Stephans Quintett (Hickson 92)
Geschichte
Diese kompakte Galaxiengruppe war die erste, welche entdeckt wurde. Sie wurde erstmals 1876 vom französischen Astronomen Jean Marie Édouard Stephan gesichtet. Er war von 1866 bis 1907 Direktor an der Sternwarte in Marseille. Damals sah er jedoch nur vier Nebel und schrieb: «Die vier Nebel 19, 20, 21 und 22 sind sehr sehr schwach, sehr klein und schwierig zu beobachten. Der schönste ist 19, dann kommen 20, 21, 22. Obwohl 22 der kleinste der vier ist, ist er der hellste.» [420]
Die vier Nebel wurden 1888 vom dänisch-irischen Astronomen Johann (John) Louis Emil Dreyer als NGC 7317, NGC 7318, NGC 7319, NGC 7320 in seinen «New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars» aufgenommen. [313] Aus Stephan's ehemaligen Quartett wurde ein Quintett, als NGC 7318 sich als zwei Galaxien entpuppte und wurde fortan NGC 7318A und NGC 7318B genannt. Der amerikanische Astronom Halton Arp führte in seinem 1966 erschienenen «Atlas of Peculiar Galaxies» diese Gruppe unter der Bezeichnung Arp 319 als ein Beispiel für eine Gruppe von Galaxien auf. [199]
Paul Hickson führt diese Galaxiengruppe in seinem 1993 erschienenen «Atlas of Compact Groups of Galaxies» als HCG 92 auf. Er schrieb dazu: «Das ist die berühmte Gruppe Stephans Quintett, auch Arp 319 und VV 228. Sie besteht aus einem kompakten Quartett plus einer hellen Spiralgalaxie mit niedriger Rotverschiebung (NGC 7320). Das Quartett hat eine relativ hohe Geschwindigkeitsdispersion und eine kurze Kreuzungszeit. Die verzerrte Galaxie (NGC 7319) ist eine Infrarot- und Radioquelle.» [166]
Physikalische Eigenschaften
Die hellste und größte Galaxie in diesem Quintett ist NGC 7320. Sie zählt aber nicht zu der Gruppe, sondern weist eine wesentlich geringere Rotverschiebung auf und befindet sich im Vordergrund in einer Entfernung von etwa 14-18 Mpc, während sich die anderen Galaxien in etwa 90-97 Mpc befinden. [145] Es wird vermutet, dass sie physischer Begleiter der größeren Galaxies NGC 7331 sein könnte, welche sich in etwa derselben Distanz befindet. Etwas weiter gen Osten befindet sich noch eine weitere kleine Galaxie: NGC 7320C. Sie liegt in etwa derselben Entfernung wie die anderen Galaxien und gehört tatsächlich zur Gruppe. Alle Mitglieder dieser Gruppe zeigen gravitative Wechselwirkungen untereinander. Kinematische untersuchungen zeigten, dass NGC 7320C und NGC 7318B in die Gruppe eindrangen und die Gezeitenarme erzeugten. [422]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 7317 | 22 35 51.9 | +33 56 43 | Gx (E4) | 14.6 | 13.6 | 1.0 | 13.8 | 0.4 × 0.4 | 0.022012 | 92.98 | vF, vS | GC 6061; MCG 6-49-38; CGCG 514-60; VV 288; Arp 319; HCG 92E; Stephan's quintet | ||
NGC 7318 A | 22 35 56.7 | +33 57 58 | Gx (E2/P) | 14.3 | 13.4 | 0.9 | 13.1 | 1.2 × 1 | 5 | 0.022115 | 93.41 | eF, eS | GC 6062; UGC 12099; MCG 6-49-39; CGCG 514-61; VV 288; Arp 319; ARAK 560; HCG 92D; NPM1G +33.0464; Stephan's quintet | |
NGC 7318 B | 22 35 58.3 | +33 58 00 | Gx (SBbc) | 14.0 | 13.1 | 0.9 | 13.2 | 1.6 × 1.1 | 99 | 0.019260 | 81.35 | eF, eS | GC 6062; UGC 12100; MCG 6-49-40; CGCG 514-62; Arp 319; VV 288; HCG 92B; NPM1G +33.0464; Stephan's quintet | |
NGC 7319 | 22 36 03.5 | +33 58 35 | Gx (SBbc) | 14.1 | 13.1 | 1.0 | 13.8 | 1.4 × 1.1 | 52 | 0.022507 | 95.07 | eF, eS | GC 6063; UGC 12102; MCG 6-49-41; CGCG 514-64; IRAS 22337+3342; NPM1G +33.0466; HCG 92C; Arp 319; VV 288; Stephan's quintet | |
NGC 7320 | 22 36 03.5 | +33 56 54 | Gx (Scd) | 13.2 | 12.6 | 0.6 | 13.5 | 2.2 × 1.1 | 132 | 0.002622 | 11.08 | 15.670 | F, vS | GC 6064; UGC 12101; MCG 6-49-42; CGCG 514-63; VV 288; Arp 319; HCG 92A; Stephan's quintet |
NGC 7320 A | 22 36 32.2 | +33 47 46 | Gx (S0) | 16.0 | 15.0 | 1.0 | 12.1 | 0.4 × 0.2 | 45 | F, vS | GC 6064 | |||
NGC 7320 B | 22 37 28.1 | +33 55 24 | Gx (S) | 15.6 | 14.8 | 0.8 | 12.3 | 0.6 × 0.2 | 50 | 0.021278 | 89.88 | F, vS | GC 6064; CGCG 514-72 | |
NGC 7320 C | 22 36 20.3 | +33 59 08 | Gx (SB0-a) | 16.7 | 15.5 | 1.2 | 13.4 | 0.6 × 0.4 | 172 | 0.019964 | 84.33 | F, vS | GC 6064; MCG 6-49-43; NPM1G +33.0467; Member of Stephan's quintet? |
Auffindkarte
Die Galaxiengruppe befindet sich im Sternbild Pegasus. Die größere und hellere Galaxie NGC 7331 kann als Aufsuchhilfe verwendet werden. Stephans Quintett befindet sich nur ein halbes Grad südwestlich davon. Die beste Beobachtungszeit ist Juni bis Dezember.
Visuelle Beobachtung
762 mm Öffnung: Die fünf als Stephans-Quintett aufgeführten Galaxien NGC 7317, NGC 7318A, NGC 7318B, NGC 7319 und NGC 7320 sind einfach erkennbar. Die sechste in der Gruppe bzw. NGC 7320C (PGC 68279) eigentlich als physisch zugehörende Galaxie lässt sich mittels den Umgebungssternen auffinden und verifizieren. — 30" f/3.3 Slipstream Dobsonian, Hasliberg, 26. 10. 2019, SQM 21.17, Eduard von Bergen
762 mm Öffnung: Alle fünf Mitglieder von Stephans Quintett (NGC 7317, 7318A, 7318B, 7319, 7320) waren gut sichtbar. Eine genauere Beschreibung wurde aufgrund fortgeschrittener Müdigkeit zur frühen Morgenstunde unterlassen. — 30" Slipstream Dobsonian, Hasliberg, 14. 8. 2021 Bernd Nies, Eduard von Bergen