Blauer Schneeball (NGC 7662)

NGC 7662
NGC 7662: Blauer Schneeball in Andromeda; 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 25+10+10+10 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik [32]

Geschichte

Dieser Planetarische Nebel wurde am 6. Oktober 1784 von Wilhelm Herschel mit seinem kleinen 7-Fuss-Reflektor mit einer Öffnung von 6.3 Zoll entdeckt. Er katalogisierte ihn als IV 18 (Klasse IV = planetarische Nebel) und beschrieb ihn mit «hell, rund, ein planetarischer, gut definierte Scheibe, 15" Durchmesser mit einem 7-Fuss-Reflektor» [463]

Physikalische Eigenschaften

Der «Blue Snowball» (NGC 7662) gehört zu den hellsten Planetarischen Nebeln und lässt sich bereits in grösseren Feldstechern (ab 50 mm Öffnung) erblicken. Seine namensgebende blau-grüne Farbe stammt von zum Leuchten angeregten Sauerstoff. Für das Leuchten des Sauerstoffs verantwortlich ist der sich im Zentrum des Objekts befindliche sehr heisse Zentralstern. Seine Oberflächentemperatur beträgt ungefähr 75'000 Kelvin. Die energiereiche UV-Strahlung, die von dessen Oberfläche ausgeht, ionisiert den Sauerstoff gleich zweifach (O-III), so dass das Gas Licht bei einer Wellenlänge von 5007 und 4959 Ångström aussendet, welches wir als blau-grün wahrnehmen.

NGC 7662
NGC 7662: HST-Aufnahme von Bruce Balick

Die Farbaufnahme von Bruce Balick (Abb. 2) wurden mit drei verschiedenen Filtern aufgenommen. Grün dargestellt ist zweifach ionisierter Sauerstoff (O-III) und entspricht also dem visuellen Eindruck. Orange dargestellt ist ionisierter Stickstoff, blau ionisiertes Helium. Diese Emissionslinien sind zu schwach um mit Amateurfernrohren visuell wahrgenommen zu werden. Die Form eines PN wird hauptsächlich durch Kollisionen von Sternwinden bestimmt, die während verschiedener Aktivitätsphasen des Zentralsterns und des früheren Roten-Riesenstadiums ausgestossen wurden. Die feinen, orangefarbigen Strukturen auf dem HST-Bild lassen sich jedoch nicht mit den herkömmlichen hydrodynamischen PN-Modellen erklären. Man vermutet, dass es sich dabei um jüngere Auswürfe des Zentralsterns handelt. Die Gesamtstruktur des Blue Snowballs wird im Klassifikationsschema von Vorontsov-Velyaminov mit dem Typ IV+III - Ringstruktur mit irreg. Scheibe - treffend beschrieben (siehe Beschreibungen unten).

— 1996, Philipp Reza Heck

«Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae» Acker et al., 1992 [141]
Bezeichnungen PN G106.5-17.6: NGC 7662, PK 106-17.1, ARO 20, VV 285, VV' 575
Rektaszension (J2000.0) 23h 25m 54s
Deklination (J2000.0) +42° 32' 06"
Abmessungen 17." (optisch), 26." (radio)
Entfernung 0.98 kpc
Radialgeschwindigkeit -13.2 ± 0.7 km/s
Expansionsgeschwindigkeit 27.5 (O-III) 29. (N-II) km/s
Z-Stern Bezeichnungen AG +42 2277, AG82 451, BD +41 4773, GCRV 14695, HD 220733, NSV 14555, PLX 5676
Z-Stern Magnitude B: 13.6, V: 13.2
Entdecker HERSCHEL 1784

Wie findet man den Schneeball?

Der blaue Schneeball befindet sich im Sternbild Andromeda auf der Verbindungslinie zwischen den Sternen ι und ο Andromedae, etwa ein Drittel näher zu ι. Er ist in den Monaten Juli bis Februar gut zu beobachten.

Auffindkarte Blauer Schneeball (NGC 7662)
Blauer Schneeball (NGC 7662) im Sternbild Andromeda. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

NGC 7662
NGC 7662: Zeichnung; 150mm Refraktor, 680x; © 8. 9. 1996 Beat Kohler [35]

150 mm Öffnung: NGC 7662 mit dem Eigennamen Blue Snowball wird seinem Namen auch in kleineren Geräten voll gerecht, erscheint er doch recht farbig in einem hellbläulichen Ton. Eigentlich ist das Objekt sehr hell, aber auch recht klein. Bei Vergrösserungen bis 300-fach sind keine Strukturen ausmachen, auch der Zentralstern bleibt verborgen. Die große Flächenhelligkeit verlangt förmlich nach noch stärkeren Vergrösserungen und tatsächlich kann dem Objekt doch noch einiges abgerungen werden. Als Optimum erweist sich die Obergrenze eines guten 150 mm Halbapochromaten, nämlich etwa 680-fach! Mit etwas Konzentration ist die Handzeichnung in etwa halbstündiger Arbeit entstanden und offenbart eine Struktur, die wie aus zwei voreinander liegenden, ringförmigen Hüllensegmenten zu bestehen scheint. Durch die große Flächenhelligkeit, jedoch geringem Flächenkontrast lässt sich dieser planetarische Nebel bei klarem Himmel ohne O-III Filter am besten beobachten. — 1996, Beat Kohler

NGC 7662
NGC 7662: Zeichnung; 200mm SCT, 336x; © 8. 9. 1996 Philipp Reza Heck

200 mm Öffnung: Die blaugrüne Farbe dieses galaktischen Juwels kommt auch bei 8 Zoll Öffnung besonders gut zur Geltung. Bei einer Vergrösserung von 340-fach zeigte sich eine breite, helle Ringstruktur, die im Süden gegen Norden hin 'eingebeult' erscheint. Der westliche Teil des Rings leuchtet etwas heller. Umgeben wird das Ganze von einem ovalen, schwächeren Halo. Die Helligkeit im Zentrum des Rings entspricht etwa derjenigen des Halos. Die Verwendung eines O-III-Filters brachte beim Blue Snowball keine Kontrastverbesserung. Auch bei 200 mm Öffnung blieb der 12.5 mag helle Zentralstern immer noch unsichtbar. Dieser PN ist dank seiner hohen Flächenhelligkeit auch aus stark lichtverschmutzten Gebieten, wie zum Beispiel der Stadt Zürich, ein überaus erfrischendes Beobachtungsobjekt! — 1996, Philipp Reza Heck

320 mm Öffnung: Seine Form und die feinen Strukturen sind gut erkennbar. Der zentrale, dunklere Mittelteil lässt sich erahnen. Der OIII-Nebelfilter ist bei diesem Objekt ein Muss. Weiter ist auch eine hohe Vergrösserung anzuwenden. Der variable Zentralstern ist nicht erkennbar. [192] — 12.5" Ninja-Dobson, F:4.5 / TV-Radian 8mm, 181x, 0.33° und TV-Radian 5mm, 290x, 0.20° / OIII-Filter, Eduard von Bergen

NGC 7662
NGC 7662: Planetarischer Nebel NGC 7662; 500/2500mm-Newton + SBIG ST-6; Sternwarte Bülach; © 29. 12. 1996 Stefan Meister

500 mm Öffnung: Visuell zeigt sich die oben beschriebene Ringstruktur deutlich und hebt sich gut vom Halo ab. Der Einsatz einer O-III-Filters erhöht den Kontrast zwischen Halo und Ring bei starker Vergrösserung (400x). Der eigentlich helle Zentralstern (12.5 mag) blieb auch bei einem halben Meter Öffnung unsichtbar! Grund dafür ist die hohe Flächenhelligkeit des Nebels auch innerhalb des Rings, die den Zentralstern sozusagen 'ertrinken' lässt. Auf der CCD-Aufnahme ist er aber deutlich sichtbar. Die Aufnahme zeigt nebst der visuell sichtbaren Struktur ausserdem Helligkeitsunterschiede im Halo. — 1996, Stefan Meister

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben