Planetarischer Nebel Sh 2-71
Geschichte
Dieser Nebel wurde 1946 von Rudolph Minkowski (Min 1-90) entdeckt und als «diffuser und eigentümlicher Nebel» klassifiziert. Später, 1959, wurde der Nebel von Stewart Sharpless in den Katalog von H-II aufgenommen. Er bemerkte bereits, dass sich hierbei auch um einen planetarischen Nebel handeln könnte. [310]
1961 bestätigte der sowjetische Astronom Boris Aleksandrovich Vorontsov-Vel'Yaminov, dass es sich bei Sh 2-71 (V-V 1-9) um einen planetarischen Nebel handelt und notierte: «Überbelichtet im Rot, mit einer Art dunklem Band in der Mitte und mit extrem schwachen Anhängseln; der Rand ist jedoch scharf. Der brigitale Teil misst 2,5' x 1,3'. Im Blau ist dies offensichtlich ein planetarischer Nebel in Form eines breiten Rings, von dem eine Hälfte viel heller ist als die andere. In der Mitte befinden sich zwei Sterne, von denen einer der Kern sein dürfte.» [390]
Physikalische Eigenschaften
Das ungewöhnliche, längliche Erscheinungsbild dieses planetarischen Nebels wurde wahrscheinlich durch ein Dreifachsternsystem verursacht, das später auseinanderbrach. Die dritte Komponente war ein langperiodischer Stern, der einen Doppelstern umkreiste. Langzeitbelichtungen zeigen ausgedehnte Emissionsgebiete östlich und westlich des Zentralnebels. [623] Die angegebenen Entfernungen variieren zwischen 1 und 1.7 kpc. Scheinbare Helligkeiten mit verschiedenen Filtern: B 14.69; V 14.0; R 13.66; J 12.002; H 10.94; K 9.483. [145]
Bezeichnungen | PN G035.9-01.1: Sh 2- 71, PK 36-01.1, ARO 31, V-V 1-9, VV'473 |
Rektaszension (J2000.0) | 19h 01m 00s |
Deklination (J2000.0) | +02° 09' 23" |
Abmessungen | 100." (optisch), 114." (radio) |
Radialgeschwindigkeit | +24.7 ± 3.0 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 16.0 (O-III) 21.5 (N-II) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 339 |
Z-Stern Magnitude | U: 14.97, B: 14.59, V: 13.75 |
Z-Stern Spektraltyp | B |
Entdecker | SHARPLESS 1959 |
Auffindkarte
Der planetarische Nebel Sh 2-71 befindet sich im Sternbild Aquila. Die Position ist anhand der hellen Umgebungssterne von 6. bis 7. Größe innerhalb eines 1° Gesichtsfeldes leicht zu bestimmen. Die beste Beobachtungszeit sind die Monate Juni bis September.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: Im 21 mm Ethos Okular (85x) ist der PN bei indirektem Sehen als schwaches, rundes Nebelchen bereits ohne Filter sichtbar. Mit dem O-III Filter lässt sich die dunkle Stelle in der Mitte identifizieren. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 18. 8. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies
762 mm Öffnung: Dieser Planetarische Nebel liegt in einem Sternendreieck als knotiger Bogen. Mit einem OIII-Filter sind Struktur und Knoten sichtbar. Die Form zeigt eine Ähnlichkeit mit einem Embryo-Ultraschallbild, wie dies die Antennengalaxien NGC 4038/9 ebenfalls visuell vorgaukeln. — 30" SlipStream-Dobson f/3.3, Hasliberg, 18. 8. 2023, Eduard von Bergen