Kokon von Gas und Staub befreit haben. [145, 317]
Name | RA | Dec | Typ | Dim | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 1554 | 04 21 43.5 | +19 31 16 | *2 | !!! var, S, R, Nn = * 13 | GC 5339; LBN 817; CED 32A; Struve's Lost nebula | ||
NGC 1555 | 04 21 56.7 | +19 32 04 | RN | 0.5 | 0.144 | !!! vF, S, variable (Auw 20) | GC 839; DG 31; CED 32B; vdB 28; Hind's variable nebula |
Auffindkarte
Der Stern T Tauri mit dem Nebel NGC 1555 befindet sich im Sternbild Taurus (Stier) nördlich der Hyaden. Die beste Beobachtungszeit ist August bis März.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Selbst bei hoher Vergrößerung ist vom Reflexionsnebel bei T Tauri nichts zu erkennen. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies