Austernnebel (NGC 1501)

NGC 1501
NGC 1501: Planetarischer Austernnebel in Camelopardalis; 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 20+10+10+10 min LRGB; Berner Oberland; © 2011 Radek Chromik

Geschichte

Dieser planetarische Nebel wurde am 3. November 1787 von Wilhelm Herschel mit seinem Spiegelteleskop von 18.7 Zoll Öffnung und 20 Fuß Brennweite entdeckt. Er katalogisierte ihn als IV 53 und notierte: «Ein ziemlich heller planetarischer Nebel. Fast 1 Fuß Durchmesser, rund, von gleichmäßigem Licht und ziemlich gut definiert. 2 Beobachtungen mit 360-facher Vergrößerung; aber immer noch ziemlich abrupt definiert und ein wenig elliptisch.» [464] Sein Sohn John katalogisierte ihn 1864 als GC 801 und Dreyer dann später im Jahre 1888 als NGC 1501. [313]

Physikalische Eigenschaften

NGC 1501
NGC 1501: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop. © ESA/Hubble & NASA [224]

NGC 1501 wird im Klassifikationsschema von Vorontsov-Velyaminov als unregelmässige Scheibe (Typ III) angegeben. Die unregelmässige 'Textur' ist besonders auf fotografischen und CCD-Aufnahmen markant. Wenn man den Nebel mit etwas Irdischem vergleichen würde, kommt er wohl einer Auster am ähnlichsten! Der Zentralstern des Nebels gehört zur Klasse der Wolf-Rayet-Sterne. Dies sind Sterne mit einer sehr heissen Oberfläche, von denen ein besonders starker Wind ausgeht. Sie zeichnen sich also durch einen äusserst hohen Massenverlust aus. [26]

Beim Zentralstern handelt es sich um einen unregelmässig Veränderlichen mit einer winzigen Amplitude von 0.1 mag. Roger N. Clark gibt in seinem ausgezeichneten Buch Visual Astronomy of the Deep-Sky [26] die Helligkeit des Zentralsterns mit 13.5 mag an. Im Deep Sky Field Guide to Uranometria [22] findet sich jedoch ein Wert von 14.45 mag.

— 1996, Philipp Reza Heck

«Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae» Acker et al., 1992 [141]
BezeichnungenPN G144.5+06.5: NGC 1501, PK 144+06.1, ARO 44, VV 16, VV' 22
Rektaszension (J2000.0)04h 07m 01s a
Deklination (J2000.0)+60° 55' 03" a
Abmessungen 52." (optisch)
Entfernung 2.0 kpc :
Radialgeschwindigkeit+36.2 km/s ± 1.4 km/s
Expansionsgeschwindigkeit 37.0 km/s (O-III)
Z-Stern BezeichnungenAG82 26, CSI +60 -04027, GCRV 2334, PLX 894
Z-Stern Magnitude14.34 mag (U filter), 15.17 mag (B filter), 14.39 mag (V filter)
Z-Stern SpektraltypWC 6-7,OVI, WC early
EntdeckerHERSCHEL 1787

Wie findet man NGC 1501?

Der planetarische Nebel NGC 1501 befindet sich im unscheinbaren Sternbild Giraffe (Camelopardalis), welches sich zwischen den bekannteren Sternbildern Cassiopeia und Fuhrmann (Auriga) befindet. Das Fernrohr wird mit Hilfe des Telrad-Finders analog unten stehender Karte ausgerichtet. Der PN befindet sich etwa in der Mitte zwischen den Sternen. β Camelopardalis (4.0 mag) und CS Camelopardalis (4.3 mag).

Auffindkarte Austernnebel (NGC 1501)
Austernnebel (NGC 1501) im Sternbild Camelopardalis. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

NGC 1501
NGC 1501: Zeichnung; 200mm SCT, 226x; © 1996 Philipp Reza Heck

200 mm Öffnung: Wie bei fast allen PN ist auch hier eine hohe Vergrösserung (über 200fach) notwendig, um auf feine Einzelheiten stossen zu können. Als erstes fällt die leicht elliptische Form des Nebels auf. Im 200mm-Teleskop (f/10) und bei guter Dunkeladaptation erkennt man deutlich, dass der Innenbereich der Scheibe eine unregelmässige Helligkeitsverteilung aufweist. Schwächere Stellen südöstlich des Zentrums sind besonders markant.

Der Zentralstern ist im 8-Zöller mit indirektem Sehen eindeutig sichtbar. Abgesehen von gutem Seeing muss man Glück haben, dass sich der Stern im Helligkeitsmaximum befindet. Die geringe Helligkeitsschwankung des Zentralsterns wäre im Normalfall von blossem Auge nicht wahrnehmbar. Da sich jedoch die Helligkeit des Sterns beim 8-Zöller an der visuellen Wahrnehmungsgrenze befindet, ist diese kleine Amplitude trotzdem von Bedeuteung.

— 1996, Philipp Reza Heck

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben

  • [22] «The Deep Sky Field Guide to Uranometria 2000.0» by Murray Cragin, James Lucik and Barry Rappaport; Willmann-Bell, Inc.; ISBN 0-943396-38-7
  • [26] «Visual Astronomy of the Deep Sky» by Roger N. Clark; Cambridge University Press
  • [141] Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae; A. Acker, F. Ochsenbein, B. Stenholm, R. Tylenda, J. Marcout, C. Schohn; European Southern Observatory; ISBN 3-923524-41-2 (1992); Bibcode:1992secg.book.....A; cdsarc.unistra.fr/viz-bin/cat/V/84
  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [224] Hubble views a cosmic oyster and pearl in NGC 1501; esa.int/ESA_Multimedia/Images/2016/09/Hubble_views_a_cosmic_oyster_and_pearl_in_NGC_1501 (2021-01-10)
  • [313] «A New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars, being the Catalogue of the late Sir John F.W. Herschel, Bart., revised, corrected, and enlarged» Dreyer, J. L. E. (1888); Memoirs of the Royal Astronomical Society. 49: 1–237; Bibcode:1888MmRAS..49....1D
  • [464] «Catalogue of a second thousand of new nebulae and clusters of stars; with a few introductory remarks on the construction of the heavens» William Herschel, Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1789; DOI:10.1098/rstl.1789.0021