Mäusegalaxien (NGC 4676 A/B)

NGC 4676
NGC 4676: Galaxienpaar in Coma Berenices. Norden ist rechts; 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2, SBIG STL11K; 180-60-60-60 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik [32]

Geschichte

Diese zwei wechselwirkenden Galaxien wurden erstmals am 13. März 1785 von Wilhelm Herschel gesehen. Wie üblich beobachtete er mit seinem grosen 18.7 Zoll Spiegelteleskop mit 20 Fuss Brennweite in Slough, England. Er katalogisierte sie als II 326 und vermerkte: «Schwach, stark in Meridianrichtung ausgedehnt.» [463] Sein Sohn John katalogisierte sie später als h 1425 (GC 3207) und dachte, er hätte zwei Kerne gesehen. Er notierte: «extrem schwach, abfragen, ob nicht bizentral». [466] John L. E. Dreyer fügte sie 1888 als NGC 4676 zu seinen «New General Catalogue» hinzu. [313]

Am 3. März 1892 beobachtete der österreichische Astronom Rudolf Spitaler dieselbe Galaxie mit dem 27 Zoll Refraktor an der Universitätssternwarte Wien. Er sah zwei Objekte, die später von Dreyer als IC 819 und IC 820 in seinem «Index Catalogue» hinzugefügt wurden. Er beschrieb beide als «Doppelnebel, verbunden, sehr schwach, sehr klein, südlich folgend, einer heller.» [314] Da John Herschel den Nebel als zwei Kerne weisend beschrieb und Spitaler sie als zwei einzelne Objekte auflistete, endeten sie versehentlich als doppelte Einträge von NGC 4676.

In Halton Arps 1966 erschienenen «Atlas of Peculiar Galaxies» werden die beiden wechselwirkenden Galaxien als Arp 242 in der Gruppe #233-256 «Auftreten von Spaltung» aufgeführt. [199]

NGC 4676
NGC 4676: Aufnahme von 2002 mit dem Hubble Weltraumteleskop mit Filtern blau, orange und nah-infrarot. © ESA/Hubble & NASA [476]

Physikalische Eigenschaften

Die Entfernung zu NGC 4676 A/B wird mit 102 Mpc (ca. 331 Millionen Lichtjahre) angegeben. [145] Es handelt sich hierbei um zwei nahezu identische Spiralgalaxien, etwa 160 Millionen Jahre nach ihrer engsten Begegnung. Gravitationskräfte haben ihre Spiralen zu langen, gestreckten Gezeitenschwänzen verformt, was diesem wechselwirkenden Galaxienpaar den Spitznamen «Die Mäuse» einbrachte. Der lange, gestreckte Arm ist tatsächlich gebogen. Wir sehen ihn von der Kante her, warum er gerade erscheint. Simulationen zeigen, dass das Paar schliesslich verschmelzen und eine einzige grosse elliptische Galaxie bilden wird. Die Sterne, das Gas und leuchtende Sternhaufen in den Gezeitenschweifen werden entweder in die verschmolzenen Galaxien fallen oder in einer Umlaufbahn im Halo verbleiben. Unsere eigene Milchstrasse wird wahrscheinlich in einigen Milliarden Jahren ähnlich aussehen, wenn sie unserem Nachbarn, der Andromeda-Galaxie (M 31), kollidieren wird. [476]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 4676 A 12 46 10.1 +30 43 57 Gx (SB0-a) 14.4 13.5 0.9 13.2 1.4 × 0.6 0 0.022059 93.18 vF, pmE, ? biN WH II 326; h 1425; GC 3207; IC 819; UGC 7938; MCG 5-30-76; CGCG 159-72; VV 224; Arp 242; DFOT 59; KCPG 355A; The Mice
NGC 4676 B 12 46 11.2 +30 43 21 Gx (S0-a) 14.7 13.8 0.9 14.3 2.2 × 0.8 2 0.022039 93.09 vF, pmE, ? biN WH II 326; h 1425; GC 3207; IC 820; UGC 7939; MCG 5-30-77; CGCG 159-72; IRAS 12437+3059; KCPG 355B; Arp 242; VV 224; The Mice
IC 819 12 46 10.1 +30 43 57 dup 14.4 13.5 0.9 13.2 1.4 × 0.6 0 0.022059 93.18 D neb, conn, vF, vS, sf one brighter NGC 4676A; UGC 7938; MCG 5-30-76; CGCG 159-72; VV 224; Arp 242; DFOT 59; KCPG 355A; The Mice
IC 820 12 46 11.2 +30 43 21 dup 14.7 13.8 0.9 14.3 2.2 × 0.8 2 0.022039 93.09 D neb, conn, vF, vS, sf one brighter NGC 4676B; UGC 7939; MCG 5-30-77; CGCG 159-22; IRAS 12437+3059; KCPG 355B; Arp 242; VV 224; The Mice

Auffindkarte

Das Galaxienpaar befindet sich im Sternbild Coma Berenices. Beste Beobachtungszeit sind die Monate Dezember bis Juli.

Auffindkarte Mäusegalaxien (NGC 4676 A/B)
Mäusegalaxien (NGC 4676 A/B) im Sternbild Coma Berenices. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Objekte innerhalb eines Radius von 10°

Quellenangaben