Offener Sternhaufen NGC 6193 & Randnebel NGC 6188

Geschichte
Der offene Sternhaufen NGC 6193 wurde am 14. Mai 1826 vom schottischen Astronomen James Dunlop entdeckt. Er beobachtete ihn mit seinem selbstgebauten 9-Zoll-Reflektor von Paramatta, NSW, Australien aus, machte drei Beobachtungen und führte ihn als Δ 413 mit folgenden Anmerkungen auf: «Ein Haufen kleiner Sterne mit einem hellen Stern auf der vorausgehenden Seite. Ein beträchtlicher Ausläufer oder Schweif geht von der Nordseite aus und verbindet sich mit einem sehr großen Sternhaufen.» [50]
Am 15. April 1836 (Sweep 693) beobachtete John Herschel diesen Haufen mit seinem 18,7-Zoll-Reflektor von Südafrika aus. Er fügte zwei verschiedene Einträge hinzu. Eintrag h 3640 (NGC 6188): «Der hellste Teil eines sehr großen, schwachen, diffusen, verzweigten Nebels, der im nördlich nachfolgenden Teil den Stern B[risbane] 5789 einhüllt und sich in den Sternhaufen Δ 413 ausdehnt, den er teilweise umgibt. Kein Zweifel am Nebel, dessen hellster Teil dem Haufen etwa eine Minute vorausgeht. Die nachfolgenden Sterne hinter dem Doppelstern sind völlig nebelfrei. Ich vermute, dass Nebel und Haufen nicht miteinander verbunden sind.» Eintrag h 3642 (NGC 6193): «Haufen der Klasse VIII; besteht aus etwa einem Dutzend Sternen 10..10 mag und vielleicht ebenso vielen schwächeren sowie aus verstreuten Sternen, die das Gesichtsfeld ausfüllen. In seinem vorausgehenden Teil befindet sich ein schönes Doppelsternsystem (Position wie angegeben), und noch weiter voraus liegt ein sehr großer, schwacher Nebel, in dem der vorausgehende Teil des Haufens eingebettet ist.» [11]
Physikalische Eigenschaften
Der offene Sternhaufen NGC 6193 enthält etwa dreißig helle Sterne und bildet das Zentrum der Ara-OB1-Assoziation, die rund 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Die beiden hellsten Sterne sind sehr heiße Riesensterne. Gemeinsam liefern sie die Hauptquelle der Beleuchtung für den nahegelegenen Emissionsnebel, den Randnebel oder NGC 6188, der westlich des Haufens liegt. OB-Assoziationen sind lockere Gruppen junger, massereicher, blau-weißer Sterne. Der Randnebel markiert den Rand eines Sternentstehungsgebiets innerhalb der wasserstoffreichen Molekülwolke RCW 108, einer sogenannten H-II-Region. Strahlung und Sternwinde von NGC 6193 lösen neue Sternentstehung in den umliegenden Gas- und Staubwolken aus. Während die Wolken zu Sternen kollabieren, werden sie durch Winde, Strahlung und Supernovae erodiert. Nur etwa 10 % des Materials bildet tatsächlich Sterne – der Rest wird ins All hinausgeschleudert. Der Randnebel zeigt frühe Anzeichen einer «Säulenbildung», was darauf hindeutet, dass er sich ähnlich wie bekannte Sternentstehungsregionen wie der Adler- oder der Kegennebel entwickeln könnte. [737]
Name | RA | Dec | Typ | vMag | Dim | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 6188 | 16 40 05.0 | -48 39 42 | EN+RN | 20 × 12 | 1.200 | ! F, vL, viE, B * inv | h 3640; GC 4223; ESO 226-EN19 | |
NGC 6193 | 16 41 20.3 | -48 45 48 | OCL (II3p) | 5.2 | 14 | 1.155 | Cl, vL, lRi, lC, rrr, F neb inv | h 3642; GC 4225; OCL 975; ESO 226-SC20; in N 6188 |
Auffindkarte
Der offene Sternhaufen NGC 6193 mit dem Nebel NGC 6188 befindet sich im Sternbild Ara. Leider ist er von Europa aus nicht sichtbar. Am 3. Juni steht er in Opposition zur Sonne und ist daher um Mitternacht Ortszeit am höchsten am Himmel.