Kugelsternhaufen Messier 4 & NGC 6144
Messier 4
Messier 4 ist ein schöner Kugelsternhaufen, einer der größten und uns am nächsten gelegenen. Er wurde erstmals von P. L. de Cheseaux im Jahre 1746 beobachtet. Im Mai 1764 beschrieb ihn Messier als ein Haufen sehr kleiner Sterne, welcher mit kleineren Teleskopen mehr wie ein Nebel erscheint.
Der Kugelsterhaufen M 4 gehört zu denen dem Sonnensystem am nächsten gelegenen überhaupt. Enfernungsangaben schwanken von 5700 bis 7500 Lichtjahren und der Haufen bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 65 km/s vom uns weg. Neuere Schätzungen sind eher im oberen Bereich anzusiedeln. Man schätzt die Population auf wenige Hundertausende von Sternen, die von erdgebundenen Teleskopen sichtbar sind. Zusätzlich werden noch etwa 40'000 weiße Zwerge vermutet, die schwächsten davon besitzen etwa ein Vierzigstel der Leuchtkraft der hellsten in dem Haufen. M 4 gehört trotz seines relativ großen Winkeldurchmessers zu den eher kleineren Kugelsternhaufen unserer Milchstraße.
Das Hertzsprung–Russell-Diagramm dieses Haufens zeigt, dass das Sternenlicht durch Dunkelwolken in dieser Region um etwa 0.8 Magnituden gerötet ist. Die Helligkeit der hellsten Sterne beträgt 10.8 mag und die des horizontalen Zweigs im HR-Diagramm beträgt 13.4 mag. [4]
Der Kugelsternhaufen M 4 war auch das Ziel einer Studie mithilfe des Hubble Space Telescopes. Es wurde eine Vielzahl an "stellaren Leichen", sogenannten weißen Zwerge entdeckt. Anhand der Messresultate lassen sich die Voraussagen über die Kühlrate weißer Zwerge verfeinern — ein wichtiges Hilfsmittel um zuverläßige Aussagen über das Alter der Milchstraße und des Universums machen zu können. Weiße Zwerge sind ausgebrannte Kerne kollabierter Sterne, die wie ein Stück Glut langsam abkühlen und erlöschen. Das Universum ist noch nicht alt genug, um völlig ausgebrannte und erkaltete weiße Zwerge — sogenannte schwarze Zwerge — zu beherbergen. Altersschätzungen des Universums variieren z. Z. von acht bis 20 Mrd. Jahren — paradoxerweise wird das Alter von M 4 auf etwa 14 Mrd. Jahre geschätzt. M 4 ist so alt, dass sich alle Sterne mit mindestens 80% Sonnemasse bereits zu roten Riesen entwickelt haben, gefolgt von einen Kollaps zu einem weißen Zwerg. [175]
Bezeichnung | NGC 6121 |
Typ | GCL (IX) |
Rektaszension (J2000.0) | 16h 23m 35.5s |
Deklination (J2000.0) | -26° 31' 29" |
Durchmesser | 36 arcmin |
Visuelle Helligkeit | 5.4 mag |
Metrische Entfernung | 2.200 kpc |
Dreyer Beschreibung | Cl, 8 or 10 B st in line, with 5 st, rrr |
Identifikation, Anmerkungen | GC 4183; M 4; GCL 41; ESO 517-SC1 |
NGC 6144
Im Schatten von Messier 4 und dem Glanz des roten Riesen Antares, hinter dem Nebelschleier von Sharpless 2-9 befindet sich NGC 6144, ein weiterer kugelförmiger Sternhaufen. Er wurde am 22. Mai 1783 von Wilhelm Herschel gefunden und unter der Bezeichnung VI 10 katalogisiert. Herschels Klasse «VI» stand für sehr komprimierte und reichhaltige Sternhaufen. Er beschrieb ihn wie folgt: «Ein sehr kompakter und konzentrierter, großer Haufen von kleinsten vorstellbaren Sternen, alle von einer düsteren, roten Farbe. Der nächste Schritt zu einem einfach aufzulösenden Nebel.» [463] Dreyer beschrieb ihn von beträchtlicher Größe, stark konzentriert, gegen die Mitter heller werdend und gut in Einzelsterne auflösbar. NGC 6144 weist mit einem Konzentrationsindex von 11 eine sehr geringe zentrale Verdichtung auf (1 = höchste Dichte). [4]
Bezeichnung | NGC 6144 |
Typ | GCL (XI) |
Rektaszension (J2000.0) | 16h 27m 14.1s |
Deklination (J2000.0) | -26° 01' 27" |
Durchmesser | 7.4 arcmin |
Visuelle Helligkeit | 9.0 mag |
Metrische Entfernung | 8.900 kpc |
Dreyer Beschreibung | Cl, cL, mC, gbM, rrr |
Identifikation, Anmerkungen | WH VI 10; h 3629; GC 4193; IC 4606; GCL 42; ESO 517-SC6 |
Auffindtipp für die beiden Kugelsternhaufen
Die beiden Kugelsternhaufen Messier 4 und NGC 6144 sind ganz einfach zu finden. Dabei wird im Teleskop mit einem Großfeldokular der schöne rote Überriese Antares (α Scorpii) eingestellt und dann das Teleskop leicht in Richtung Westen geschwenkt. Voilà, da sind die beiden kleinen Racker. Einfacher geht's nun wirklich nicht. Die beste Beobachtungszeit ist April bis August, wenn das Sternbild Skorpion nachts am höchsten über dem Südhorizont steht.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Schon bei geringer Vergrößerung ist eine gerade Linie von Sternen, die quer durch den Kern von M 4 verläuft, das auffälligste Merkmal dieses Kugelsternhaufens. Etwas außerhalb des Kerngebiets fallen unter dem Gewirr von unzähligen feinen Sternchen zwei helle, nahe beieinander stehende auf. Ein sehr schöner Anblick. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, 2. 8. 2022, Bernd Nies