Barnards Galaxie (NGC 6822)
Geschichte
Diese irreguläre Zwerggalaxie wurdem am 17. August 1884 von amerikanischen Astronomen Edward Emerson Barnard mit dem 6"-Cook-Refraktor des Vanderbilt Observatoriums in Nashville, Tennessee entdeckt. Später wurde Barnards Galaxie von Dreyer als NGC 6822 in seinen 1888 erschienenen «New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars» als NGC 6882 aufgenommen. Durch eine Reihe von Verwechslungen mit späteren Beobachtungen durch Herbert Howe und Max Wolf, welche grössere Teleskope benutzten und die Galaxie nicht als Ganzes erkannten, erhielt dasselbe Objekt im später erschienenen «Index Catalogue» von Dreyer noch die Bezeichung IC 1380 für eine einzelne H-II Region und IC 4895 für die ganze Gruppe von H-II Regionen in der Galaxie. [313, 314, 315]
1925 veröffentlichte Edwin Hubble eine Studie über NGC 6822, ein weit entferntes Sternsystem außerhalb unserer Galaxie. Er identifizierte zehn H-II-Regionen, die er mit römischen Buchstaben bezeichnete: Hubble I bis X (IC 1308). [618]
Physikalische Eigenschaften
NGC 6822 gehört wie unsere Milchstrasse und die Andromeda-Galaxie zur Lokalen Gruppe. Sie liegt mit einer Entfernung von etwa 1.6 Millionen Lichtjahren näher als die Andromeda-Galaxie, misst aber gerade mal 8000 Lichtjahre im Durchmesser. Zahlreiche H-II Regionen aufgeheizt von jungen heissen Sternen zeugen von aktiver Sternentstehung. Die stellare Population ist mit derer der Magellanschen Wolken vergleichbar. Das Bild in Abb. 1 wurde mit vier verschiedenen Filtern (B, V, R, und Hα) aufgenommen und misst 34' x 35'. [4, 196, 274, 275]
Abb. 2 zeigt eine Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop der H-II Region des aktiven Sternentstehungsgebietes Hubble X (IC 1308). Diese leuchtende Gaswolke misst etwa 110 Lichtjahre im Durchmesser und beherbergt mehrere tausend neu entstandener Sterne in ihrem Zentrum. Hubble-X ist um ein vielfaches grösser und heller als der Orionnebel, welcher etwa die Grösse des kleinen, kaum aufgelösten Nebels darunter besitzt. [276]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 6822 | 19 44 56.6 | -14 48 23 | Gx (IBm) | 9.3 | 8.7 | 0.6 | 14.4 | 15.4 × 14.2 | 5 | -0.000190 | 0.500 | vF, L, E, dif | IC 4895; MCG -2-50-6; DDO 209; IRAS 19421-1455; Barnard's galaxy |
IC 1308 | 19 45 05.2 | -14 43 17 | GxyP | 14.0 | 0.6 | 0.500 | eF, eS, lE, gbM, 6822 p 12s | LBN 83; part of N 6822 | |||||
IC 4895 | 19 44 56.6 | -14 48 23 | dup | 9.3 | 8.7 | 0.6 | 14.4 | 15.4 × 14.2 | 5 | -0.000190 | 0.500 | Group of neb, 25' diam | NGC 6822; MCG -2-50-6; DDO 209; IRAS 19421-1455; Barnard's galaxy |
Auffindkarte
Die benachbarte Zwerggalaxie NGC 6822 befindet sich im Sternbild Sagittarius (Schützen), eigentlich näher zum Capricornus (Steinbock). Er befindet sich etwas westlich der Mitte zwischen α1/α2 Capricorni und υ Sagittarii. Von Mai bis September ist er am besten zu beobachten. Die scheinbare Grösse der Zwerggalaxie und die geringe Flächenhelligkeit setzen einen dunklen Südhimmel voraus.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Im 21 mm Tele Vue Ethos (85x) ist von der Zwerggalaxie NGC 6822 lediglich bei indirekter Sicht ein großer, diffuser Hauch zu erahnen, kaum heller als der Himmelshintergrund. Mit O-III Filter ist Hubble X (IC 1308) nicht zu erkennen. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Gurnigel, 19. 8. 2023, Bernd Nies
762 mm Öffnung: Die Barnard's Galaxie NGC 6822 ist nur wenig heller als der Hintergrund. Ihre grosse und bauschige Ausdehnung lässt sich nur erahnen, wenn das Teleskop jeweils aus der Galaxie in den Hintergrund geschwenkt wird. Man meint, die elongierte Form ist in der Länge im TeleVue Ethos 13mm (193-fach) formatfüllend. — 30" f/3.3 SlipStream Dobsonian, Hasliberg, 10. 8. 2024, SQM 21.28, Eduard von Bergen