Möwennebel (IC 2177)
Geschichte
Am 10. Januar 1785 ließ Wilhelm Herschel sein 18.7 Zoll Spiegelteleskop durch das Sternbild Monoceros streifen und fand drei «grob verstreute Sternhaufen»: VIII 32 (NGC 2335), VIII 33 (NGC 2343) und VIII 34 (NGC 2353).
Wenige Nächte später, am 31. Januar 1785, kam Wilhelm Herschel erneut in dieselbe Region und fand ein Objekt, das er als IV 25 klassifizierte (Klasse IV = planetarische Nebel, Sterne mit Kletten, mit milchiger Chevelure, mit kurzen Strahlen, bemerkenswerten Formen, usw.). Er notierte: «Ein pcst. (ziemlich kometenhafter? Stern) mit sehr schwacher und sehr kleiner Chevelure von unregelmäßiger Gestalt.» [463] Sein Sohn John katalogisierte dieses Objekt 1833 als h 428, wobei er nicht sicher war, ob es sich um IV 25 handelte. Er beschrieb es wie folgt: «Ein Doppelstern, dessen großer Stern sich im Zentrum eines sehr schwachen Nebels befindet, der auch den kleinen Stern einschließt.» [466] In seinem «General Catalogue» erhielt das Objekt die Bezeichnung GC 1487 und die Beschreibung: «ziemlich heller Doppelstern in einem kleinen, sehr schwachen Nebel.» [467] Im Jahr 1888 nahm Dreyer diese Entdeckung als NGC 2327 in seinen «New General Catalogue» auf. [313]
Im Jahr 1898 machte der britische Astronom Isaac Roberts mit dem 20 Zoll Reflektor seiner Sternwarte «Starfield» in Crowborough Hill, Sussex, Großbritannien, eine Aufnahme dieser Region. Er schrieb dazu: «Nebel in Monoceros, in dem der Stern 7.3 mag BD -10°1848 zusammen mit mehreren anderen schwachen Sternen zu sehen ist. Der Nebel ist unregelmäßig rund, hell und hat ein breites Nebelband, das sich von Südwest nach Nordost erstreckt. Der Durchmesser des Nebels beträgt etwa 13 Bogenminuten.» [554] Diese Sichtung wurde dann 1910 von Dreyer als IC 2177 in seinen «Second Index Catalogue» aufgenommen. [315]
Im Jahr 1955 führte Colin S. Gum vom Commonwealth Observatory in Canberra eine Durchmusterung von H-II-Regionen durch und identifizierte Teile des Nebels, die als Gum 1, Gum 2 und Gum 3 bekannt sind. [555] Stewart Sharpless «Catalogue of H II Regions» aus dem Jahr 1959 listet Sh 2-292, Sh 2-295, Sh 2-296, Sh 2-297 auf. [310] In den frühen 1960er Jahren identifizierte Beverly Lynd zahlreiche Dunkel- (LDN 1657, LDN 1658) und Helligkeitsnebel (LBN 1027, LBN 1033, LBN 1035, LBN 1039) in dieser Region. [270, 473]
Physikalische Eigenschaften
Das ist eine interstellare Wolke aus Staub, Molekülen, Wasserstoff, Helium und anderen ionisierten Gasen, in der neue Sterne geboren werden. Der gesamte Nebel ist auch bekannt unter der Bezeichnung Canis Majoris OB1 Association (CMa OB1).
Die Hauptbestandteile der Möwe sind drei große Gaswolken, von denen die markanteste Sharpless 2-296 ist, die die «Flügel» bildet. IC 2177 oder SH 2-292 bildet den «Kopf» der Möwe. Der Wasserstoff leuchtet aufgrund der energiereichen Strahlung des eingebetteten, sehr heißen jungen Sterns HD 53367 (BD -10°1848) hellrot und wird zu einer HII-Region. HD 53367 ist ein Stern vom Typ Be mit der 20-fachen Masse unserer Sonne. Er besitzt einen Begleiter mit 5 Sonnenmassen auf einer stark elliptischen Umlaufbahn. Das Licht der heißen blau-weißen Sterne wird auch an den winzigen Staubteilchen im Nebel gestreut und erzeugt einen kontrastreichen blauen Schleier.
Dunkle Staubspuren unterbrechen die leuchtenden Wolken. Dies sind Teile von viel dichterem Material, die einen Teil des leuchtenden Gases dahinter verbergen. Nebel wie dieser haben Dichten von einigen hundert Atomen pro Kubikzentimeter, verglichen mit der Dichte des umgebenden Nebels von etwa 1 Atom pro Kubikzentimeter.
Der gesamte Nebel ist etwa 3700 Lichtjahre von der Erde entfernt und erstreckt sich über 100 Lichtjahre in die Breite. [556, 557, 558]
Name | RA | Dec | Typ | vMag | Dim | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 2327 | 07 04 07.2 | -11 18 51 | RN | 1 × 1 | 1.200 | pB ** inv in S, vF, neb | WH IV 25; h 428; GC 1487; CED 89B | |
NGC 2335 | 07 06 49.4 | -10 01 43 | OCL (III3m) | 7.2 | 7 | 1.417 | Cl, L, lC | WH VIII 32; GC 1494; OCL 562 |
NGC 2343 | 07 08 06.7 | -10 37 00 | OCL (III3p) | 6.7 | 6 | 1.056 | Cl, cL, P, lC | WH VIII 33; GC 1498; OCL 565 |
NGC 2353 | 07 14 30.3 | -10 15 57 | OCL (II2p) | 7.1 | 18 | 1.119 | Cl, L, lC, one vB * | WH VIII 34; GC 1506; OCL 567 |
IC 2177 | 07 04 25.3 | -10 27 13 | EN | 20 × 20 | 1.120 | pB, eL, iR, v dif | LBN 1027; vdB 93; Sh2-292; Be star |
Auffindkarte
Der Nebel IC 2177 befindet sich zwischen den Sternbildern Monoceros und Canis Maior. Die beste Zeit zum Beobachten ist von November bis Februar.
Visuelle Beobachtung
762 mm Öffnung: Der Nebelteil IC 2177 stellt nur den Kopf des gesamten Möwennebel dar. Das Auge ist ein Doppelsternenpaar in einem eher kreisrundem Nebelteil. Dieses Sternenpaar dient auch Ausgangspunkt für den schwarzen linienförmigen Dunkelnebel, welcher sich in Bogenform in Richtung der oberhalb beginnenden Sternenlinie hinzieht, welche bei zwei im rechten Winkel zur Linie stehenden Sternen ausläuft. — 30" SlipStream-Dobson f/3.3, Hasliberg, 14. 2. 2023, Eduard von Bergen