Hantelnebel (Messier 27)
Geschichte
Messier 27 oder der Hantelnebel ist wohl der auffälligste planetarische Nebel des nördlichen Sternenhimmels. Er wurde am 12. Juli 1764 von Charles Messier entdeckt. Er schrieb dazu: «Nebel ohne Stern, entdeckt im Fuchs, zwischen den beiden Vorderbeinen und sehr nahe am 14. Stern dieser Konstellation, 5. Größe nach Flamsteed; er kann mit einem gewöhnlichen Teleskop von 3.5 Fuß [Brennweite] deutlich gesehen werden: er erscheint in einer ovalen Form und enthält keine Sterne.» [281] T. W. Webb verglich den Nebel mit einer Hantel, da ihn die Form des Nebels an zwei miteinander verbundene Massen erinnerte. [4]
Physikalische Eigenschaften
Der große scheinbare Durchmesser des PN's lässt darauf schließen, dass er sich relativ nahe zu uns befindet. Die berechneten Entfernungsangaben schwanken von 300 bis 1250 Lichtjahren. Nimmt man an, dass sich der Nebel in einer Entfernung nahe bei 900 Lichtjahren befindet, so wäre M 27 mit einem wahren Durchmesser von knapp 2.5 Lichtjahren einer der größten PN's dieses Typs. Die durch spektroskopische Analyse gefundene Expansionsgeschwindigkeit von M 27 liegt etwa bei 27.3 km/s. Nach Messungen auf astrometrischen Fotografien wächst der Nebel um etwa 1" pro Jahrhundert, nach anderen Quellen sind es gar 7". Nimmt man an, dass die Expansionsrate relativ konstant ist, so kommt man auf ein Alter des Nebels von etwa 48'000 Jahren, etwa zweieinhalbmal das durchschnittliche Alter eines typischen hellen planetarischen Nebels. Nach anderen Messungen gelangt man auf ein Alter von 20'000 Jahren. M 27 besteht aus etwa 92 % Wasserstoff, 7 % Helium und Spuren von Sauerstoff, Stickstoff, Neon, Schwefel und Argon. Diese Gase leuchten in spezifischen Wellenlängen, sehr stark leuchtet M 27 auf der O-III Linie von doppelt ionisiertem Sauerstoff. Um den hellen Nebel, der etwa 5.8' im Durchmesser misst, ist noch ein schwacher Halo mit 15.2' Durchmesser.
Der Zentralstern ist etwa 13.8 mag hell und hätte bei der Entfernung dann etwa die halbe Leuchtkraft der Sonne. Wie in allen planetarischen Nebel ist der er ein abnormaler, heißer blauer Zwerg oder Sub-Zwerg mit dem Spektrum, das dem einer vergangenen Nova ähnelt. Die berechnete Oberflächentemperatur liegt etwa bei 85'000 Kelvin. K. M. Cudworth vom Yerkes Observatorium stellte fest, dass der Zentralstern möglicherweise ein physischer Doppelstern ist. Der Begleiter ist ein gelblicher Stern 17. Magnitude, etwa 6.5" in Richtung 214° vom Hauptstern entfernt. Mit der vorher angenommenen Entfernung sind die beiden Sterne etwa 1800 AU voneinander entfernt und haben die absoluten Helligkeiten von +6.2 mag und +9.7 mag. Der erste zeigt ein ziemlich kontinuierliches Spektrum und regt mit seiner starken UV-Strahlung den Nebel zum Leuchten an. [4]
Bezeichnungen | PN G060.8-03.6: NGC 6853, PK 60-03.1, ARO 14, He 2- 452, M 27, VV 246, VV' 521 |
Rektaszension (J2000.0) | 19h 59m 36s |
Deklination (J2000.0) | +22° 43' 01" |
Abmessungen | 402." (optisch) |
Entfernung | 0.32 kpc |
Radialgeschwindigkeit | -41.8 ± 0.8 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 15.0 (O-III) 31.5 (N-II) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 393, CSI +22 -19572, GCRV 12336, PLX 4735 |
Z-Stern Magnitude | U: 12.43, B: 13.66, V: 13.94 |
Z-Stern Spektraltyp | O7, O(H) |
Entdecker | HUGGINS 1864 |
Wie findet man den Hantelnebel?
Südlich von Albireo im Sternbild Cygnus liegt Vulpecula. Darin sind aber kaum Sterne, anhand derer man sich orientieren könnte - doch das kleine, markante Sternbild Sagitta ist diesbezüglich sehr nützlich: Der Stern γ Sagittae besitzt etwa dieselbe Rektaszension wie der Hantelnebel. Richtet man das Fernrohr so aus, dass der Stern am westlichen Bildrand im Okular erscheint und bewegt es dann etwa drei Grad in Richtung Norden, so gelangt man einfach zum Hantelnebel.
Visuelle Beobachtung
320 mm Öffnung: Die Hantelform ist ohne Weiteres gut erkennbar. Fast aufdringlich zeigen sich mit Nebelfilter die Ohren. Die Ohren sind gegen außen verdickt und sehen einem Henkel von einer Tasse ähnlich. Die feinen Sterne innerhalb des Nebels sind ohne Filter gut sichtbar. Überhaupt ohne Filter sieht der Nebel wesentlich ästhetischer aus. Auch die Ohren sind ohne Filter gut sichtbar, auch wenn nicht so stark. — 12.5" Ninja-Dobson, F:4.5 / TV-Nagler 13mm, 111x, 0.74° / mit und ohne OIII-Filter, Eduard von Bergen
400 mm Öffnung: Dieser helle, planetarische Nebel ist immer wieder ein eindrücklicher Anblick, mit und ohne O-III Filter, bei dem selbst das ungeübte Auge von Besuchern Details erkennen kann, sowohl bei geringer wie auch bei höheren Vergrößerungen. Die Ohren sind gut zu erkennen. Mit O-III ist zwar der Kontrast zum Hintergrund deutlich höher, doch gefällt mir der Anblick ohne Filter zwischen all den feinen Sternchen der Milchstrasse wesentlich besser. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, 17. 6. 2023, Bernd Nies