Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070)

NGC 7000 + IC 5070
NGC 7000 + IC 5070: Nordamerikanebel und Pelikannebel im Sternbild Schwan; Refraktor Pentax 75 SDHF bei f/4.8 (Reducer); Canon EOS 20Da; 10 Micron GM 2000 QCI Ultraportable; 42x5 min @ 800 ASA; Gurnigelpass, 1600 m ü. M.; © 29. 8. 2008 Manuel Jung [45]
NGC 7000
NGC 7000: Nordamerika- und Pelikannebel; Celestron RASA 11" f/2.22; ZWO ASI6200 Pro; Tentlingen; © 2020 Peter Kocher [33]
NGC 7000
NGC 7000: Nordamerikanebel; Refraktor Takahashi FSQ-106ED bei f/5.0; ASI 6200MM Pro; ZWO AM5; 12 x 5 min. durch H-Alpha Filter (total 60 min); Gurnigelpass, 1600 m ü. M.; © 31. 8. 2024 Manuel Jung [45]

Geschichte

Am 24. Oktober 1786 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel einen offenen Sternhaufen, den er als VIII 58 katalogisierte (Klasse VIII = grob verstreute Sternhaufen). Er beschrieb ihn als «Haufen ziemlich großer verstreuter Sterne, nicht sehr reich.» In der gleichen Nacht entdeckte er einen sehr großen Nebel, den er als V 37 katalogisierte und notierte dazu: «sehr großer diffuser Nebel, heller in der Mitte, 7 oder 8' lang, 6' breit und sich sehr allmählich und unmerklich verlierend.» [464] Später erhielt der Sternhaufen VIII 58 die Bezeichnung GC 4620 in John Herschels «General Catalogue» und NGC 6997 in John Dreyers «New General Catalogue». Der Nebel wurde als NGC 7000 bekannt. [313, 467] Der Name «Nordamerikanebel» geht auf den deutschen Astronomen Dr. Max Wolf (1863-1932) zurück, weil ihn die Umrisse der leuchtenden H-II-Region mit der dunklen Wolke daran erinnerten. [4]

42 Jahre später, am 28. Oktober 1828, entdeckte Wilhelm Herschels Sohn John einen weiteren «armen, kleinen komprimierten Haufen», den er zunächst als h 2094 und dann als GC 4617 katalogisierte. Dieser Haufen erhielt in John Dreyers «New General Catalogue» die Bezeichnung NGC 6996. [313, 467]

Max Wolf machte am 1. Juni 1891 eine Aufnahme von dieser Region und entdeckte weitere Nebel, die als IC 5067 und IC 5070 hinzugefügt wurden. Am 7. September 1899 meldete der britische Astronom Thomas Espin einen weiteren Fleck dieses riesigen Emissionsnebels, der später die Bezeichnung IC 5067 erhielt. IC 5070 erhielt den Spitznamen «Pelikannebel», da er etwas einem sitzenden Pelikan gleicht, der seinen langen Schnabel an die Brust hält und in Richtung Osten zum Nordamerikanebel schaut. [277]

NGC 7000
NGC 7000: Detailausschnitt aus NGC 7000 (Nordamerikanebel); 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 120+45+45+45 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik [32]
IC 5070
IC 5070: Detailausschnitt aus IC 5070 (Pelikannebel); 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 150+40+40+40 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik [32]
IC 5070
IC 5070: Pelikannebel; Celestron RASA 11" f/2.22; ZWO ASI6200 Pro; Tentlingen; © 2020 Peter Kocher [33]

Physikalische Eigenschaften

NGC 7000 ist eine große Wolke, bestehend aus leuchtendem Gas und dunklem Staub. Der westliche Teil, welche durch eine Dunkelwolke abgetrennt erscheint, hat die Nummer IC 5070. Etwa 1.5° südlich davon liegt nochmals ein leuchtender Nebel, der die Bezeichnung IC 5068 erhalten hat.

Der Stern Deneb (α Cygni) gilt traditionellerweise als die Hauptquelle, welche die H-II Region zum Leuchten anregt, doch es ist auch wahrscheinlich, dass mehrere Sterne in dieser Region ihren Teil dazu beitragen. Der offene Sternhaufen NGC 6997 erscheint mitten im Nebel, doch ist nicht gewiss, ob er sich in derselben Entfernung befindet. Die Distanz zum Nebel wird auf etwa 1600 Lichtjahre geschätzt, welche in etwa mit der errechneten Distanz des Sterns Deneb übereinstimmt. Die wahre Entfernung des Sterns zum Nebel kann nicht viel weniger als 70 Lichtjahre betragen. Der Nebel selbst misst etwa 45 Lichtjahre. [4]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag Dim MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 6996 20 56 30.0 +45 28 24 OCL (III2p) 10.0 5 1.500 Cl, P, lC h 2094; GC 4619; OCL 197; in Milky Way
NGC 6997 20 56 30.0 +44 39 00 OCL (III2p) 10.0 8 0.620 Cl, P, lC, st L WH VIII 58; GC 4620; OCL 197
NGC 7000 20 59 18.0 +44 31 00 EN 4.0 5.0 120 × 100 0.795 F, eeL, dif nebulosity WH V 37; h 2096; GC 4621; LBN 373; North America nebula
IC 5067 20 47 50.0 +44 22 00 EN 8.0 25 × 10 0.600 F LBN 353; CED 183A; Pelican nebula
IC 5068 20 50 30.0 +42 28 42 EN 40 × 30 0.600 vF LBN 328; CED 183B
IC 5070 20 51 00.0 +44 24 06 EN 8.0 60 × 50 0.600 F, dif LBN 350; CED 183C; Pelican nebula

Auffindkarte

Der Nordamerikanebel liegt nur etwa 3° westlich des hellen Sternes Deneb (α Cygni) im Sternbild Schwan (Cygnus). In den Monaten März bis Dezember steht er nachts am höchsten am Himmel und kann am besten beobachtet werden.

Auffindkarte Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070)
Nordamerika-Nebel (NGC 7000) & Pelikannebel (IC 5070) im Sternbild Cygnus. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]
NGC 7000
NGC 7000: NGC/IC Bezeichnungen im Nordamerika- und Pelikannebel. Oben rechts Deneb (α Cygni). Ausschnitt aus DSS2 [147]

Visuelle Beobachtung

300 mm Öffnung: Mit dem Tele Vue 21 mm Ethos Okular erreicht man bei nur 1.2 Metern Brennweite ein Blickfeld von 1.75°, so dass sich die ganze Karibik-Dunkelwolke mit Florida und Mexico überblicken lässt. Mittels O-III Filter wird der Kontrast noch viel deutlicher. Es lohnt sich mit dem Teleskop den Nebel entlang zu wandern und diese sternreiche Region der Milchstraße zu genießen. Dieser gehört zu meinen Lieblingsobjekten mit diem kurzen Newton. — 300 mm f/4 Popp-Newton, Bernd Nies

Objekte innerhalb eines Radius von 10°

Quellenangaben

  • [4] Burnham's Celestial Handbook: An Observer's Guide to the Universe Beyond the Solar System; Robert Burnham; Dover Publications, Inc.; Voume I: ISBN 0-486-23567-X; Volume II: ISBN 0-486-23568-8; Volume III: ISBN 0-486-23673-0; archive.org/details/burnhams-celestial-handbook-3
  • [32] Astrofotografie; Radek, Bernie and Dragan; sternwarte.ch
  • [33] Sternwarte Tentlingen MPC A16; Peter Kocher; astropeter.ch
  • [45] Astro-, Landschafts- und Reisefotografie sowie Teleskopbau; Manuel Jung; sternklar.ch
  • [147] Aladin Lite; aladin.unistra.fr/AladinLite
  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [277] Historische Deep-Sky Kataloge; Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke; 2021-02-17
  • [313] A New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars, being the Catalogue of the late Sir John F.W. Herschel, Bart., revised, corrected, and enlarged; Dreyer, J. L. E.; Memoirs of the Royal Astronomical Society. 49: 1–237 (1888); Bibcode:1888MmRAS..49....1D
  • [464] Catalogue of a second thousand of new nebulae and clusters of stars; with a few introductory remarks on the construction of the heavens; William Herschel; Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1789; DOI:10.1098/rstl.1789.0021
  • [467] Catalogue of nebulae and clusters of stars; John Frederick William Herschel; Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1864; DOI:10.1098/rstl.1864.0001; jstor.org/stable/108864