Herznebel (IC 1805)
Geschichte
Am 3. November 1787 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel einen «sehr schwachen Nebel», den er als WH III 695 katalogisierte und wie folgt beschrieb: «extrem schwach, ziemlich groß, von unregelmäßiger Gestalt». [464] John L. E. Dreyer fügte den Nebel 1888 dann als NGC 896 zu seinem «New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars» hinzu. [313]
1890 fotografierte der amerikanische Astronom Edward Barnard denselben Himmelsausschnitt und entdeckte etwas nordöstlich an der für NGC 896 notierten Stelle einen «nebeligen Fleck», der von John L. E. Dreyer in seinem zweitem «Index Catalogue» als IC 1795 unwissentlich als Doppeleintrag für NGC 896 aufgenommen wurde. Vermutlich sah Herschel nur den hellsten westlichen Teil von IC 1795. Etwa ein Grad südöstlich von diesem Nebel entdeckte Barnard einen weiteren großen Nebel in dem ein offener Sternhaufen eingebettet war. Dieser wurde dann zu IC 1805. [196]
Im Jahr 1915 veröffentlichte der britische Astronom Philibert Jacques Melotte einen Katalog der Sternhaufen, die auf den Franklin-Adams Chart Plates abgebildet sind, einem fotografischen Sternatlas, der von John Franklin-Adams erstellt und 1914 veröffentlicht wurde. Der Katalog enthält 245 Sternhaufen, und IC 1805 ist dort als Nummer 15 aufgeführt, daher die Bezeichnung Mel 15 (oder Melotte 15). Er gab einen Durchmesser von 15 Bogenminuten an und notierte: «Ein sehr lockerer Haufen. Etwas ähnlich wie NGC 1027, aber die Sterne sind nicht so zahlreich und im Allgemeinen heller.» [158]
Im Jahr 1931 führte der schwedische Astronom Per Collinder IC 1805 als Sternhaufen Nr. 26 (Collinder 26) auf. [455]
Im Jahr 1946 veröffentlichte der schwedische Astronom Sven Cederblad seine «Studien über leuchtende diffuse galaktische Nebel mit besonderer Berücksichtigung ihrer räumlichen Verteilung», führte den Nebel IC 1795 als Cederblad 6 und bemerkte: «Die Nebel scheinen offenbar aus drei Teilen zu bestehen: 6a = +61 411 mit einem fächerförmigen Anhang; 6b = Ein Stern der dreizehnten Größenklasse mit dito; 6c = Allgemeiner Hintergrundschleier.» Der Nebel IC 1805 ist dort als Cederblad 7 aufgeführt und er notierte: «R. Nebulöser Cluster, der die BD-Sterne enthält: [...]. Die Spektren dieser Sterne sollen 'vielleicht B0' sein. Es gibt eine auffällige Verdichtung bei [BD] +60 507.» [130]
Der amerikanische Astronom Stewart Sharpless nahm den Nebel um den Sternhaufen IC 1805 als Sh 2-190 in seinen berühmten «Catalogue of H-II Regions» auf, der 1959 veröffentlicht wurde. Sein Katalog umfasst 313 H-II-Regionen, die auf den Fotoplatten des «Palomar Observatory Sky Survey» bis zu einer Deklination von -27° identifiziert wurden. [310]
Physikalische Eigenschaften
Alle Objekte (NGC 896, IC 1795 und IC 1805) sind ein miteinander verbundenes, großes H-II Gebiet und bilden den «Herznebel» (Heart Nebula), welcher von den jungen O und B Sternen im Sternhaufen in IC 1805 (Collinder 26, Melotte 15) zum Leuchten angeregt werden. Auf Simbad findet man für IC 1795 eine Entfernung von 4.1 kpc (13'400 Lichtjahre). Für IC 1805 findet man Entfernungen von 1.7 kpc bis 6.1 kpc (rund 5500 bis 20'000 Lichtjahre). Die wahre Entfernung liegt wohl irgendwo dazwischen. [145]
Name | RA | Dec | Typ | vMag | Dim | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
NGC 896 | 02 25 27.8 | +62 01 10 | EN | 10 × 10 | 2.300 | eF, pL, iF | WH III 695; GC 531; IC 1795; LBN 645; CED 6; SG 1.04; Min 2-57; narrrow dark lane n-s, SNR ? | |
NGC 1027 | 02 42 36.0 | +61 35 42 | OCL (III2p) | 6.7 | 15 | 0.772 | Cl, L, sc st, one 10 m | WH VIII 66; GC 578; IC 1824; OCL 357 |
IC 1795 | 02 25 27.8 | +62 01 10 | dup | 10 × 10 | 2.300 | Patch of neby | NGC 896; LBN 645; CED 6; SG 1.04; Min 2-57; narrrow dark lane n-s, SNR ? | |
IC 1805 | 02 32 48.0 | +61 27 42 | OCL (III3pn) | 6.5 | 20 | 1.886 | Cl, co, eL neby extends f | OCL 352; Mel 15; LBN 654 |
IC 1824 | 02 42 36.0 | +61 35 42 | dup | 6.7 | 15 | 0.772 | Cl, st F, perh. F neby p extends to it | NGC 1027; OCL 357 |
Auffindkarte
Der Herznebel liegt im Sternbild Cassiopeia. In Mitteleuropa ist er zirkumpolar. Die beste Beobachtungszeit ist jedoch Juli bis Januar, wenn das Sternbild nachts am höchsten steht. Etwa 2.5 Grad weiter östlich befindet sich ein weiterer Nebel, der «Seelennebel» (Sh 2-199 mit dem Sternhaufen IC 1848). Beide Nebel werden oft gemeinsam als der «Herz- und Seelennebel» bezeichnet.