Galaktischer Nebel Sharpless 2-106
Geschichte
Dieser Emissionsnebel wurde 1946 vom deutschen Astronomen Rudolph Minkowski am Mount Wilson Observatorium entdeckt und als M 1-99 katalogisiert. [454] Der amerikanische Astronom Stewart Sharpless katalogisierte den Nebel in den 1950er Jahren als Sh2-106 (S106) und veröffentlichte dies 1959 in seiner zweiten Ausgabe des Sharpless-Katalogs. [310]
Physikalische Eigenschaften
Der Nebel sieht dank seiner bipolaren Erscheinungsform auf den ersten Blick einem planetarischem Nebel ähnlich, doch es handelt sich um einen galaktischen Nebel, bestehend aus leuchtendem, ionisiertem Wasserstoffgas (H-II Region), und Staubwolken, welche entweder Licht absorbieren oder reflektieren.
Im Inneren des Nebels befindet sich ein massereicher, junger Stern, welcher die Bezeichnung S106 IRS4 (Infrared Source 4) trägt. An seinen Polen stösst er mit hoher Geschwindigkeit superheisses Gas ins kühlere, interstellare Medium. Das umliegende Gas wird auf etwa 10'000 Kelvin aufgeheizt, ionisiert und dadurch zum Leuchten gebracht. Ein den Zentralstern umkreisenden Ring aus kühlerem Staub und Gas verdeckt den Zentralstern bildet einen Gürtel und formt so eine Struktur, welche an eine Sanduhr erinnert. Der Zentralstern besitzt etwa 15 Sonnenmassen und befindet sich im finalen Stadium seiner Entstehung. Er wird sich bald beruhigen und in die Hauptreihe eintreten, dem erwachsenen Stadium eines stellaren Lebens.
Detaillierte Studien des Nebels im Infrarotlicht enthüllten etwa 600 braune Zwerge. Diese substellare Objekte besitzen weniger als ein Zehntel Sonnenmasse und sind dadurch zu klein, um in ihrem Inneren eine Kernfusion zu zünden. Sie bilden um den Nebel einen kleinen Sternhaufen mit der Bezeichnung Sh2-106 IR Cluster. Die Entfernung von uns beträgt rund 2000 Lichtjahre. [145, 308, 563]
Auffindkarte
Der Nebel befindet sich im östlichen Flügel des Cygnus, etwa ein Grad nordwestlich von vdB 133 um den Stern 44 Cygni. In den Monaten März bis Dezember steht dieses Sternbild günstig für die Beobachtung.