Jupiters Geist (NGC 3242)
Objektbeschreibung
Dieser Nebel wurde am 7. Februar 1785 vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel mit seinem selbstgebauten 18.7 Zoll Spiegelteleskop entdeckt und als IV 27 katalogisiert. Er beschrieb ihn wie folgt: «Schöne, brillante, schlecht definierte, aber gleichmäßig helle Planetenscheibe. Das Licht hat die Farbe des Jupiters. 40" Durchmesser, zweite Beobachtung nahe 1' Durchmesser nach Schätzung.» [463]
NGC 3242 ist einer der hellsten planetarischen Nebel. Den Übernamen Ghost of Jupiter hat er erhalten, da die 30 bis 40 Bogensekunden grosse, nicht ganz kreisförmige Scheibe in kleinen Teleskopen einem geisterhaften Abbild Jupiters gleicht.
Bereits in mittleren Amateurteleskopen ist eine elliptische Ringstruktur erkennbar, umgeben von einem schwächeren Halo (siehe Zeichnung unten). Dafür spricht auch die Klassifikation nach Vorontsov-Velyaminov (IV+IIIb = Ringstruktur + unregelmässige Scheibe mit Spuren einer Ringstruktur).
Beim Halo handelt es sich um die abgestossene Hülle des Roten Riesens, dem Vorgängerstern, welche durch die starke UV-Strahlung des Zentralsterns zum Leuchten angeregt wird. Das Gas erscheint uns visuell bläulich-grün, da die Hauptemission von zweifach ionisiertem Sauerstoff (O III) kommt, dessen stärkste Emissionslinie bei 5007 Angström liegt. Für die elliptische Ringstruktur werden zwei Ursachen verantwortlich gemacht:
- Die Wechselwirkung des Winds des Zentralsterns mit dem Sternwind des Vorgängers: Wenn der schnelle Wind des Zentralsterns auf den langsameren des Vorgängersterns trifft, entsteht eine Schockfront. Sich dort befindende Materie wird angeregt und emittiert Licht. Das Gebiet erscheint uns deshalb heller als die Umgebung.
- Modellrechnungen ergaben, dass die auffällige Achsensymmetrie der Ringstruktur vor etwa 4000 Jahren von einem eng um den Zentralstern laufenden Braunen Zwerg verursacht wurde.
Neuere Beobachtungen mit dem Hubble Weltraumteleskop (HST) zeigen im Nebel extrem feine Strukturen, die mit bisherigen Modellen noch nicht gut erklärt werden können. Solche Strukturen wurden auch in anderen Planetarischen Nebeln wie zum Beispiel in NGC 7662 beobachtet.
Bezeichnungen | PN G261.0+32.0: NGC 3242, PK 261+32.1, ARO 4, ESO 568-05, VV 57, VV' 98 |
Rektaszension (J2000.0) | 10h 24m 46s |
Deklination (J2000.0) | -18° 38' 38" |
Abmessungen | 25." (optisch) |
Entfernung | 0.76 kpc |
Radialgeschwindigkeit | +4.6 ± 0.6 km/s |
Expansionsgeschwindigkeit | 20. (O-III) 27.5 (N-II) km/s |
Z-Stern Bezeichnungen | AG82 127, BD -17 3140, GC 14298, GCRV 6542, HD 90255, NSV 4848, PLX 2442, SAO 155965, TD1 14821 |
Z-Stern Magnitude | B: 12.02, V: 12.31 |
Z-Stern Spektraltyp | O(H) |
Entdecker | HERSCHEL 1785 |
Wie findet man den Geist?
Jupiters Geist befindet sich im Sternbild Hydra (Wasserschlange). Um ihn zu finden, geht man am besten vom Stern μ Hydrae aus, denn der PN liegt 1.8 Grad in südlicher Richtung davon. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 3.8 mag ist dieser rote Riesenstern von blossem Auge sichtbar. Wenn Sie zum Aufsuchen ein schwach vergrösserndes Okular mit weitem Gesichtsfeld verwenden, sollte die kleine, grünliche Scheibe von NGC 3242 bereits sichtbar sein. Die beste Beobachtungszeit ist Januar bis April.
Visuelle Beobachtung
200 mm Öffnung: Mit einer Deklination von -18.6 Grad steht Jupiters Geist relativ tief. Um ihn unter optimalen Bedingungen zu beobachten, sollte man den Meridiandurchgang abwarten. Die Flächenhelligkeit von NGC 3242 ist sehr gross. Es lohnt sich deshalb über 200fach zu vergrössern. Der Anblick im 20 cm-Teleskop bei 290-fach (7 mm Nagler) ist atemberaubend. Die in der Beschreibung erwähnte an ein menschliches Auge erinnernde elliptische Ringstruktur ist im 20 cm-Reflektor gut erkennbar. Die Ellipse erscheint am SE-Ende heller (siehe Zeichnung des Autors). Wie bei der Planetenbeobachtung ist es auch beim Geist von Jupiter von Vorteil, möglichst lange zu beobachten. Die Chance, während kurzer Augenblicke extremer Luftruhe feine Details zu erkennen, steigt mit der Beobachtungszeit. NGC 3242 ist meines Erachtens nicht nur einer der interessantesten planetarischen Nebel, sondern auch einer, der am leichtesten zu beobachtend ist.