Kugelsternhaufen Messier 30

Messier 30
Messier 30: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop aus dem Jahre 2009. © ESA/Hubble & NASA [262]

Geschichte

Der Kugelsternhaufen M 30 wurde im August 1764 von Charles Messier entdeckt. Er beschrieb ihn als «Nebel ... schwierig zu sehen in einem gewöhnlichen Teleskop mit 3.5 Fuß [Brennweite] ... Er ist rund und ich sah hier keinen Stern, beobachtet mit einem guten Gregorianischen Teleskop bei 104-fach.» Vermutlich war es Wilhelm Herschel, der den Kugelsternaufen 1783 erstmals in Einzelsterne aufzulösen vermochte. Er beschrieb ihn wie folgt: «Brilliant ... mit zwei Reihen von Sternen, 4 oder 5 in einer Linie, welche vermutlich dazugehören.» [4] Diese zwei Sternreihen sieht man schön auf dem Foto vom Hubble Weltraumteleskop in Abb. 1.

Physikalische Eigenschaften

Auf Simbad findet man eine Entfernungsmessung von 7000 pc (22'800 Lichtjahre) und eine Radialgeschwindigkeit von 185 km/s in unsere Richtung. Der Haufen besteht aus mehreren hundertausend Sternen und misst etwa 90 Lichtjahre im Durchmesser. [145, 262]

Blauen Nachzügler
Blauen Nachzügler: Unterschiedliche Entstehungsgeschichte. Durch Sternkollision (oben) und durch «Vampirismus» (unten) [262]

Sterne in Kugelsternhaufen sind für gewöhnlich sehr alt, etwa 12-13 Milliarden Jahre. Einige Sterne in einem Kugelsternhaufen sind jedoch wesentlich jünger als der Durchschnitt und scheinen von den anderen Sternen, welche dem Lauf der Sternentwicklung folgten und zu roten Riesen wurden, zurückgelassen worden zu sein, sogenannte «blaue Nachzügler» (blue stragglers). Solche Sterne sind schon seid den 1950er Jahren bekannt, doch blieb ihre Entstehungsgeschichte lange ungeklärt.

Francesco Ferraro von der Universität in Bologna veröffentlichte 2009 eine Studie [263], in welcher 44 hochauflösende Fotos mit dem Hubble Weltraumteleskop untersucht wurden. Dieser Studie zufolge entstanden die «blauen Nachzügler» durch Sternkollision oder durch einen manchmal «Vampirisumus» genannten Prozess. Die so neu entstandenen Sterne sind schwerer als die anderen und konzentrieren sich im Zentrum des Kugelsternhaufens.

Es wird vermutet, dass M 30 vor ein oder zwei Milliarden Jahren einen großen «Sternkollaps» durchgemacht hat, bei dem Sterne in Richtung Zentrum geworfen wurden, was zu einem raschen Anstieg der Sterndichte führte. Dies führte einerseits zum Anstieg der Sternkollisionen und andererseits begünstigte die Formation von Binärsystemen, bei welchen ein Stern den anderen quasi aussaugte. [262]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Bezeichnung NGC 7099
Typ GCL (V)
Rektaszension (J2000.0) 21h 40m 22.0s
Deklination (J2000.0) -23° 10' 43"
Durchmesser 12 arcmin
Visuelle Helligkeit 6.9 mag
Metrische Entfernung 8.100 kpc
Dreyer Beschreibung !, globular, B, L, lE, gpmbM, st 12…16
Identifikation, Anmerkungen h 2128=3878; GC 4687; M 30; GCL 122; ESO 531-SC21

Auffindkarte

Der Kugelsternhaufen M 30 befindet sich im Sternbild Capricornus (Steinbock), nur 23 Bogenminuten vom 5.2 mag hellen Stern 41 Capricorni entfernt. Die beste Beobachtungszeit ist Juli bis Oktober. Dann steht das Sternbild nachts am höchsten über dem südlichen Horizont.

Auffindkarte Kugelsternhaufen Messier 30
Kugelsternhaufen Messier 30 im Sternbild Capricornus. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

762 mm Öffnung: Am Kugelsternhaufen M 30 sind die beiden sehr weit nach aussen laufenden Sternreihen auffällig. — 30" f/3.3 SlipStream Dobsonian, Hasliberg, 9. 8. 2024, SQM 21.33, Eduard von Bergen

Objekte innerhalb eines Radius von 30°

Quellenangaben