Galaxien Messier 59 & Messier 60

Messier 59

Messier 59
Messier 59: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop. © ESA/Hubble & NASA [245]

Die Entdeckung dieser Galaxie wird dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Koehler am 11. April 1779 zugeschrieben. Charles Messier stieß nur wenige Tage danach auf dieselbe Galaxie und nahm sie als Nummer 59 in seinen Katalog nebelhafter Himmelsobjekte auf. Beide stießen bei der Beobachtung des Kometen von 1779 auf diese Galaxie. Messier erwähnte den Nebel auf seiner Karte des Kometen von 1779. [217]

M 59 ist eine elliptische Galaxie. Obwohl elliptische Galaxien nebst Spiralgalaxien und irregulären Galaxien als die am weitesten entwickelte Form gelten, zeigt M 59 Anzeichen von Sternformation in einer Scheibe nahe dem Zentrum. In diesem befindet sich ein Schwarzes Loch mit etwa 270 Millionen Sonnenmassen. Die innersten 200 Lichtjahre der Galaxie rotiert in entgegengesetzter Richtung. M 59 wird von etwa 2200 Kugelsternhaufen umrundet. Die Galaxie befindet sich in etwa 50 Millionen Lichtjahren Entfernung im Virgo-Galaxienhaufen. [215, 245]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Bezeichnung NGC 4621
Typ Gx (E5)
Rektaszension (J2000.0) 12h 42m 02.2s
Deklination (J2000.0) +11° 38' 50"
Durchmesser 5.4 × 3.7 arcmin
Fotografische (blaue) Helligkeit 10.6 mag
Visuelle Helligkeit 9.6 mag
Oberflächenhelligkeit 12.9 mag·arcmin-2
Positionswinkel 165°
Rotverschiebung (z) 0.001368
Entfernung abgeleitet von z 5.78 Mpc
Metrische Entfernung 15.550 Mpc
Dreyer Beschreibung B, pL, lE, vsvmbM, 2 st p
Identifikation, Anmerkungen M 59, UGC 7858, MCG 2-32-183, CGCG 70-223, VCC 1903

Messier 60 + NGC 4647 (Arp 116)

M 60 + NGC 4647
M 60 + NGC 4647: Supernova SN 2022hrs in Spiralgalaxie NGC 4647. Unten rechts NGC 4637 und 4638; Takahashi Mewlon 250 CR, Reducer CR 0.73 (1800mm / f7.25), SBIG ST-8300; 11L x 900sec 1×1, 8R, 9G, 9B 2×2 x 600sec; Berner Oberland; © 27.4. + 1.5.2022 Bernhard Blank, Dragan Vogel [32]

Die Galaxie M 60 wurde zusammen mit M 59 am 11. April 1779 vom deutschen Astronomen Johan Gottfried Koehler und vier Nächte später auch von Charles Messier entdeckt. Am 13. und 14. April zog der Komet von 1779 so nahe an den Galaxien vorbei, dass er in seinem Fernrohr im gleichen Blickfeld wie die Galaxien erschien und diese überstrahlte, weshalb Messier die Galaxien erst in der Nacht darauf entdeckte. [217]

M 60 befindet sich im Virgo-Galaxienhaufen, welcher mehr als 1300 Galaxien beinhaltet. Sie ist mit 9.8 mag die dritthellste Galaxie im Virgo-Galaxienhaufen, misst etwa 120'000 Lichtjahre im Durchmesser und befindet sich in einer Entfernung von etwa 54 Millionen Lichtjahren.

Im Gegensatz zu Spiralgalaxien weisen elliptische Galaxien keine organisierte Strukturen und sichtbaren Merkmale auf. Sie gleichen eher dem Kern einer Spiralgalaxie. Die Masse von M 60 wird auf etwa eine Billion (1012) Sonnenmassen geschätzt, 4.5 Milliarden (4.5·109) davon gehen alleine aufs Konto des supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie. [215]

Die Spiralgalaxie NGC 4647 hat etwa nur zwei Drittel des Durchmessers von M 60 und auch weniger Masse. Sie gleicht der Größenordnung unserer Milchstraße. Ihre Entfernung zur Erde beträgt etwa 63 Millionen Lichtjahre, die zu M 60 etwa 9 Millionen Lichtjahre. [244]

Astronomen haben lange versucht zu bestimmen, ob die beiden Galaxien miteinander interagieren. Halton Arp hatte das Galaxienpaar als Nr. 166 in seien 1966 erschienenen «Atlas of Peculiar Galaxies» [199] aufgenommen. Obwohl sie sich von der Erde aus zu überlappen scheinen, gibt es keine Beweise von Sternentstehungsgebieten, welches eines der klarsten Anzeichen für eine Interaktion sind. Anhand der sehr detaillierten Hubble-Fotos gemachte Studien deuten jedoch auf den Beginn einer Gezeiteninteraktion zwischen beiden hin. [215]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 4647 12 43 32.5 +11 34 58 Gx (SBc) 11.9 11.3 0.6 13.2 2.9 × 2.3 125 0.004700 19.85 18.300 pF, pL, lE 115° ±, np of D neb UGC 7896, MCG 2-33-1, CGCG 71-15, IRAS 12410+1151, VCC 1972, VV 206, Arp 116, KCPG 353A
NGC 4649 12 43 39.8 +11 33 11 Gx (E2) 9.8 8.8 1.0 13.0 7.6 × 6.2 105 0.003726 15.74 16.270 vB, pL, R, f of D neb M 60, UGC 7898, MCG 2-33-2, CGCG 71-16, VV 206, Arp 116, VCC 1978, KCPG 353B

Galaxien NGC 4606 und NGC 4607

NGC 4606, NGC 4607
NGC 4606, NGC 4607: Galaxien NGC 4606 (rechts) und NGC 4607 (links), STScI DSS [147]

NGC 4606 wurde am 15. März 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt. Die unmittelbar daneben liegende Galaxie NGC 4607 hatten sowohl er und sein Sohn übersehen. Als deren Entdecker git R. J. Mitchell, einen Assistenten von Lord Rosse, am 24. April 1854. Entfernungsangaben gemäß Simbad zu NGC 4606: 12.5 bis 20.1 Mpc (40.8 bis 65.6 Millionen Lichtjahre) und zu NGC 4607: 8.4 bis 19.9 Mpc (24.7 bis 64.9 Millionen Lichtjahre). Obwohl die beiden Galaxien nahe beinander liegen, scheinen sie aufgrund der Differenz in der Rotverschiebung von 600 km/s nicht gravitativ aneinander gebunden zu sein. [145, 196]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 4606 12 40 57.5 +11 54 43 Gx (SBa) 12.7 11.8 0.9 13.5 3.3 × 1.7 33 0.005470 23.10 20.000 vF, pS, E, 2 or 3 vS st inv UGC 7839, MCG 2-32-174, CGCG 70-213, VCC 1859, IRAS 12384+1211
NGC 4607 12 41 12.2 +11 53 08 Gx (SBb) 13.8 12.8 1.0 13.4 2.9 × 0.7 2 0.007572 31.98 20.000 F, mE, 3' or 4' f III 43 UGC 7843, MCG 2-32-176, CGCG 70-216, VCC 1868, IRAS 12386+1209

Galaxien NGC 4637 und NGC 4638

NGC 4637, NGC 4638
NGC 4637, NGC 4638: Galaxien NGC 4637 (links) und NGC 4638 (rechts), SDSS9 [147]

Die Galaxie NGC 4638 ist mit 12.1 mag die hellere der beiden und wurde am 15. März 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt. Die unmittelbar daneben liegende Galaxie NGC 4637 mit 14.8 mag wurde erst am 1. März 1854 von R. J. Mitchell, einem Assistenten von Lord Rosse entdeckt. Später gab es eine Verwechslung der Identifizierung beiden Galaxien, weshalb NGC 4638 die kleinere Rektaszension als NGC 4637 besitzt, obwohl in J. L. E. Dreyers «New General Catalogue» seine Objekte nach aufsteigender Rektaszension sortiert wurden. [196]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 4637 12 42 54.2 +11 26 17 Gx (S0) 14.9 13.9 1.0 13.4 1.2 × 0.5 98 Makes a D neb with h 1402 (?) UGC 7881, MCG 2-32-188, CGCG 71-7, VCC 1945
NGC 4638 12 42 47.3 +11 26 33 Gx (E-S0) 12.1 11.2 0.9 12.3 2.2 × 1.4 125 0.003883 16.40 17.060 F, R, gbM NGC 4667, UGC 7880, MCG 2-32-187, CGCG 70-229, CGCG 71-6, VCC 1938

Galaxien NGC 4641, IC 809, 3665, 3670, 3684

Weitere fünf Galaxien im selben Blickfeld seien hier der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie erscheinen sehr klein und unscheinbar. Abbildungen unten sind 3.8' x 2.9' Ausschnitte aus dem «Sloan Digital Sky Survey». [227] Die Galaxie IC 809 hat in der zweiten Ausgabe von Dreyers «Index Catalogue» nochmals eine Nummer IC 3672 zugewiesen bekommen.

NGC 4641
NGC 4641: [147]
IC 809
IC 809: [147]
IC 3665
IC 3665: [147]
IC 3670
IC 3670: [147]
IC 3684, PGC 42679
IC 3684, PGC 42679: [147]
Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 4641 12 43 07.6 +12 03 05 Gx (S0) 14.2 13.2 1.0 13.2 1.2 × 1 170 0.006708 28.33 eF, pL, R, F * nr f UGC 7889, MCG 2-32-191, CGCG 71-11, VCC 1955, NPM1G +12.0332
IC 809 12 42 08.7 +11 45 15 Gx (E0) 14.2 13.2 1.0 13.3 1 × 1 0.000687 2.90 15.760 eF, pS, R, M 59 s IC 3672, UGC 7863, MCG 2-32-184, CGCG 70-225, VCC 1910
IC 3665 12 41 46.6 +11 29 17 Gx (Im) 15.1 14.5 0.6 14.0 0.9 × 0.6 72 0.004093 17.29 F, S, R, dif UGC 7855, MCG 2-32-180, CGCG 70-220, VCC 1890
IC 3670 12 41 55.0 +11 46 24 Gx (E2) 16.0 15.0 1.0 13.3 0.5 × 0.4 5 0.024400 103.0 vS, R, bM
IC 3672 12 42 08.7 +11 45 15 dup 14.2 13.2 1.0 13.3 1 × 1 0.000687 2.90 15.760 vF, vS, R, stell, I.C. 809 n IC 809, UGC 7863, MCG 2-32-184, CGCG 70-225, VCC 1910
IC 3684 12 42 26.5 +11 44 22 Gx (S0-a) 16.0 15.1 0.9 14.1 1.1 × 0.4 14 0.003872 16.36 vF, vS, R VCC 1921

Auffindkarte

Die Galaxiengruppe befindet sich im Sternbild Jungfrau (Virgo) etwa auf der Verbindungslinie der Sterne Vindemiatrix (ε Virginis) und Denebola (β Leonis), etwa 4° (äußerster Telrad-Ring) von Vindemiatrix entfernt. Die beste Zeit für die Beobachtung sind die Monate Februar bis Juni. Dann steht das Sternbild nachts am höchsten.

Auffindkarte Galaxien Messier 59 & Messier 60
Galaxien Messier 59 & Messier 60 im Sternbild Virgo. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

400 mm Öffnung: Die Galaxie M 60 zeigt sich den Erwartungen entsprechend als strukturloser, ovaler Fleck mit einem hellen Zentrum. Aber auch in NGC 4647 ist ausser dem hellen Zentrum keinerlei Struktur zu erkennen. Die am 16. April 2022 entdeckte Supernova SN 2022HRS zeigt sich als helles Sternchen neben dem Kern der Galaxie. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, SQM 21.27, etwas windig, Saharastaub und dunstig, 22. 5. 2022, Bernd Nies

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben