Mäusegalaxien (NGC 4676 A/B)
Geschichte
Diese zwei wechselwirkenden Galaxien wurden erstmals am 13. März 1785 von Wilhelm Herschel gesehen. Wie üblich beobachtete er mit seinem grosen 18.7 Zoll Spiegelteleskop mit 20 Fuss Brennweite in Slough, England. Er katalogisierte sie als II 326 und vermerkte: «Schwach, stark in Meridianrichtung ausgedehnt.» [463] Sein Sohn John katalogisierte sie später als h 1425 (GC 3207) und dachte, er hätte zwei Kerne gesehen. Er notierte: «extrem schwach, abfragen, ob nicht bizentral». [466] John L. E. Dreyer fügte sie 1888 als NGC 4676 zu seinen «New General Catalogue» hinzu. [313]
Am 3. März 1892 beobachtete der österreichische Astronom Rudolf Spitaler dieselbe Galaxie mit dem 27 Zoll Refraktor an der Universitätssternwarte Wien. Er sah zwei Objekte, die später von Dreyer als IC 819 und IC 820 in seinem «Index Catalogue» hinzugefügt wurden. Er beschrieb beide als «Doppelnebel, verbunden, sehr schwach, sehr klein, südlich folgend, einer heller.» [314] Da John Herschel den Nebel als zwei Kerne weisend beschrieb und Spitaler sie als zwei einzelne Objekte auflistete, endeten sie versehentlich als doppelte Einträge von NGC 4676.
In Halton Arps 1966 erschienenen «Atlas of Peculiar Galaxies» werden die beiden wechselwirkenden Galaxien als Arp 242 in der Gruppe #233-256 «Auftreten von Spaltung» aufgeführt. [199]
Physikalische Eigenschaften
Die Entfernung zu NGC 4676 A/B wird mit 102 Mpc (ca. 331 Millionen Lichtjahre) angegeben. [145] Es handelt sich hierbei um zwei nahezu identische Spiralgalaxien, etwa 160 Millionen Jahre nach ihrer engsten Begegnung. Gravitationskräfte haben ihre Spiralen zu langen, gestreckten Gezeitenschwänzen verformt, was diesem wechselwirkenden Galaxienpaar den Spitznamen «Die Mäuse» einbrachte. Der lange, gestreckte Arm ist tatsächlich gebogen. Wir sehen ihn von der Kante her, warum er gerade erscheint. Simulationen zeigen, dass das Paar schliesslich verschmelzen und eine einzige grosse elliptische Galaxie bilden wird. Die Sterne, das Gas und leuchtende Sternhaufen in den Gezeitenschweifen werden entweder in die verschmolzenen Galaxien fallen oder in einer Umlaufbahn im Halo verbleiben. Unsere eigene Milchstrasse wird wahrscheinlich in einigen Milliarden Jahren ähnlich aussehen, wenn sie unserem Nachbarn, der Andromeda-Galaxie (M 31), kollidieren wird. [476]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 4676 A | 12 46 10.1 | +30 43 57 | Gx (SB0-a) | 14.4 | 13.5 | 0.9 | 13.2 | 1.4 × 0.6 | 0 | 0.022059 | 93.18 | vF, pmE, ? biN | WH II 326; h 1425; GC 3207; IC 819; UGC 7938; MCG 5-30-76; CGCG 159-72; VV 224; Arp 242; DFOT 59; KCPG 355A; The Mice |
NGC 4676 B | 12 46 11.2 | +30 43 21 | Gx (S0-a) | 14.7 | 13.8 | 0.9 | 14.3 | 2.2 × 0.8 | 2 | 0.022039 | 93.09 | vF, pmE, ? biN | WH II 326; h 1425; GC 3207; IC 820; UGC 7939; MCG 5-30-77; CGCG 159-72; IRAS 12437+3059; KCPG 355B; Arp 242; VV 224; The Mice |
IC 819 | 12 46 10.1 | +30 43 57 | dup | 14.4 | 13.5 | 0.9 | 13.2 | 1.4 × 0.6 | 0 | 0.022059 | 93.18 | D neb, conn, vF, vS, sf one brighter | NGC 4676A; UGC 7938; MCG 5-30-76; CGCG 159-72; VV 224; Arp 242; DFOT 59; KCPG 355A; The Mice |
IC 820 | 12 46 11.2 | +30 43 21 | dup | 14.7 | 13.8 | 0.9 | 14.3 | 2.2 × 0.8 | 2 | 0.022039 | 93.09 | D neb, conn, vF, vS, sf one brighter | NGC 4676B; UGC 7939; MCG 5-30-77; CGCG 159-22; IRAS 12437+3059; KCPG 355B; Arp 242; VV 224; The Mice |
Auffindkarte
Das Galaxienpaar befindet sich im Sternbild Coma Berenices. Beste Beobachtungszeit sind die Monate Dezember bis Juli.