Sternbild Hercules (Herkules)

Hercules
Hercules: IAU Sternbildkarte [150]

Eigenschaften

Das Sternbild Hercules liegt zwischen Lyra und Corona Borealis, am Kopfende des Drachen. Obwohl es mit 1225 Quadratgrad das fünftgrößte Sternbild am Himmel ist, ist es nicht so auffällig. Das markanteste an diesem Sternbild ist das Trapez in der Mitte auf der Höhe vom Parallelogramm der Lyra. Von dort aus findet man dann leicht Arme und Beine von des Hercules. Das Zentrum des Sternbilds kulminiert jeweils etwa am 13. Juni um Mitternacht. [9, 15]

Sterne mit Eigennamen [154]
α1 Her Rasalgethi, Ras Algethi, Rasalegti
β Her Kornephoros, Korneforos, Rutilicus
δ Her Sarin
κ Her Marfik, Marsik, Mirfak, Marfak
λ Her Maasym, Masym, Misam
ω Her Kajam, Cujam, Cajam, Caiam
Daten für das Sternbild Hercules [150]
IAU NameHercules
IAU GenitivHerculis
IAU KürzelHer
Deutscher NameHerkules
Saison (47° N)März … Oktober
Rektaszension15h 48m 30s … 18h 57m 50s
Deklination+03° 40' 25" … +51° 19' 27"
Fläche1225 deg2
Nachbarn (N↻)Dra, Boo, CrB, Ser, Oph, Aql, Sge, Lyr

Deep-Sky Objektbeschreibungen

Kataloge

Mythologie und Geschichte

Herkules, auch Herakles (Heras Ruhm) ist wahrscheinlich die bekannteste Gestalt der griechischen Sage. Am Himmel sind daher auch mehrere Sternbilder mit ihm verbunden.

Sternbild Hercules
Sternbild Hercules: Illustration aus «Uranometria» von Johann Bayer, Kupferstich von Alexander Mair, 1603 [28]

Alkmene war eine Enkelin des Perseus, die erst dann die Gemahlin des Amphitryon werden wollte, wenn dieser aus einer kriegerischen Auseinandersetzung wieder heimkehrte. In dessen Abwesenheit verliebte sich Zeus in die schöne Alkmene. Um ihr Gewissensbisse zu ersparen, erschien er in der Gestalt ihres Gatten Amphitryon. Er prahlte vor ihr sogar von den Heldentaten, welche an einem anderen Ort im selben Moment auch wirklich vonstatten gingen, und legte ihr einen goldenen Pokal zu Füßen, den Amphitryon als Beute seiner zukünfigen Frau mitbringen wollte. Ist es da ein Wunder, dass sich Alkmene ihm hingab? Doch wie das Schicksal so spielt, kommt auch der richtige Amphitryon nach bestandenem Kampf zu seiner Alkmene gegen Morgen derselben Nacht zurück. Zeus entschwand und Alkmene empfing ihren Amphitryon, ohne zu wissen oder auch nur zu ahnen, dass sie in der gleichen Nacht von zwei verschiedenen Gatten geliebt wurde und Söhne empfangen hatte: Von Zeus den Herakles und vom echten Amphitryon den Iphikles.

Zeus verstand es so einzurichten, dass Hera den Herakles als Säugling an die Brust nahm. Er begann mit solcher Kraft zu saugen, dass sie ihn zurückstieß und ein Strahl Milch über den Himmel schoss und zur Milchstraße wurde. Doch ein einziger Schluck der göttlichen Milch genügte, um Herakles unsterblich zu machen.

Hera, der rechtmäßigen Gattin des Zeus, war dieser Herakles aber aus tiefster Seele verhasst und sie verstand es - in schlauer Verwirrung der Erbfolge - den Herakles um die ihm zustehende Königswürde zu bringen und Eurysteus zum König von Argos zu machen. Daher rührt auch die Abhängigkeit des Herakles von Erysteus, der ihm jene bekannten "zwölf Arbeiten" auferlegte, die scheinbar undurchführbar waren, die aber letztlich den Ruhm des Herakles ins Unermessliche steigerten:

  1. Die Überwindung des Nemeischen Löwen
  2. Der Kampf mit der Lernäischen Hydra
  3. Das Einfangen der Keryneischen Hündin
  4. Das Habhaftwerden des Erymanthischen Vögel
  5. Die Reinigung der Augiasställe
  6. Die Vertreibung der Stymphalischen Vögel
  7. Das Bringen des Kretischen Stieres
  8. Das Einfangen der Stuten des Diomedes
  9. Der Raub des Amazonengürtels
  10. Die Entführung des Viehs des Geryon
  11. Das Herbeischaffen der goldenen Äpfel der Hesperiden
  12. Der Abstieg in die Unterwelt

Das Delphische Orakel gebot Herakles auf dem Berg Oita einen Scheiterhaufen zu errichten und ihn zu besteigen. Das mächtige Feuer verbrannte alles, was an Herakles sterblich war und man sah einen Blitz vom Himmel niederfahren und Herakles war für das menschliche Auge verschwunden. Zeus hat ihn in den Olymp gehoben und in ein Sternbild verwandelt.

Eine sehr frühe phönikische Bezeichnung für dieses Sternbild ist Melkarth. Melkarth oder Melqart war der Hauptgott von Tyrus in Phönikien und war dem Meer zugeordnet und auch der dort sehr bedeutenden Schiffahrt. Es gibt Abbildungen dieses Gottes auf Münzen, wie er auf einem Seepferd reitet. Melqart galt später auch als Sonnengott und wurde mit Herakles gleichgesetzt.

Neben Herkules liest man auch Clavator und Claviger (Keulenträger), Alcides (Herkules als Enkel des Alceus), Amphitryoniades (Alkmene war die Mutter des Herkules und Gemahlin des Amphitryon), Heros Tirynthius (tirynthischer Heros, Herkules) und Ramus pomifer (obsttragender Zweig, gemeint sind die goldenen Äpfel der Hesperiden).

Dieses Sternbild wurde auch als Ixion gedeutet, wodurch es mit dem Sternbild des Schützen in Verbindung kommt. Ixion war thessalischer König. Seinen künftigen Schwiegervater Eioneus lud er zur Hochzeit, doch legte er vor den Toren seines Palastes eine Fallgrube an, die er mit glühenden Kohlen füllte. Eioneus stürzte herein und kam zu Tode. Dieses beispiellose Verbrechen wurde lange nicht vergeben, bis Zeus den Ixion endlich zur Reinigungszeremonie auf den Olymp einlud, wo Ixion die Hera zu verführen versuchte. Hätte Zeus nicht in Eile eine Wolke geschaffen, die der Hera täschend ähnlich sah, wäre ein zweites Verbrechen geschehen. Die Wolke - Nephele war es - wurde schwanger und gebar den Urzentaur, ein Wesen halb Mensch und halb Pferd, gewalttätig, weibertoll und ungezügelt, der die wilden Stuten vom Pelion-Berg schwängerte und das Geschlecht der Kentauren zeugte. Ixion wurde auf ewig in die Unterwelt verbannt, wo er auf ein feurig brennendes Rad gebunden wurde, das sich immerwährend dreht. [20]

Das Sternbild wird auch mit der Hauptfigur aus dem sumerischen Gilgamesch-Epos in Verbindung gebracht. Gilgamesch war der sagenhafte Halbgott und Herrscher über Uruk, der vermutlich ältesten Stadt Babyloniens. [6, 7]

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das (heute nicht mehr anerkannte) Sternbild Cerberus zwischen Herkules und Schwan existiert hat. [20]

Quellenangaben

  • [6] «Das neue Lexikon; Band 1-10»; Weltbild Verlag; © Bibliographisches Institut, Mannheim 1984
  • [7] «Der grosse Kosmos-Himmelsführer» von Ian Ridpath und Wil Tirion; Kosmos Verlag; ISBN 3-440-05787-9
  • [9] «Drehbare Sternkarte SIRIUS» von H. Suter-Haug; Hallwag-Verlag, Bern
  • [15] «Hartung's Astronomical Objects for Southern Telescopes» by David Malin and David J. Frew; Melbourne University Press 1995; ISBN 0-522-84553-3
  • [20] «Sternbilder und ihre Mythen» von Gerhard Fasching; Zweite, verbesserte Auflage; Springer Verlag Wien, New York; ISBN 3-211-82552-5 (Wien); ISBN 0-387-82552-5 (New York)
  • [28] «Uranometria omnium asterismorum continens schemata, nova methodo delineata aereis laminis expressa» Johann Bayer, Augsburg, 1603; DOI:10.3931/e-rara-309
  • [150] IAU: The Constellations, 11. Oktober 2020; iau.org/public/themes/constellations
  • [154] Yale Bright Star Catalog, 15. Oktober 2020; tdc-www.harvard.edu/catalogs/bsc5.html