Tarantelnebel, 30 Doradus (NGC 2070)

NGC 2070
NGC 2070: ASA 12" Astrograph @ f/3.6 (Newton); FLI Microline 16200; ASA DDM85; 10 x 420s RGB Bin 1x1 (total 1h 10m); Southern Sky Guest Farm TIVOLI, Namibia; © 4 Sep 2016 Michael Steffen [709]
NGC 2070
NGC 2070: Emissionsnebel in der Grossen Magellanschen Wolke; Takahashi TOA 150/1100 APO-Refraktor bei f/5.6 (TOA-645 Reducer); SBIG STL-11000M; Astro-Physics 1200GTO; 27x5 min; Namibia, Tivoli Southern Sky Guest Farm, 1360 m ü. M.; © 28.-31. 8. 2016 Manuel Jung [45]
Grosse Magellansche Wolke
Grosse Magellansche Wolke: Nachbargalaxie im Sternbild Dorado; Carl Zeiss Apo Sonnar T* 135 mm f/2.0 ZE bei f/2.8; Canon EOS 6Da; 14x5 min; Namibia, Tivoli Southern Sky Guest Farm, 1360 m ü. M.; © 28. 8. 2016 Manuel Jung [45]

Geschichte

Der französische Astronom Nicolas-Louis de Lacaille entdeckte diesen Nebel in den Jahren 1751–1752 während seiner Expedition zum Kap der Guten Hoffnung. Er führte ihn in seiner ersten Liste der «Nebel erster Art, oder Nebelgebilde, die von keinem durch ein Zwei-Fuß-Teleskop sichtbaren Stern begleitet werden» auf und verglich ihn mit dem Aussehen des Kugelsternhaufens NGC 104. [8]

Im Jahr 1801 führte der deutsche Astronom Johann Elert Bode diesen Nebel im Anhang seiner *Uranographia* auf und gab ihm die Sternbezeichnung «30 Doradus», merkte jedoch an, dass es sich um ein nebliges Objekt handele. [714]

Der schottische Astronom James Dunlop machte in den Jahren 1826–1827 acht Beobachtungen mit seinem 9-Zoll-Spiegelteleskop an seinem Wohnsitz in Parramatta (NSW), Australien. Er katalogisierte 30 Doradus als Δ 142 und schrieb: «Ein ziemlich großer, unscharfer Nebel von unregelmäßiger, verzweigter Gestalt, mit einem ziemlich hellen kleinen Stern an der Südseite des Zentrums, der ihm das Aussehen eines Kerns verleiht. Dieser lässt sich in sehr kleine Sterne auflösen. Abbildung 4 ist eine sehr gute Darstellung des aufgelösten Nebels. (Anm.: 30 Doradus ist von einer Anzahl Nebel beträchtlicher Größe umgeben, neun oder zehn an der Zahl, mit 30 Doradus im Zentrum.)» [50]

30 Doradus
30 Doradus: Zeichnung von John Herschel, 29 November 1834, 18.3-Zoll Reflektor, Feldhausen Observatorium, Kap der Guten Hoffnung, Südafrika [11]

John Herschel beobachtete den Nebel von Südafrika aus und katalogisierte den Hauptteil als h 2941. Er schrieb: «Dies ist eines der eigenartigsten und außergewöhnlichsten Objekte, die der Himmel zu bieten hat, und gewinnt nicht wenig an zusätzlichem Interesse durch seine Lage – nämlich mitten unter den dichtesten Nebeln und Sternhaufen der größeren Magellanschen Wolke, von deren Gesamtfläche er ein Fünfhundertstel einnimmt. Aus diesen Gründen, sowie weil seine wahre Natur völlig missverstanden wurde und sein vergrößertes Aussehen in der einzigen mir bekannten Abbildung so seltsam falsch dargestellt ist, dass sie einen völlig irreführenden Eindruck sowohl von seiner Form als auch seiner Struktur vermittelt, habe ich große Mühe darauf verwendet, eine möglichst genaue Darstellung zu liefern, wie sie sich im Zwanzig-Fuß-Reflektor bei zahlreichen Gelegenheiten darbot – insbesondere am 29. November 1834, als eine ‚sehr sorgfältige Zeichnung‘ allein mit dem Auge, ohne Hilfe mikrometrischer Messungen, angefertigt wurde; sowie am 21. und 22. Dezember 1835, als der Nebel anhand eines zuvor vorbereiteten ‚Skeletts‘, das auf einer näherungsweisen Reduktion der mikrometrischen Messungen seiner Hauptsterne beruhte, ins Teleskopbild eingearbeitet wurde – eine Art Karte mit einem Dreieckssystem zur Eintragung des Nebels und jener schwachen Sterne, die mikrometrisch nicht messbar sind oder als nicht wichtig genug erachtet wurden, um vermessen zu werden. Dies ist die einzige Methode, um korrekte Monografien von Nebeln dieser Art anzufertigen, die aus komplexen Windungen und unscharf begrenzten Teilen bestehen, die schon durch die geringste Aufhellung des Gesichtsfeldes ausgelöscht werden; und in denen kleine Sterne, wenn sehr zahlreich, mit einiger Genauigkeit kartiert werden können.» [11]

Physikalische Eigenschaften

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
NameRADecTypbMagvMagDimMDDreyer BeschreibungIdentifikation, Anmerkungen
NGC 203305 34 30.6-69 46 48OCL11.60.549.970Cl, in Nubec majorh (579); GC 1236; ESO 56-SC157; in LMC
NGC 203705 34 54.0-69 44 12OCL10.30.549.970Cl, in Nubec majorh (593); GC 1240; ESO 56-SC159; in N 2033
NGC 204205 36 09.6-68 55 25OCL9.89.6949.970Cl, vL, Ri, st 12…15h 2922; GC 1245; ESO 56-SC163; in LMC
NGC 204405 36 06.0-69 11 55OCL10.710.6249.970Cl, in Nubec majorh (608); GC 1246; ESO 56-SC165; in LMC
NGC 204805 35 55.4-69 38 58EN+*0.549.970vF, L, pmEh 2926; GC 1250; ESO 56-*N166; in LMC
NGC 205005 36 38.9-69 23 01OCL9.59.3149.970Cl + neb, mC, iF, st vSh 2928; GC 1252; ESO 56-SC170; in LMC
NGC 205505 37 03.0-69 25 54OCL8.58.40.649.970Cl, vL, Ri, st 10…15h 2931; GC 1256; ESO 56-SC171; in LMC
NGC 206005 37 51.6-69 10 23SNR9.79.649.970neb, no descrip, in Nub majh (642); GC 1261; ESO 57-EN1; in LMC
NGC 206905 38 40.0-69 00 18EN49.970F, L, Eh 2940; GC 1268; ESO 57-EN7; part of N 2070; in LMC
NGC 207005 38 42.5-69 06 03EN5.030 × 2049.970!!! vB, vL, loopedh 2941; GC 1269; ESO 57-EN6; Tarantula nebula (30 Dor); in LMC
NGC 207405 39 03.6-69 29 53EN8.549.970pB, pL, mE, 5 st invh 2942; GC 1272; ESO 57-EN8; in LMC, part of N 2070
NGC 207705 39 36.0-69 39 26EN15 × 1549.970F, R, p of D nebh 2947; GC 1275; ESO 57-EN9; in LMC
NGC 207805 39 39.3-69 44 38EN49.970neb, np of gr of 7h 2948; GC 1276; ESO 57-EN10; in N 2079 group; in LMC
NGC 207905 39 40.0-69 46 26EN49.970neb, sp of gr of 7h 2949; GC 1277; ESO 57-EN11; in LMC
NGC 208005 39 44.2-69 38 44EN49.970B, R, f of D nebh 2950; GC 1278; ESO 57-EN12; in LMC
NGC 208105 39 59.5-69 24 21OCL (OCL+EN)49.970Cl, vF, mC, st + nebh 2951; GC 1279; ESO 57-SC13; in LMC
NGC 208305 39 59.3-69 44 16EN49.970neb, nf of gr of 7h 2952; GC 1281; ESO 57-EN14; in N 2079 group; in LMC
NGC 208405 40 07.1-69 45 34EN49.970neb, sf of gr of 7h 2953; GC 1282; ESO 57-EN15; in N 2079 group; in LMC
NGC 208505 40 09.0-69 40 24EN49.970vF, R, * 10 v nrh 2954; GC 1283; ESO 57-EN16; in LMC
NGC 208605 40 13.0-69 40 05EN49.970B, pS, R, lbM, * 10 ph 2956; GC 1284; ESO 57-EN17; in LMC
NGC 208805 40 59.9-68 27 56OCL12.812.51.749.970vF, S, Rh 2955; GC 1286; ESO 57-SC20; in LMC
NGC 209105 40 58.1-69 26 14OCL12.412.11.749.970vF, S, mE, glbM, ? Dh 2957; GC 1289; ESO 57-SC21; in LMC
NGC 209205 41 22.1-69 13 27OCL1.249.970vF, pL, R, rrh 2962; GC 1290; ESO 57-SC22; in LMC
NGC 209305 41 49.8-68 55 17OCL11.911.61.749.970vF, S, Rh 2963; GC 1291; ESO 57-SC23; in LMC
NGC 209405 42 08.0-68 21 48OCL49.970vF, S, Rh 2959; GC 1292; ESO 57-SC26; in LMC
NGC 209605 42 17.9-68 27 31OCL11.811.31.249.970neb, no descrip, in Nub majorh (725); GC 1294; ESO 57-SC27; in LMC
NGC 209805 42 30.4-68 16 32OCL10.910.71.649.970globular, B, S, rrh 2965; GC 1297; ESO 57-SC28; in LMC
NGC 210005 42 09.1-69 12 43OCL9.62.849.970globular, B, pL, irrR, rrh 2966; GC 1298; ESO 57-SC25; in LMC
NGC 210205 42 20.6-69 29 14OCL11.4149.970neb, no descrip, in Nub majh (730); GC 1300; ESO 57-SC29; in LMC
NGC 210805 43 55.3-69 10 51OCL12.912.8249.970eF, pL, lEh 2970; GC 1306; ESO 57-SC33; in LMC
NGC 210905 44 23.0-68 32 52OCL12.612.2249.970F, pS, R, vglbMh 2972; GC 1307; ESO 57-SC34; in LMC
NGC 211305 45 24.6-69 46 27OCL (OCL+EN)12.31.849.970Cl, F, S, iF, vlC, rrh 2975; GC 1311; ESO 57-EN36; in LMC
NGC 211605 47 15.2-68 30 29OCL13.212.9149.970F, S, R, * 11 ph 2977; GC 1314; ESO 57-SC38; in LMC
NGC 211805 47 39.6-69 07 55OCL12.01.349.970globular, vB, vS, vsmbM, rrh 2979; GC 1316; ESO 57-SC39; in LMC

Auffindkarte

Der Tarantelnebel befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke, deren nördlicher Teil sich im Sternbild Dorado und der südliche Teil im Sternbild Mensa befindet. Leider ist sie von Europa aus nicht sichtbar. In der 18. Dezember steht er in Opposition zur Sonne und ist daher um lokale Mitternacht am höchsten am Himmel.

Dorado: Tarantelnebel, 30 Doradus (NGC 2070)
Auffindkarte Tarantelnebel, 30 Doradus (NGC 2070)
nie
07:45 | -25.9°
immer
Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. Zeitangaben für Zeitzone UTC, Breitengrad 46.7996°, Längengrad 8.23225°, Horizonthöhe 5°, Datum 2025-08-11. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

635 mm Öffnung: Man könnte eine Ewigkeit verbringen, umherzuwandern und all den leuchtenden Filamenten und Flecken zu folgen, die sich von der Tarantel-Nebel aus in die Große Magellansche Wolke ausbreiten. Er erinnert ein wenig an den bekannten Zirrusnebel, ist jedoch viel größer und komplexer. Außerdem erscheint er deutlich heller, obwohl er sich viel weiter entfernt in unserer Nachbargalaxie befindet. Vermutlich lag das auch an der geringen Lichtverschmutzung in Namibia. Da störte höchstens das Zodiakallicht nach Sonnenuntergang oder die aufgehende Venus am Morgen. — 25" f/4 Obession Dobsonian, Astrofarm Tivoli, Namibia, September 2023, Bernd Nies

Objekte innerhalb eines Radius von 35°

Quellenangaben

  • [8] Sur les Étoiles Néebuleuses Du Ciel Austral; l'Abbe de la Caille; Mémoires de l'Académie Royale Des Sciences, 1755, page 194; gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k35533
  • [11] Results of astronomical observations made during the years 1834, 5, 6, 7, 8, at the Cape of Good Hope ... : being the completion of a telescopic survey of the whole surface of the visible heavens, commenced in 1825; Herschel, John F. W.; London: published by Smith, Elder and Co., 1847; DOI:10.3931/e-rara-22242
  • [45] Astro-, Landschafts- und Reisefotografie sowie Teleskopbau; Manuel Jung; sternklar.ch
  • [50] VIII. A catalogue of nebulæ and clusters of stars in the southern hemisphere, observed at Paramatta in New South Wales, by James Dunlop, Esq. In a letter addressed to Sir Thomas Makdougall Brisbane, Bart. K. C. B. late Governor of New South Wales. Presented to the Royal Society by John Frederick William Herschel, Esq. Vice President; James Dunlop; Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Volume 118, pages 113-151, published 1 January 1828; DOI:10.1098/rstl.1828.0010
  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [277] Historische Deep-Sky Kataloge; Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke; 2021-02-17
  • [709] Astrophotography by Michael Steffen; skyphoto.ch
  • [714] Allgemeine Beschreibung und Nachweisung der Gestirne Nebst Verzeichniss der geraden Aufsteigung und Abweichung von 17240 Sternen, Doppelsternen, Nebelflecken und Sternhaufenzu dessen Uranographie gehörig; Johann Elert Bode; Selbstverlag, 1801; archive.org/details/bub_gb_NUlRAAAAcAAJ/page/n15/mode/2up