Graureiher-Galaxie (NGC 5394/5)
Geschichte
Das Galaxienpaar NGC 5394/5 wurde am 16. Mai 1787 vom deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel mit seinem selbstgebauten 18.7 Zoll f/12.8 Spiegelteleskop im englischen Slough entdeckt. Er katalogisierte sie als I 190 und I 191 und notierte: «Zwei. Der Süden ziemlich hell, ziemlich groß. Der Norden ziemlich hell, klein. Abstand 1,5'.» In derselben Nacht enteckte er noch die Galaxie NGC 5380 (II 698).
Sein Sohn John stieß mit seinem 18.3 Zoll Teleskop am 11. März 1831 auf NGC 5378. Die kleine Galaxie IC 4356 wurde am 19. Juni 1897 vom französischen Astronomen Stephane Javelle mit dem 76 cm Linsenfernrohr des Observatoire de Nice entdeckt. [196, 277]
Das Galaxienpaar NGC 5394/5 ist als VV 48 im 1959 von B. A. Vorontsov-Velyaminov herausgegebenen «Atlas and Catalogue of Interacting Galaxies» [432] aufgeführt. In Halton Arps 1966 erschienenen «Atlas of Peculiar Galaxies» findet man die beiden interagierenden Galaxien unter Arp 84 als ein Beispiel für eine Galaxie mit einem großen Begleiter mit hoher Oberflächenhelligkeit. [199]
Wegen des Aussehens dieses ungewöhnlichen Galaxienpaars, welches einem stehenden Reiher auf der Lauer gleicht, erhielt sie den Spitznamen «Graureiher-Galaxie» (engl. Heron Galaxy).
Physikalische Eigenschaften
NGC 5395 ist eine Spiralgalaxie des Seyfert-Typs II. Sie interagiert mit der kleineren Begleitgalaxie NGC 5394, welche zwei offene Gezeitenarme und im Zentrum ebenfalls Starburst-Aktivität aufweist. Das könnte das Ergebnis einer vergangener Kollision sein, was mit Modellberechnungen nachgewiesen wurde. Entfernungsangaben zum Galaxienpaar NGC 5394/5 reichen von 50 Mpc bis 54 Mpc (163 bis 178 Millionen Lichtjahre). Die größere Galaxie (NGC 5395) misst 140'000 Lichtjahre im Durchmesser und die kleinere (NGC 5394) 90'000 Lichtjahre. [145, 506, 507]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 5378 | 13 56 50.9 | +37 47 50 | Gx (SBa) | 13.4 | 12.5 | 0.9 | 14.3 | 2.7 × 2.2 | 90 | 0.010147 | 42.86 | pB, lE, vglbM | h 1713; GC 3717; UGC 8869; MCG 6-31-27; CGCG 191-20 |
NGC 5380 | 13 56 56.7 | +37 36 37 | Gx (E-S0) | 13.3 | 12.3 | 1.0 | 13.3 | 1.7 × 1.7 | 0.010584 | 44.71 | F, cS, R, smbM | WH II 698; h 1714; GC 3718; UGC 8870; MCG 6-31-28; CGCG 191-21 | |
NGC 5394 | 13 58 33.7 | +37 27 13 | Gx (SBb/P) | 13.7 | 13.0 | 0.7 | 13.4 | 1.9 × 1.3 | 0 | 0.011501 | 48.58 | cF, S, np of 2 | WH I 191; h 1722; GC 3730; UGC 8898; MCG 6-31-33; CGCG 191-24; IRAS 13564+3741; KCPG 404A; VV 48; Arp 84; KUG 1356+376A; Z 1356.4+3742 |
NGC 5395 | 13 58 37.9 | +37 25 31 | Gx (Sb) | 12.1 | 11.4 | 0.7 | 12.8 | 2.7 × 1.3 | 2 | 0.011711 | 49.47 | cF, cL, E 15°, lbM, sf of 2 | WH I 190; h 1723; GC 3731; UGC 8900; MCG 6-31-34; CGCG 191-26; KCPG 404B; 1ZW 77; VV 48; Arp 84; KUG 1356+376B |
IC 4356 | 13 58 45.0 | +37 29 28 | Gx (C) | 16.0 | 15.0 | 1.0 | 12.2 | 0.3 × 0.3 | 0.050207 | 212.0 | F, vS, stell N = * 15 | NPM1G +37.0419 |
Auffindkarte
Das Galaxienpaar befindet sich zwar im Sternbild Canes Venatici, doch orientiert man sich besser am Sternbild Bootes. Verlängere die Verbindungslinie der beiden Sterne Nekkar (β Boötis) und Seginus (γ Boötis) um denselben Betrag und setze den äußersten Telrad-Kreis rechtwinklig gen Norden davon. Die beste Beobachtungszeit ist Januar bis Juli, wenn das Sternbild nachts am höchsten steht.
Visuelle Beobachtung
320 mm Öffnung: Das Galaxienpaar NGC 5394/5 soll einen Graureiher darstellen. Nur stand dieser Kopf bzw. astronomisch richtig. Die beiden Galaxienteile konnten gut wahrgenommen werden, wobei die kleinere Galaxie nur den hellen Kern offenbarte. Der Schnabel bzw. der feine Spiralarm war nicht ersichtlich. — 12.5" f/4.5 Ninja-Dobsonian, Glaubenberg, 25. 3.2022, Eduard von Bergen
400 mm Öffnung: Bei geringer Vergrößerung (21 mm Tele Vue Ethos, 85x) kann das Galaxienpaar NGC 5394/5 leicht übersehen werden, da es dunkler erscheint, als es die DSS-Übersichtskarte vermuten lässt. Sie verrät sich hier nur als längliches, unförmiges Nebelchen. Bei höherer Vergrößerung (9 mm Nagler, 200x) wird das Galaxienpaar deutlicher erkennbar. Vom Kopf des Reihers (Galaxie NGC 5394) ist allerdings nur der Kernbereich erkennbar. Keine Spiralen. Dazu bedarf es viel mehr Öffnung. — Taurus T400 f/4.5 Dobsonian, Glaubenberg, SQM-L 21.1, 25. März 2022, 22:50 CET, Bernd Nies