Zwillingsjet-Nebel, Minkowskis Schmetterling (Minkowski 2-9)
Geschichte
Der planetarische Nebel wurde 1947 von dem deutsch-amerikanischen Astronomen Rudolph Minkowski entdeckt. Er identifizierte Objekte mit wenig oder keinem kontinuierlichen H-α-Spektrum auf Objektivprismen-Aufnahmen, die von W. C. Miller mit dem 10-Zoll Teleskop am Mount Wilson aufgenommen wurden. Eine genauere Untersuchung seines Erscheinungsbildes auf Direktaufnahmen, die am Newton-Fokus des 60-Zoll oder 100-Zoll Teleskops am Mount Wilson gemacht wurden, offenbarte seine Natur als planetarischer Nebel. [397, 454]
Minkowski 2-9 (M 2-9) ist unter verschiedenen Spitznamen bekannt: «Minkowskis Schmetterling», «Zwillingsjet-Nebel», «Schmetterlingsflügel-Nebel» oder einfach nur «Schmetterlingsnebel». Da die Namen mit den planetarischen Nebeln NGC 2346 und NGC 6302 verwechselt werden können, welche auch als «Schmetterlingsnebel» bekannt sind, bevorzugen wir «Zwillingsjet-Nebel». Dies entspricht auch am bestem dem Eindruck des außergewöhnlichen HST-Bildes (siehe Abb. 1).
Physikalische Eigenschaften
M 2-9 ist ein bipolare prä-planetarische Nebel und weist im Zentrum ein Doppelsternsystem auf. Beide Sterne besitzen ungefähr die gleiche Masse wie die Sonne: 0.6 bis 1.0 Sonnenmassen für den kleineren Stern, 1.0 bis 1.4 Sonnenmassen für seinen größeren Begleiter. Da sich der größere Stern dem Ende seiner Tage nähert, hat er vor etwa 1200 Jahren damit begonnen, seine äußeren Gasschichten in den Weltraum auszustoßen. Sein Partner ist weiter entwickelt und bereits ein kleiner Weißer Zwerg.
Die beiden Sterne kreisen ungefähr alle 100 Jahre um ihren gemeinsamen Massenmittelpunkt. Das ausgestoßene Gas des sterbenden Sterns wird in zwei Lappen gezogen. Innerhalb dieser Lappen befinden sich gewaltige Zwillingsjets, die mit Geschwindigkeiten von über einer Million Kilometern pro Stunde in den Weltraum strömen. Diese Jets ändern langsam ihre Ausrichtung und präzedieren über die Keulen, während sie durch die Eigenbewegungen des Binärsystems gelenkt werden. Änderungen können innerhalb weniger Jahre festgestellt werden (siehe Abb. 2). [495]
Die Rotation der Doppelsterne erzeugt nicht nur die Flügel des Schmetterlings und die beiden Jets, sondern ermöglicht es dem Weißen Zwerg auch, Gas von seinem größeren Begleiter zu entfernen, der dann eine große Materialscheibe um die Sterne herum bildet und sich ausdehnt bis zum 15-fachen der Umlaufbahn von Pluto! Obwohl diese Scheibe von unglaublicher Größe ist, ist sie viel zu klein, um auf dem Bild in Abb. 1 gesehen werden zu können. Die Entfernung wird auf etwa 1.3 kpc geschätzt. [493, 494, 495] Scheinbare Helligkeit: B 12.59 mag, V 14.7 mag. [145]
Bezeichnungen | PN G010.8+18.0: M 2- 9, PK 10+18.2, MHa 362- 8, VV 92, VV' 161 |
Rektaszension (J2000.0) | 17h 05m 38s |
Deklination (J2000.0) | -10° 08' 32" |
Abmessungen | 17.2" (optisch), 46." (radio) |
Radialgeschwindigkeit | +88.0 ± 2.3 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 31. (O-III) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 227 |
Z-Stern Magnitude | B: 16.29, V: 15.65 |
Z-Stern Spektraltyp | Descr. |
Entdecker | MINKOWSKI 1947 |
Auffindkarte
Der planetarische Nebel Minkowski 2-9 befindet sich in dem eigentlich eher für Kugelsternhaufen bekannten Sternbild Ophiuchus.Die beste Beobachtungszeit ist in den Monaten März bis August.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Es dauert ein Weilchen, bis man mittels Grossfeld-Okular Sternenmuster identifiziert hat, an denen man sich orientieren kann. Im 11 mm DeLite Okular (163x) verrät sich der Proto-PN als schwaches längliches Nebelchen in Nord-Süd Richtung, welches mit indirektem Sehen eindeutig identifizierbar ist. Ein O-III lässt leider sowohl Nebel als auch die feinen Sterne, welche der Orientierung dienen, verschwinden. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, SQM 21.34, etwas windig, Saharastaub und dunstig, 22. 5. 2022, Bernd Nies