Kleiner Rosettennebel (Sh 2-170)
Geschichte
In den späten 1950er Jahren entdeckte der amerikanische Astronom Stewart Sharpless den großen Nebel Sh 2-170 auf den Fotoplatten des 48-Zoll-Schmidt-Teleskops des «Palomar Observatory Sky Survey». Im Jahr 1959 veröffentlichte er seine Entdeckung zusammen mit 313 H-II-Regionen in einem Katalog. Er klassifizierte ihn als kreisförmig, mit einer Struktur zwischen amorph und fadenförmig, mit mittlerer Helligkeit und einem Durchmesser von 20 Bogenminuten. [310]
In Beverly Lynds «Catalogue of Bright Nebulae», der 1965 veröffentlicht wurde, ist dieser Nebel als LBN 117.62+02.29 oder LBN 577 aufgeführt. [270]
Der Nebel ähnelt dem größeren und helleren Rosettennebel (NGC 2237), daher der Spitzname «Kleiner Rosettennebel»
Physikalische Eigenschaften
Sh 2-170 ist ein junges, fast kreisrundes, diffuses H-II Gebiet, das von einem einzelnen O-Hauptreihenstern ionisiert wird und sich in der Nähe der Peripherie einer kleinen, dichten Molekülwolke befindet. Anhand der thermischen Kontinuumsemission wird die Masse des ionisierten Gases innerhalb eines Radius von ∼7 pc auf 350 Sonnenmassen geschätzt. Die H-I (λ 21 cm) und Ferninfrarot-Beobachtungen zeigen eine ausgedehnte atomare Komponente mit geringer Dichte von ∼1000 Sonnenmassen innerhalb einer unregelmäßigen Grenze, die das ionisierte Gas mit einem mittleren Radius von ∼10 pc umgibt. Die CO-Emission zeigt eine Molekülwolke von ∼1150 Sonnenmassen in einem Gebiet von 6 pc × 4 pc. Eine kompakte Infrarotkomponente fällt mit der Wolke zusammen. Der anregende 10 mag Stern (LS I +64 11) befindet sich auf der nahen Seite der Wolke, knapp innerhalb der südlichen Peripherie. Er ist ein Mitglied des kleinen offenen Sternhaufens Stock 18 [628]. Die geschätzten Entfernungen reichen von 2.8 kpc bis 5.8 kpc. [145]
Auffindkarte
Die H-II Region Sh 2-170 befindet sich im Sternbild Cassiopeia, welches für Mitteleuropa zirkumpolar ist. Etwa 2.5° südlich liegt der Supernova-Überrest CTB 1 und 2.5° nördlich liegt Cederblad 214 (NGC 7822, Sh 2-171). Die beste Zeit zum Beobachten ist von Juli bis Januar, wenn das Sternbild nachts am höchsten steht.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Die Position ist anhand Umgebungssterne nicht ganz einfach zu bestimmen. Leider ist weder ohne noch mit O-III Filter irgendein ein Nebel erkennbar. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies