Kugelsternhaufen NGC 362

NGC 362
NGC 362: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop. © 2016 ESA/Hubble & NASA [261]

Geschichte

Dieser Kugelsternhaufen wurde am 1. August 1826 vom schottischen Astronomen James Dunlop entdeckt. Er beobachtete mit seinem selbstgebauten 9-Zoll Spiegelteleskop von seinem Zuhause in Parramatta (NSW), Australien. Der Haufen wurde als Δ 62 verzeichnet und insgesamt 11-mal beobachtet, mit der zusammenfassenden Beschreibung: «Ein wunderschöner, heller, runder Nebel, etwa 4' im Durchmesser, äußerst verdichtet. Dies ist eine gute Darstellung des 2. Objekts der Connaissance des Temps [Messier 2] in Form, Farbe und Entfernung; er ist nur ein wenig leichter aufzulösen, etwas heller weiß und vielleicht kompakter und kugelförmiger. Dies ist eine wunderschöne Kugel aus weißem Licht; auflösbar; die Sterne sind nur wenig verstreut.» [50]

John Herschel listete diesen Haufen als h 2375 und beobachtete ihn viermal mit seinem 18.3-Zoll Spiegelteleskop von Südafrika aus. Zum ersten Mal beobachtete er ihn am 12. August 1834 (Sweep 482) und notierte: «Feiner, stark verdichteter Kugelsternhaufen; zur Mitte hin ziemlich plötzlich heller werdend; Durchmesser 4'.» Am 3. November 1834 (Sweep 509) schrieb er: «Kugelsternhaufen. Sehr hell; sehr groß; zur Mitte hin ziemlich plötzlich sehr viel heller werdend; rund; 5' oder 6' Durchmesser; vollständig aufgelöst.» Bei der Beobachtung am folgenden Abend (Sweep 510) beschrieb er ihn folgendermaßen: «Kugelsternhaufen; sehr hell; kaum ausgedehnt; zur Mitte hin ziemlich allmählich sehr viel heller werdend. Durchmesser des dichteren Bereichs = 60s ± in Rektaszension; aber es gibt lose Sterne in deutlich größerer Entfernung, Sterne 13. oder 14. Magnitude, alle fast gleich hell und deutlich, aber sie verschwimmen im Zentrum zu einem Lichtball.» [11]

Physikalische Eigenschaften

NGC 362 ist einer von etwa 150 bekannten Kugelsternhaufen in der Milchstraße, hebt sich jedoch durch sein ungewöhnlich junges Alter hervor. Diese Jugendlichkeit zeigt sich in der chemischen Zusammensetzung des Haufens. Nach dem Urknall bestand das Universum größtenteils aus Wasserstoff und einem kleinen Anteil Helium. Die ersten Sterne bildeten sich aus dieser ursprünglichen Mischung und begannen durch Kernfusion mit der Erzeugung schwererer Elemente – was Astronomen als «Metalle» bezeichnen. Dieser Fusionsprozess führt jedoch schließlich zum Erschöpfen des Brennstoffs oder zur Instabilität eines Sterns. Massereiche Sterne enden in gewaltigen Supernova-Explosionen, bei denen ihr angereichertes Material ins All geschleudert wird. Diese Überreste bilden die Grundlage für neue Sterne, weshalb jüngere Sterne tendenziell einen höheren Metallgehalt aufweisen als ältere.

Die Sterne in NGC 362 besitzen eine auffallend hohe Metallkonzentration, was darauf hindeutet, dass sie sich deutlich später gebildet haben als jene in den meisten anderen Kugelsternhaufen. Während Kugelsternhaufen in der Regel viel älter sind als die Mehrheit der Sterne in ihren Galaxien, schätzt man, dass die Sterne in NGC 362 etwa 2 bis 3 Milliarden Jahre jünger sind als die in anderen Haufen der Milchstraße. [261]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
BezeichnungNGC 362
TypGCL (III)
Rektaszension (J2000.0)01h 03m 14.3s
Deklination (J2000.0)-70° 50' 52"
Durchmesser14 arcmin
Visuelle Helligkeit6.8 mag
Metrische Entfernung8.600 kpc
Dreyer Beschreibungglobular, vB, vL, vC, vmbM, st 13-14
Identifikation, Anmerkungenh 2375; GC 193; GCL 3; ESO 51-SC13

Auffindkarte

Der Kugelsternhaufen NGC 362 befindet sich in der Kleinen Magellanschen Wolke, welche im Sternbild Tucana zu finden ist.. Leider ist sie von Europa aus nicht sichtbar. In der 11. Oktober steht er in Opposition zur Sonne und ist daher um lokale Mitternacht am höchsten am Himmel.

Tucana: Kugelsternhaufen NGC 362
Auffindkarte Kugelsternhaufen NGC 362
nie
03:30 | -27.5°
immer
Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. Zeitangaben für Zeitzone UTC, Breitengrad 46.7996°, Längengrad 8.23225°, Horizonthöhe 5°, Datum 2025-08-06. [149, 160]

Objekte innerhalb eines Radius von 35°

Quellenangaben

  • [11] Results of astronomical observations made during the years 1834, 5, 6, 7, 8, at the Cape of Good Hope ... : being the completion of a telescopic survey of the whole surface of the visible heavens, commenced in 1825; Herschel, John F. W.; London: published by Smith, Elder and Co., 1847; DOI:10.3931/e-rara-22242
  • [50] VIII. A catalogue of nebulæ and clusters of stars in the southern hemisphere, observed at Paramatta in New South Wales, by James Dunlop, Esq. In a letter addressed to Sir Thomas Makdougall Brisbane, Bart. K. C. B. late Governor of New South Wales. Presented to the Royal Society by John Frederick William Herschel, Esq. Vice President; James Dunlop; Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Volume 118, pages 113-151, published 1 January 1828; DOI:10.1098/rstl.1828.0010
  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [261] Explore - The Night Sky | Hubble’s Caldwell Catalog; nasa.gov/content/goddard/hubble-s-caldwell-catalog; 2021-02-08
  • [277] Historische Deep-Sky Kataloge; Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke; 2021-02-17