Sternbild Bootes (Bärenhüter)
Eigenschaften
Das Sternbild Bootes ist ein typisches Frühlingssternbild und relativ einfach zu finden, obwohl es auf den ersten Blick nicht stark am Himmel auffällt. Es liegt weitab vom Band der Milchstraße, südöstlich von Ursa Maior. Folge dem Bogen der Deichsel des Großen Wagens zu Arcturus und weiter bis zur Spica (alpha Virginis). Die Form der Konstellation Bootes ist sehr einprägsam. Einige sehen darin einen Papierdrachen, andere eine auf den Kopf gestellte Krawatte oder ein Cornet (eine Eiswaffel). Östlich von Bootes steht das markante Sternbild Corona Borealis. Bootes hat eine Fläche von 907 Quadratgrad und das Sternbildzentrum kulminiert jeweils etwa am 30. April um Mitternacht. [9, 15]
α Boo | Arcturus, Haris-El-Sema |
β Boo | Nekkar, Merez, Meres |
γ Boo | Seginus, Ceginus |
ε Boo | Izar, Mirac, Mirak, Mirach, Mizar, Pulcherrima |
η Boo | Mufrid, Muphrid, Mufride, Muphride |
θ Boo | Asellus Primus |
ι Boo | Asellus Secondus |
κ2 Boo | Asellus Tertius |
μ1 Boo | Alkalurops, Inkalunis, Icalurus, Clava, Venabulum |
38 Boo | Merga, Marrha, El Mara El Musalsela, Falx Italica |
IAU Name | Bootes |
IAU Genitiv | Boötis |
IAU Kürzel | Boo |
Deutscher Name | Bärenhüter |
Opposition | 2. Mai |
Saison (47° N) | Dezember … September |
Rektaszension | 13h 35m 49s … 15h 49m 28s |
Deklination | +07° 21' 38" … +55° 02' 42" |
Fläche | 907 deg2 |
Nachbarn (N↻) | Dra, UMa, CVn, Com, Vir, Ser, CrB, Her |
Deep-Sky Objektbeschreibungen
Kataloge
Mythologie und Geschichte
Bootes ist ein sehr altes Sternbild und man weiß viele Geschichten darüber zu erzählen, die teilweise sogar widersprüchlich sind.
Der Name tauchte schon vor über 3000 Jahren auf. Er ist der Hirte oder Bärenhüter und dazu bestimmt in der Nähe des Großen Bären zu hüten. Eine andere Interpretation sieht darin den Ochsentreiber, denn der Große Wagen in Ursa Maior wurde als Ochsenkarren gesehen. Die Ägypter betrachteten Ursa Maior als böswillig und Bootes sollte ihn bewachen. Der ägyptische Name für Bärenwächter ist Hippopotamus. [58] Auf vielen Darstellungen hält er darüber hinaus die Leine der Jagdhunde.
In der griechischen Mythologie ist Bootes Ikarios. Er lernte von Dionysos, dem Gott der Fruchtbarkeit, des Weines und des Rausches, die Kunst des Weinanbaus und der Kelterei. Ikarios hat eine Probe seiner Kunst einer Gruppe von Schafhirten angeboten, die den Wein unbeherrscht in großer Menge unverdünnt getrunken haben, bis sie sich verzaubert glaubten, weil sie manches doppelt sahen. In ihrem Rausch töteten sie Ikarios, weil sie meinten, er hätte sie vergiftet. Nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten, begruben sie ihn unter einem Tannenbaum und verwischten alle Spuren sorgfältig, damit ihre Tat nicht bekannt würde. Ikarios' Tochter Erigone (Virgo) wusste nicht wo ihr Vater geblieben war, bis ihr Hund Maria (Canis Minor) sie an einem Zipfel ihres Gewandes zu jener Stelle zerrte, wo ihr Vater von den Mördern verscharrt worden war. Verzweifelt war Erigone und erhängte sich an dem Tannenbaum, der beim Grab ihres Vaters stand. Der Hund, bekümmert über den Tod der beiden, stürzte sich in einen nahegelegenen Brunnen.
Als Dionysos diese schreckliche Neuigkeit vernahm war er so außer sich vor Zorn, dass er einen Fluch über die Jungfrauen in Athen aussprach, der sie dazu veranlasste, sich selbst an Bäumen aufzuhängen. Die Bürger von Athen waren so erschreckt, dass sie ein Orakel konsultierten. Das Orakel sprach, dass der Tod der Jungfrauen nur gestoppt werden könne, wenn Ikarios' Mörder gefunden und bestraft würden. Das war schnell geschehen. Später zelebrierten die Athenier jedes Jahr beim Weinlesefest den Tod des Ikarios und der Erigone. Trinkopfer werden dem Ikarios und der Erigone dargebracht und Mädchen schaukeln, auf kleinen Brettern stehend, an Seilen im Baumgeäst.
Dionysos schenkte Ikarios, dessen Tochter und ihrem Hund einen Platz unter den Sternen. Ikarios wurde zu Bootes, Erigone wurde zum Sternbild Virgo und der Hund wurde zum Sternbild Canis Minor. [20, 58]
Nach einer Erzählung von Eratosthenes stellt das das Sternbild jedoch Arkas dar, welcher der Sohn des Göttervaters Zeus und Kallisto, der Tochter des Königs Lykaon von Arkadien. Eines Tages war Zeus im Palast des Lykaon zum Essen eingeladen. Um zu prüfen, ob der Gast tatsächlich der mächtige Zeus, der König der Götter, sei, zerstückelte Lykaon seinen Enkel Arkas und setzte ihn Zeus als Mahlzeit vor. Zeus erkannte jedoch sofort das Fleisch seines armen Sohnes und warf in rasendem Zorn den Tisch um, tötete Lykaons Söhne mit einem Blitz und verwandelte Lykaon selbst in einen Wolf. Dann fügte Zeus die Teile seines Sohnes wieder zusammen und übergab ihn der Pleiade Maia, die ihn aufzog.
Mittlerweile war Kallisto von der eifersüchtigen Gattin des Zeus, Hera, in eine Bärin verwandelt worden. Als Arkas zu einem Jüngling herangewachsen war, begegnete er eines Tages auf der Jagd der Bärin. Kallisto erkannte ihren Sohn, konnte ihn aber nur mit einem Brummen begrüßen. Arkas verstand dieses Brummen nicht als mütterliche Zuneigung und jagte sodann die Bärin, die in den Tempel des Zeus flüchtete. Dies war ein verbotener Ort und dessen Betreten wurde mit dem Tode bestraft. Zeus ergriff beide und versetzte sie als Sternbilder an den Himmel.
Nach einer Interpretation meint die Bezeichnung Bootes Fuhrmann oder Kutscher eines Erntewagens oder auch Plaustri Cutos (Wächter des Wagens). Andere verbinden diesen Namen mit dem Führer der beiden Hunde Chara und Asterion, die wir heute Jagdhunde nennen und in unmittelbarer Nähe beim Bootes sehen. Die beiden verfolgen nämlich den Großen Bären rund um den Pol und der Bootes eilt hinter ihnen her. Offenbar macht Bootes dabei ein lautes Geschrei um die Hunde anzufeuern, denn die Bezeichnung Vociferator, Vociferans, Clamans, Clamator und Plorans meint jemanden, der laut die Stimme erhebt, ruft und schreit. Aber auch Hirte und Bärenwächter hat man ihn genannt. Cicero (106-43 v.Chr.) berichtet, dass man ihn auch Arctophylax nannte (Arctophylax, vulgo qui dicitur esse Bootes). Aber auch Arcturus, Portitor Ursae, Custos Arcti, Custor Erymanthidos Ursae und Arcturi Custos hat man ihn bezeichnet; alle diese Namen meinen einen Wächter des Bären. Venator Ursae, der Bärenjäger, ist eine andere übliche Bezeichnung gewesen. [20, 27, 60]