Fußabdruck-Nebel, Minkowskis Fußabdruck (Minkowski 1-92)
Geschichte
Der Nebel Minkowski 1-92 wurde 1946 von dem deutsch-amerikanischen Astronomen Rudolph Minkowski entdeckt. Er identifizierte Objekte mit wenig oder keinem kontinuierlichen H-α-Spektrum auf Objektivprismen-Aufnahmen, die von W. C. Miller mit dem 10-Zoll Teleskop am Mount Wilson aufgenommen wurden. Eine genauere Untersuchung seines Erscheinungsbildes auf Direktaufnahmen, die am Newton-Fokus des 60-Zoll oder 100-Zoll Teleskops am Mount Wilson gemacht wurden, offenbarte seine Natur als planetarischer Nebel. Minkowski listete ihn in Tabelle 2 für diffuse und eigentümliche Nebel und bemerkte dazu: «Zweikerniger Nebel ohne Zentralstern. Die im Norden vorhergehende Masse hat einen Durchmesser von etwa 3" und ist von der im Süden folgenden schwächeren Masse durch ein dunkles Band getrennt. Das Spektrum ist das eines besonderen Sterns und zeigt Banden vom M-Typ, starke Emissionslinien von H mit Absorptionen vom Cygni-Typ P und zahlreiche Emissionslinien von Fe-II und [Fe-II]. Der Nebel ist wahrscheinlich kein Emissionsnebel, sondern ein Reflexionsnebel, der den besonderen Stern verdeckt, von dem er beleuchtet wird.» [397]
Der PN besitzt keine PK-Nummer, aber in Kohouteks 2000er-Ausgabe des «Catalogue of Galactic Planetary Nebulae» [146] ist er jedoch in Tabelle 5 als möglicher prä-planetarer Nebel aufgeführt. Er ist unter folgenden Namen bekannt «Minkowskis Fußabdruck» (engl. Minkowski's Footprint) oder «Fußabdruck-Nebel» (engl. Footprint Nebula).
Physikalische Eigenschaften
Dieser protoplanetare Nebel weist zwei riesige zwiebelförmige Strukturen auf beiden Seiten eines alternden Sterns auf, was ihm eine sehr charakteristische Form verleiht. Protoplanetare Nebel haben ein kurzes Leben, da sie eine Vorstufe zur häufigeren planetarischen Nebelphase sind. Der Zentralstern, der bald ein Weißer Zwerg sein wird, stößt aufgrund intensiver Oberflächenpulsationen Material aus. Geladene Partikelströme, Sternwinde genannt, formen dieses Gas in die interessanten Formen.
Technisch gesehen ist Minkowskis Fußabdruck derzeit ein Reflexionsnebel, da er nur aufgrund des vom Zentralstern reflektierten Lichts sichtbar ist. In einigen tausend Jahren wird der Stern heißer und seine ultraviolette Strahlung wird das umgebende Gas von innen erleuchten und zum Leuchten bringen. An diesem Punkt wird er zu einem vollwertigen planetarischen Nebel geworden sein. [496] Der Nordlappen ist etwa 35° zum Beobachter hin geneigt. Die Entfernung zum Nebel beträgt etwa 2.5 kpc [497]
Name | Min 1-92 |
Objekttyp | Post-AGB Star |
Rektaszension (J2000.0) | 19h 36m 19s |
Deklination (J2000.0) | +29° 32' 50" |
Parallaxen | 0.6285 mas |
Radialgeschwindigkeit | -7.08654 km/s |
Rotverschiebung z | -0.000024 |
Spektraltyp | B0.5IV[e] |
Magnituden | U 12.13; B 12.35; V 11.75; G 14.084518; R 11.54; J 9.91; H 7.929; K 6.209 |
Identifiers | 2MASS J19361890+2932500; AKARI-FIS-V1 J1936183+293302; AKARI-IRC-V1 J1936189+293249; ALS 17351; AP J19361890+2932500; EM* VES 20; GEN# +6.20055020; GSC 02150-00266; GSC2 N0301023650; Gaia DR2 2032364166432389760; Gaia DR3 2032364166432389760; HBHA 2702-04; IRAS 19343+2926; LF 2 +29 230; MSX6C G064.0964+04.2563; Min 1-92; NAME Footprint Nebula; NAME Min Footprint; NAME Minkowski's Footprint; OH 064.0+04.2; PDS 581; PN M 1-92; TIC 213414497; UBV M 44475; UCAC3 240-190929; UCAC4 598-087069; WISE J193618.97+293250.0; WISEA J193618.91+293249.7; [KW97] 38-25; [LFO93] 1934+29; [TVH89] 410 |
Auffindkarte
Der proto-planetarische Nebel Minkowski 1-92 befindet sich in Sternbild Cygnus und ist trotz seiner Winzigkeit recht einfach zu finden. Richte den äußersten 4° Telrad-Kreis auf den hellen Stern Albireo (β Cygni), so dass die Mitte auf die Verbindungslinie Albireo — η Cygni zu liegen kommt. Dort befindet sich ein rechtwinkliges Dreieck gebildet von Doppelstern 9 Cygni (5.4 mag), Doppelstern HR 7466 (6.46 mag und 11 mag) und Variablen V1745 Cygni (7.44 mag). In der Mitte der etwa 35 Bogenminuten langen Hypothenuse befindet sich der 9.7 mag Stern BD +29 3662 (TYC 2150-142-1) und etwa 20 Bogensekunden daneben der proto-planetarische Nebel Minkowski 1-92. Die beste Beobachtungszeit ist in den Monaten März bis Dezember.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Die Position des proto-planetarischen Nebels Minkowski 1-92 ist anhand der Auffindkarte im 21 mm Ethos Okular (85x) leicht zu finden. Das kleine, spitzwinklige Dreieck ist recht auffällig. Der Stern BD +29 3662 ist rötlich und der Proto-PN erscheint bläulich. Bei höherer Vergrößerung (11 mm Delite, 163x) erscheint der Proto-PN bei indirektem Sehen als diffus und länglich. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, 2. 8. 2022, SQM 21.21, Bernd Nies