Walgalaxie (NGC 4627/31) mit Hockeyschläger (NGC 4656/7)
Walgalaxie NGC 4631 + NGC 4627
Die Galaxie NGC 4631 hat wegen ihrer leicht asymmetrischen Form den Spitznamen "Walgalaxie" erhalten. Tatsächlich sieht sie auf Abb. 2 wie ein Buckelwal aus, der nach oben schwimmt. Man glaubt die Flipper (Pectoralflosse, Brustflosse) und Fluke (Schwanzflosse) zu erkennen. Das intergalaktische Säugetier wurde erstmals von Wilhelm Herschel am 20. März 1787 gesichtet. Es handelt sich um eine Spiralgalaxie, auf die wir genau auf die Seitenkante blicken. Entfernungangaben variiern von 18 bis 30 Millionen Lichtjahre. Nimmt man eine Entfernung von 25 Millionen Lichtjahren an, so ergibt sich ein Durchmesser der Galaxie von etwa 120'000 Lichtjahren. Die Galaxie steht in gravitativer Wechselwirkung zur benachbarten elliptischen Zwerggalaxie NGC 4627 und der weniger als 500'000 Lichtjahren entfernten Galaxie NGC 4656, welche von uns aus knapp ein halbes Grad in südöstlicher Richtung gesehen werden kann. [196]
Die kleine Galaxie NGC 4627 wurde am 20. März 1787 vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel entdeckt. Sie ist eine elliptische Zwerggalaxie und ein Begleiter von NGC 4631. Beide Galaxien zeigen Wechselwirkung untereinander und sind im Arp-Katalog [199] unter der Nummer (Arp 281) als Doppelgalaxien mit Einströmung und Anziehung aufgeführt. In Abb. 3 ist sie am oberen Rand von NGC 4631 zu erkennen. [196]
Hockeyschläger-Galaxie NGC 4656/7
Am 20. März 1787 stiess Wilhelm Herschel erstmals auf auf dieses Objekt. John Louis Emil Dreyer sah darin zwei getrennte Nebel und gab ihnen die Nummern 4656 und 4657 in seinem «New General Catalogue». Aufgrund der eigenwilligen Form hat diese Galaxie auch die Spitznamen Hockey Stick (Hockeyschläger) oder Crowbar (Geissfuss) erhalten. Im Catalogue of Principal Galaxies (PGC) [144] sind die beiden als ein und dieselbe Galaxie aufgeführt (PGC 42863).
Gemäss LEDA [134] bewegt sich die Galaxie mit einer Geschwindigkeit von 646±4 km/s von uns weg. Die daraus errechneten Entfernungsangaben liegen im Bereich von 15 bis 30 Millionen Lichtjahren.
Bei NGC 4657 handelt es sich um ein helles Gebiet mit intensiver Sternentstehung mit leuchtkräftigen Sternen und Nebeln innerhalb der Galaxie NGC 4656, vermutlich entstanden durch eine frühere gravitative Wechselwirkung mit der nur weniger als einer halben Million Lichtjahre entfernten Galaxie NGC 4631. Bei einer Entfernung von etwa 25 bis 30 Millionen Lichtjahren, entspricht der Winkeldurchmesser von etwa 2 x 1 Bogenminuten einer wahren Grösse von 7000-8000 Lichtjahren. In Abb. 4 ist am nördlich der Galaxie noch eine weitere, lichtschwache Struktur zu erkennen, welche mit NGC 4656 in Verbindung zu stehen scheint. [196]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 4627 | 12 41 59.6 | +32 34 26 | Gx (E4/P) | 13.1 | 12.4 | 0.7 | 14.1 | 1.7 × 1 | 26 | 0.001808 | 7.64 | 9.380 | F, S, R, np of 2 | WH II 659; h 1391; GC 3159; UGC 7860; MCG 6-28-19; CGCG 188-15; Arp 281; KUG 1239+328A |
NGC 4631 | 12 42 07.6 | +32 32 30 | Gx (SBcd) | 9.8 | 9.2 | 0.6 | 13.1 | 15.2 × 2.8 | 86 | 0.002021 | 8.54 | 6.050 | !, vB, vL, eE 70° ±, bMN, * 12 att n | WH V 42; h 1397; GC 3165; UGC 7865; MCG 6-28-20; CGCG 188-16; IRAS 12396+3249; KCPG 350A; Arp 281; KUG 1239+328B; Whale Galaxy |
NGC 4656 | 12 43 58.1 | +32 10 11 | Gx (SBm) | 11.0 | 10.5 | 0.5 | 14.5 | 15.3 × 2.4 | 33 | 0.002155 | 9.10 | 6.330 | !, pB, L, vmE 34°, sp of 2 | WH I 176; h 1414; GC 3189; UGC 7907; MCG 5-30-66; CGCG 159-65; IRAS 12417+3228; KCPG 350B; FGC 174A; KUG 1241+324 |
Auffindkarte
Die Galaxiengruppe befindet sich im Sternbild Jagdhunde (Canes Venatici) nahe der Grenze zu Haar der Berenike (Coma Berenices). Der 4.9 mag helle Stern 37 Comae Berenices dient als Orientierungshilfe.
Visuelle Beobachtung
350 mm Öffnung: In einem Grossfeldokular vermitteln die vier Galaxien einen beeindruckenden Anblick über die tiefen des Weltalls und deren Vielfältigkeit. Biete sich doch einerseits ein sich kanibalisierendes und stark grafitativ beeinflussendes Galaxienepaar. Weiter findet man eine helle zigarrenförmige Galaxie mit einem scheinbaren kleinen rundlichen Begleiter. Die letztgenannte, kleine Galaxie liegt aber rund dreimal tiefer im Weltall. Es lohnt sich alle vier Galaxien mit einem Blick in einem Grossfeldokular anzusehen. Die Details der 13.3 mag, 9.8 mag und je ca. 10.7 mag hellen Galaxien kommen in einer mitleren Vergrösserung gut zum Vorschein. — 14" PWO-Dobson, F:4.6 / TV-Nagler 31mm, 52x, 1.6° und TV-Nagler 13mm, 123x, 0.67°, Eduard von Bergen
400 mm Öffnung: Mit einem 21mm Tele Vue Ethos Okular (85x) passen beide großen Galaxien in das gleiche Gesichtsfeld und beeindrucken durch ihre unterschiedlichen Formen. Die Galaxien standen zu dieser Nachtzeit nahe dem Zenit und zeigten hohen Kontrast und Struktur. Der kleine Begleiter NGC 4627 der Walgalaxie NGC 4631 ist gut sichtbar. So auch die seltsame Form der Hockey Stick Galaxy. Bei stärkerer Vergrößerung werden Struktur und Staubspuren von NGC 4631 sichtbar. — Taurus T400 f/4.5 Dobsonian, Bernd Nies, Glaubenberg Langis, 28. Februar 2022