Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070)
Geschichte
Am 24. Oktober 1786 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel einen offenen Sternhaufen, den er als VIII 58 katalogisierte (Klasse VIII = grob verstreute Sternhaufen). Er beschrieb ihn als «Haufen ziemlich großer verstreuter Sterne, nicht sehr reich.» In der gleichen Nacht entdeckte er einen sehr großen Nebel, den er als V 37 katalogisierte und notierte dazu: «sehr großer diffuser Nebel, heller in der Mitte, 7 oder 8' lang, 6' breit und sich sehr allmählich und unmerklich verlierend.» [464] Später erhielt der Sternhaufen VIII 58 die Bezeichnung GC 4620 in John Herschels «General Catalogue» und NGC 6997 in John Dreyers «New General Catalogue». Der Nebel wurde als NGC 7000 bekannt. [313, 467] Der Name «Nordamerikanebel» geht auf den deutschen Astronomen Dr. Max Wolf (1863-1932) zurück, weil ihn die Umrisse der leuchtenden H-II-Region mit der dunklen Wolke daran erinnerten. [4]
42 Jahre später, am 28. Oktober 1828, entdeckte Wilhelm Herschels Sohn John einen weiteren «armen, kleinen komprimierten Haufen», den er zunächst als h 2094 und dann als GC 4617 katalogisierte. Dieser Haufen erhielt in John Dreyers «New General Catalogue» die Bezeichnung NGC 6996. [313, 467]
Max Wolf machte am 1. Juni 1891 eine Aufnahme von dieser Region und entdeckte weitere Nebel, die als IC 5067 und IC 5070 hinzugefügt wurden. Am 7. September 1899 meldete der britische Astronom Thomas Espin einen weiteren Fleck dieses riesigen Emissionsnebels, der später die Bezeichnung IC 5067 erhielt. IC 5070 erhielt den Spitznamen «Pelikannebel», da er etwas einem sitzenden Pelikan gleicht, der seinen langen Schnabel an die Brust hält und in Richtung Osten zum Nordamerikanebel schaut. [277]
Physikalische Eigenschaften
NGC 7000 ist eine große Wolke, bestehend aus leuchtendem Gas und dunklem Staub. Der westliche Teil, welche durch eine Dunkelwolke abgetrennt erscheint, hat die Nummer IC 5070. Etwa 1.5° südlich davon liegt nochmals ein leuchtender Nebel, der die Bezeichnung IC 5068 erhalten hat.
Der Stern Deneb (α Cygni) gilt traditionellerweise als die Hauptquelle, welche die H-II Region zum Leuchten anregt, doch es ist auch wahrscheinlich, dass mehrere Sterne in dieser Region ihren Teil dazu beitragen. Der offene Sternhaufen NGC 6997 erscheint mitten im Nebel, doch ist nicht gewiss, ob er sich in derselben Entfernung befindet. Die Distanz zum Nebel wird auf etwa 1600 Lichtjahre geschätzt, welche in etwa mit der errechneten Distanz des Sterns Deneb übereinstimmt. Die wahre Entfernung des Sterns zum Nebel kann nicht viel weniger als 70 Lichtjahre betragen. Der Nebel selbst misst etwa 45 Lichtjahre. [4]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | Dim | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 6996 | 20 56 30.0 | +45 28 24 | OCL (III2p) | 10.0 | 5 | 1.500 | Cl, P, lC | h 2094; GC 4619; OCL 197; in Milky Way | |
NGC 6997 | 20 56 30.0 | +44 39 00 | OCL (III2p) | 10.0 | 8 | 0.620 | Cl, P, lC, st L | WH VIII 58; GC 4620; OCL 197 | |
NGC 7000 | 20 59 18.0 | +44 31 00 | EN | 4.0 | 5.0 | 120 × 100 | 0.795 | F, eeL, dif nebulosity | WH V 37; h 2096; GC 4621; LBN 373; North America nebula |
IC 5067 | 20 47 50.0 | +44 22 00 | EN | 8.0 | 25 × 10 | 0.600 | F | LBN 353; CED 183A; Pelican nebula | |
IC 5068 | 20 50 30.0 | +42 28 42 | EN | 40 × 30 | 0.600 | vF | LBN 328; CED 183B | ||
IC 5070 | 20 51 00.0 | +44 24 06 | EN | 8.0 | 60 × 50 | 0.600 | F, dif | LBN 350; CED 183C; Pelican nebula |
Auffindkarte
Der Nordamerikanebel liegt nur etwa 3° westlich des hellen Sternes Deneb (α Cygni) im Sternbild Schwan (Cygnus). In den Monaten März bis Dezember steht er nachts am höchsten am Himmel und kann am besten beobachtet werden.
Visuelle Beobachtung
300 mm Öffnung: Mit dem Tele Vue 21 mm Ethos Okular erreicht man bei nur 1.2 Metern Brennweite ein Blickfeld von 1.75°, so dass sich die ganze Karibik-Dunkelwolke mit Florida und Mexico überblicken lässt. Mittels O-III Filter wird der Kontrast noch viel deutlicher. Es lohnt sich mit dem Teleskop den Nebel entlang zu wandern und diese sternreiche Region der Milchstraße zu genießen. Dieser gehört zu meinen Lieblingsobjekten mit diem kurzen Newton. — 300 mm f/4 Popp-Newton, Bernd Nies