Planetarischer Nebel NGC 6781
Objektbeschreibung
NGC 6781 sind die leuchtenden Überreste eines roten Riesen, der vor mehreren Tausend Jahren sein Sternendasein aufgeben musste und schliesslich in das Stadium eines planetarischen Nebels überging.
Im für PN gebräuchlichen Klassifikationsschema von Vorontsov-Velyaminov wird das Objekt als Typ IIIb+III bezeichnet. Eine unregelmässige Scheibe mit Spuren einer Ringstruktur (IIIb) und eine unregelmässige Scheibe ohne Ringstruktur im inneren Bereich. Diese Beschreibung entspricht auch dem Aussehen im Amateur-Teleskop (siehe unten).
Der Ring ist eigentlich nur eine optische Täuschung, er existiert nicht wirklich. Wenn man einen ringförmigen PN von der Seite anschauen würde, gliche er vielmehr einer Sanduhr. Er sähe also ähnlich wie der Hantelnebel (M 27) oder der Erdnussnebel (NGC 2371/2) aus! Da wir aber NGC 6781 von oben sehen, d. h. auf die Pole blicken, scheinen sich die mehr oder weniger durchsichtigen Hälften zu 'überlagern'. Dies hat zur Folge, dass wir eine Art Ring sehen.
Messungen der Radio- und Infrarotstrahlung von NGC 6781 haben gezeigt, dass im Nebel nebst ionisierten Gasen auch Moleküle wie Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff (H2) vorhanden sind.
In Roger N. Clarks Buch Visual Astronomy of the Deep-Sky wird die Helligkeit des Zentralsterns mit 15.5 mag angegeben. Im Deep Sky Field Guide to Uranometria findet man jedoch den Wert 16.2 mag.
Bezeichnungen | PN G041.8-02.9: NGC 6781, PK 41-02.1, ARO 32, VV 228, VV' 492 |
Rektaszension (J2000.0) | 19h 18m 28s |
Deklination (J2000.0) | +06° 32' 23" |
Abmessungen | 108." (optisch), 130." (radio) |
Entfernung | 1.6 kpc |
Radialgeschwindigkeit | +4.3 ± 3.7 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 12.0 (O-III) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 363 |
Z-Stern Magnitude | B: 17.10, V: 16.78 |
Entdecker | HERSCHEL 1830 |
Wie findet man NGC 6781?
Dieser planetarische Nebel liegt im westlichen Flügel des Sternbilds Adler. Er liegt eigentlich gerade auf der Flügelachse, also auf der Verbindungslinie vom 'Achsenkreuz' des Adlers, δ Aquilae (3.4 mag) mit der Flügelspitze ζ Aquilae (3.0 mag). Die eher geringe Flächenhelligkeit des Nebels setzt einen nicht allzu stark lichtverschmutzten Himmel ohne störenden Mond voraus, um den PN mit Erfolg zu finden. Die beste Beobachtungszeit ist Juni bis September.
Visuelle Beobachtung
150 mm Öffnung: Im 150 mm Refraktor bei etwa 140-facher Vergrösserung und O-III Filter erscheint das Objekt schwach. Strukturen sind nur unsicher zu erkennen, vermutlich ringartig. Die eine Hälfte des Nebels wirkt jedoch deutlich heller. — 150 mm Refraktor, 1996, Beat Kohler
200 mm Öffnung: Wegen der beachtlichen Grösse von NGC 6781 beginnt man bei 200 mm Öffnung am besten mit einer mittleren Vergrösserung - um 150-fach herum. Schon bei kleinerer Vergrösserung eine runde, fast kreisförmige Scheibe sichtbar. Bei genauerer Beobachtung (über 220-fach) macht sich eine deutliche Ringstruktur bemerkbar, wobei der Ring im Süden dicker und heller ist. Im Norden scheint der Ring sich fast aufzulösen. Innerhalb des Rings ist der Nebel deutlich schwächer. Die Verwendung eines O-III-Filters bringt eine lohnende Kontrastverbesserung. Mit dem Filter zeigt sich im Bereich innerhalb des Rings eine komplizierte Struktur. Der Zentralstern bleibt unsichtbar. Bei gutem Himmel ist NGC 6781 einer der interessantesten und schönsten PN's der mit einem Amateur-Teleskop beobachtet werden kann. — 200 mm f/10 SCT, 1996, Philipp Reza Heck
350 mm Öffnung: Es ist vorwegzunehmen, dass der Zentralstern mit der Helligkeit von 16.2 mag weit ausserhalb der Reichweite eines 14"-Dobson liegt. Vielmehr bietet NGC 6781 eine feine strukturreiche Nebelscheibe. Es bildet sich im Aussenbereich des Nebels ein Kranz von zwei Dritteln Umfang. Dieser Kranz stellt sich klar heller als etwa der Innenbereich dar. Aussen- und Innenbereich sind fein strukturiert. — 14" PWO-Dobson, F:4.6 / TV-Nagler 13mm, 123x, 0.67° und TV-Radian 8mm, 200x, 0.3°, Eduard von Bergen
400 mm Öffnung: Der PN ist mit und ohne O-III Filter gut als grosse, runde Scheibe gut sichtbar. Der Innenbereich erscheint etwas dunkler, während der Rand auf einer Seite etwas heller erscheint. Mit O-III ist der Kontrast etwas besser, doch ohne Filter erscheint der Anblick wegen den feinen Sternchen rundherum viel ästhetischer. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 18. 8. 2023, SQM 21.2, Bernd Nies