Kugelsternhaufen Messier 92

Messier 92
Messier 92: Kugelsternhaufen in Hercules; 500/2500mm Newton + SBIG ST-6; Sternwarte Bülach; © 1996 Stefan Meister
Messier 92
Messier 92: Kugelsternhaufen in Hercules; 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 30+15+15+15 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik [32]
Messier 92
Messier 92: Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules; Refraktor Takahashi TOA 150/1100 APO f/7.27; TOA-67 Fieldflattener; Canon EOS Ra; 10 Micron GM 2000 QCI Ultraportable; 30x2 min @ 800 ASA; Muri b. Bern, 515 m ü. M.; © 23. 8. 2022 Manuel Jung [45]

Geschichte

M 92 wurde am 27. Dezember 1777 von J. E. Bode und etwa vier Jahre später, am 18. März 1781, unabhängig von nochmals von Charles Messier entdeckt. Er schrieb darüber: «Nebel, schön, offensichtlich und von grossem Licht, zwischen dem Knie und dem linken Bein des Herkules, ist sehr gut mit einem Fernrohr von einem Fuss [Brennweite] zu sehen. Er enthält keine Sterne; das Zentrum ist klar und brillant, umgeben von Nebel und ähnelt dem Kern eines grossen Kometen: sein Licht, seine Grösse, nähert sich sehr dem Nebel, der sich im Gürtel des Herkules befindet. Siehe Nr. 13 dieses Katalogs: Seine Position wurde bestimmt, indem er direkt mit dem Stern σ des Herkules, vierter Grösse, verglichen wurde: der Nebel und der Stern auf derselben Parallele.» [281]

Während M 92 weder mit Bodes noch noch mit Messiers kleinen Teleskopen in Einzelsterne aufgelöst werden konnte, erkannte Wilhelm Herschel seine wahre Identität als Kugelsternhaufen. Lord Rosse, mit seinem grossen Reflektor in Parsonstown, Irland, glaubte im Kern von M 92 eine Spiralstruktur zu erkennen. [4, 277]

Physikalische Eigenschaften

M 92 ist ein Kugelsternhaufen nur neun Grad vom grösseren M 13 entfernt und fristet so ein wenig ein Schattendasein. Er ist zwar etwas kleiner und schwächer als M 13, jedoch konzentrierter. Der integrierte Spektraltyp von M 92 ist des Typs F2. Der Haufen enthält mehrere variable Sterne, die meisten kurzperiodische pulsierende Variable des RR Lyrae Typs. Lediglich ein Stern scheint ein Bedeckungsveränderlicher zu sein. Vermutlich sind diese wegen der hohen Sterndichte und der daraus folgenden Bahnstörung eines Binärsystems in Kugelsternhaufen so selten. Die meisten Sterne im M 92 sind rote Riesen mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 12 mag und einer absoluten von etwa -3 mag. Die totale Leuchtkraft des Sternhaufens beträgt etwa das 250'000fache der Sonne.

Die Entfernung von M 92 wird auf etwa 26'000 bis 35'000 Lichtjahre geschätzt und er bewegt sich mit etwa 120 km/s auf uns zu. M 92 scheint mit einem Alter von mehr als 14 Mrd. Jahren jünger als M 13 zu sein. [4, 98]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Bezeichnung NGC 6341
Typ GCL (IV)
Rektaszension (J2000.0) 17h 17m 07.3s
Deklination (J2000.0) +43° 08' 13"
Durchmesser 14 arcmin
Visuelle Helligkeit 6.5 mag
Metrische Entfernung 8.300 kpc
Dreyer Beschreibung globular, vB, vL, eCM, rrr, st S
Identifikation, Anmerkungen GC 4294; M 92; GCL 59

Wie findet man M 92?

Der Kugelsternhaufen M 92 liegt etwa sechs Grad nördlich vom 3.4 mag hellen Stern π Herculis, der die nordöstliche Ecke des bekannten Hercules-Trapezes bildet und etwa acht Grad östlich von σ Herculis. Es ist also ein leichtes, diesen Kugelsternhaufen im Fernrohr einzustellen, zumal er auch in einer dunklen Nacht knapp von Auge sichtbar ist.

Auffindkarte Kugelsternhaufen Messier 92
Kugelsternhaufen Messier 92 im Sternbild Hercules. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

Messier 92
Messier 92: Zeichnung; 150mm-Refraktor; © 1996 Beat Kohler [35]

150 mm Öffnung: Im Schatten seines "grösseren Bruders" M 13 wird dieser etwas schwieriger zu findende Haufen oft übersehen. M 92 zählt vielleicht zu den schönsten am nördlichen Himmel zu beobachtenden Objekten: Als Kugelsternhaufen offenbart er einiges an unregelmässiger Struktur, die auch in kleineren Geräten sichtbar ist: In einem 6"-Refraktor lässt sich bei rund 130-facher Vergrösserung am deutlichsten eine neblige Spiralstruktur ausmachen, die mit vielen sternartigen Lichtpunkten durchsetzt ist. Diese Spiralstruktur ist einmalig. Der Kern erscheint noch neblig mit zwei deutlichen Verdickungen. Erst ab ca. 180-fach erscheint auch der Kern aufgelöst, die zwei bei kleineren Vergrösserungen sichtbaren Verdickungen sind ebenfalls aufgelöst, verlieren sich aber im Kernbereich. Bei noch stärkerer Vergrösserungen scheinen sich diese Verdickungen völlig aufzulösen und es präsentiert sich ein relativ grosser Kernbereich mit etwa gleicher Dichte an einzelnen Lichtpunkten. Interessant ist auch, dass sich der "neblige Hintergrund" bei allen Vergrösserungen bis zu 680fach sichtbar bleibt; dies könnten viele schwache Einzelsterne sein, die unter der Sichtbarkeitsgrenze sind. Der beste Vergrösserungsbereich ist etwa 130 bis 300-fach. — 150 mm Refraktor, 1996, Beat Kohler

320 mm Öffnung: Der Kugelsternhaufen M 92 hat im Vergleich zum vorangehend angesehenen M 15 etwas hellere Sterne, welche wesentlich verstreuter und nicht so dicht angeordnet sind. Der Kern ist dafür doppelt so breit mit ähnlicher Helligkeit wie die umliegenden Sterne. — 12.5" f/4.5 Ninja-Dobsonian, Zwirgi 1021 m. ü. M., 5. 10. 2024, Eduard von Bergen

400 mm Öffnung: Der Kugelsternhaufen M 92 ist immer wieder einen Abstecher nach M 13 wert. Er braucht sich nicht zu verstecken und ebenfalls ein erfreulicher Anblick. Bei zunehmender Vergrößerung lassen sich mehr Sterne aus der Kernregion herauskitzeln. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, 17. 6. 2023, Bernd Nies

Objekte innerhalb eines Radius von 25°

Quellenangaben