Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070)

NGC 7000 + IC 5070: Nordamerikanebel und Pelikannebel im Sternbild Schwan; Refraktor Pentax 75 SDHF bei f/4.8 (Reducer); Canon EOS 20Da; 10 Micron GM 2000 QCI Ultraportable; 42x5 min @ 800 ASA; Gurnigelpass, 1600 m ü. M.; © 29. 8. 2008 Manuel Jung
NGC 7000: Nordamerika- und Pelikannebel; Celestron RASA 11" f/2.22; ZWO ASI6200 Pro; Tentlingen; © 2020 Peter Kocher

Geschichte

Am 24. Oktober 1786 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel einen offenen Sternhaufen, den er als VIII 58 katalogisierte (Klasse VIII = grob verstreute Sternhaufen). Er beschrieb ihn als «Haufen ziemlich großer verstreuter Sterne, nicht sehr reich.» In der gleichen Nacht entdeckte er einen sehr großen Nebel, den er als V 37 katalogisierte und notierte dazu: «sehr großer diffuser Nebel, heller in der Mitte, 7 oder 8' lang, 6' breit und sich sehr allmählich und unmerklich verlierend.» [464] Später erhielt der Sternhaufen VIII 58 die Bezeichnung GC 4620 in John Herschels «General Catalogue» und NGC 6997 in John Dreyers «New General Catalogue». Der Nebel wurde als NGC 7000 bekannt. [313, 467] Der Name «Nordamerikanebel» geht auf den deutschen Astronomen Dr. Max Wolf (1863-1932) zurück, weil ihn die Umrisse der leuchtenden H-II-Region mit der dunklen Wolke daran erinnerten. [4]

42 Jahre später, am 28. Oktober 1828, entdeckte Wilhelm Herschels Sohn John einen weiteren «armen, kleinen komprimierten Haufen», den er zunächst als h 2094 und dann als GC 4617 katalogisierte. Dieser Haufen erhielt in John Dreyers «New General Catalogue» die Bezeichnung NGC 6996. [313, 467]

Max Wolf machte am 1. Juni 1891 eine Aufnahme von dieser Region und entdeckte weitere Nebel, die als IC 5067 und IC 5070 hinzugefügt wurden. Am 7. September 1899 meldete der britische Astronom Thomas Espin einen weiteren Fleck dieses riesigen Emissionsnebels, der später die Bezeichnung IC 5067 erhielt. IC 5070 erhielt den Spitznamen «Pelikannebel», da er etwas einem sitzenden Pelikan gleicht, der seinen langen Schnabel an die Brust hält und in Richtung Osten zum Nordamerikanebel schaut. [277]

NGC 7000: Detailausschnitt aus NGC 7000 (Nordamerikanebel); 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 120+45+45+45 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik
IC 5070: Detailausschnitt aus IC 5070 (Pelikannebel); 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 150+40+40+40 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik
IC 5070: Pelikannebel; Celestron RASA 11" f/2.22; ZWO ASI6200 Pro; Tentlingen; © 2020 Peter Kocher

Physikalische Eigenschaften

NGC 7000 ist eine große Wolke, bestehend aus leuchtendem Gas und dunklem Staub. Der westliche Teil, welche durch eine Dunkelwolke abgetrennt erscheint, hat die Nummer IC 5070. Etwa 1.5° südlich davon liegt nochmals ein leuchtender Nebel, der die Bezeichnung IC 5068 erhalten hat.

Der Stern Deneb (α Cygni) gilt traditionellerweise als die Hauptquelle, welche die H-II Region zum Leuchten anregt, doch es ist auch wahrscheinlich, dass mehrere Sterne in dieser Region ihren Teil dazu beitragen. Der offene Sternhaufen NGC 6997 erscheint mitten im Nebel, doch ist nicht gewiss, ob er sich in derselben Entfernung befindet. Die Distanz zum Nebel wird auf etwa 1600 Lichtjahre geschätzt, welche in etwa mit der errechneten Distanz des Sterns Deneb übereinstimmt. Die wahre Entfernung des Sterns zum Nebel kann nicht viel weniger als 70 Lichtjahre betragen. Der Nebel selbst misst etwa 45 Lichtjahre. [4]

Revised+Historic NGC/IC, Version 22/9, © Dr. Wolfgang Steinicke [277]
NameRADecTypbMagvMagB-VSBDimPAzD(z)MDDreyer BeschreibungIdentifikation, Anmerkungen
NGC 699620 56 30.0+45 28 24OCL (III2p)10.051.500Cl, P, lCOCL 197, in Milky Way
NGC 699720 56 30.0+44 39 00OCL (III2p)10.080.620Cl, P, lC, st LOCL 197
NGC 700020 59 18.0+44 31 00EN4.05.0120 × 1000.795F, eeL, dif nebulosityLBN 373, North America nebula
IC 506720 47 50.0+44 22 00EN8.025 × 100.600FLBN 353, CED 183A, Pelican nebula
IC 506820 50 30.0+42 28 42EN40 × 300.600vFLBN 328, CED 183B
IC 507020 51 00.0+44 24 06EN8.060 × 500.600F, difLBN 350, CED 183C, Pelican nebula

Auffindkarte

Der Nordamerikanebel liegt nur etwa 3° westlich des hellen Sternes Deneb (α Cygni) im Sternbild Schwan (Cygnus). In den Monaten April bis November steht er nachts am höchsten am Himmel und kann am besten beobachtet werden.

Karte Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070)
Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070) im Sternbild Cygnus. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ≈ 6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ≈ 20 mag. [149, 160]
NGC 7000: NGC/IC Bezeichnungen im Nordamerika- und Pelikannebel. Oben rechts Deneb (α Cygni). Ausschnitt aus DSS2 [147]

Visuelle Beobachtung

In klaren, dunklen Nächten, wenn der Nordamerikanebel im Zenit steht, kann er mittels O-III Filter von blossem Auge gesehen werden. Als Beobachtungsinstrument empfiehlt sich eine Kombination aus Fernrohr und Okular, welches etwa 2° oder mehr Blickfeld bietet, damit der Nebel als Ganzes sichtbar und die Form erkennbar wird. Ist die Vergrösserung zu stark, verliert man sich in den Flächen aus hell und dunkel.

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben

  • [4] «Burnham's Celestial Handbook: An Observer's Guide to the Universe Beyond the Solar System» by Robert Burnham; Dover Publications, Inc.; Voume I: ISBN 0-486-23567-X; Volume II: ISBN 0-486-23568-8; Volume III: ISBN 0-486-23673-0
  • [147] Aladin Lite; aladin.u-strasbg.fr/AladinLite
  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [277] «Historische Deep-Sky Kataloge» von Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke (2021-02-17)
  • [313] «A New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars, being the Catalogue of the late Sir John F.W. Herschel, Bart., revised, corrected, and enlarged» Dreyer, J. L. E. (1888); Memoirs of the Royal Astronomical Society. 49: 1–237; Bibcode:1888MmRAS..49....1D; ui.adsabs.harvard.edu/abs/1888MmRAS..49....1D/abstract (2021-04-14)
  • [464] «Catalogue of a second thousand of new nebulae and clusters of stars; with a few introductory remarks on the construction of the heavens» William Herschel, Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1789; DOI:10.1098/rstl.1789.0021
  • [467] «Catalogue of nebulae and clusters of stars» John Frederick William Herschel, Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1864; DOI:10.1098/rstl.1864.0001