Galaxie NGC 1097 (Arp 77)
Geschichte
Wilhelm Herschel stieß am 9. Oktober 1790 mit seinem 18.7 Zoll Reflektor als erster auf diese Galaxie. Er katalogisierte sie als V 48 (Klasse V = sehr grosse Nebel). Er notierte dazu: «Sehr hell, ausgedehnt 75°, Norden vorangehend, Süden folgend, 8' lang. Ein sehr heller Kern, der auf einen kleinen Teil von etwa 1 Fuß Durchmesser beschränkt ist.» [465]
Im Jahr 1966 veröffentlichte Halton Arp seinen «Atlas of Peculiar Galaxies», in dem er Galaxien nach rein morphologischen Kriterien in Gruppen einteilte. Die Galaxie NGC 1097 wurde als Nummer 77 in der Gruppe «#49-78: Spiralgalaxie mit kleinen, oberflächenhellen Begleitern in Armen» aufgeführt. Er notierte dazu: «Das Material des Arms scheint um den Begleiter zu fließen.» Daher wird diese eigentümliche Galaxie auch als Arp 77 oder APG 77 bezeichnet. [199]
Physikalische Eigenschaften
NGC 1097 ist eine Balkenspiralgalaxie des Typs SB(s)b und besitzt einen außergewöhnlich hellen Kern und gehört deshalb zur Gruppe der Seyfert-Galaxien (Typ 1), welche zusammen mit Quasaren zu den aktivsten Galaxien gehören. Das supermassive schwarze Loch im Zentrum wird von Sternen, Gas und Staub gefüttert, welche spiralförmig hineinfallen, auseinandergerissen und aufgeheizt werden und so eine Akkretionsscheibe um das schwarze Loch formen.
Die aus den gemessenen Fluchtgeschwindigkeiten errechneten Distanzen reichen von 14 Mpc bis 17.7 Mpc (45.6 bis 57.7 Millionen Lichtjahre). [145]
In Abb. 1 und Abb. 2 ist um das schwarze Loch im Zentrum ein auffälliger heller Ring zu erkennen. Dort entstehen massenweise neue Sterne, welche durch den Materiezufluss über zentralen Balken angeregt werden. Der Durchmesser des Rings wird auf etwa 5000 Lichtjahre und die Masse des schwarzen Loches auf etwa 140 Millionen Sonnenmassen geschätzt. Zum Vergleich: Das schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße besitzt «nur» ein paar Millionen Sonnenmassen. [235, 237]
Auf der Aufnahme in Abb. 1 sind vier schwache Strahlen zu erkennen, welche radial aus dem Zentrum der Galaxie zu kommen scheinen. In Abb. 3 sind diese stärker hervorgehoben. Diese wurden ursprünglich als Überreste der Jets eines derzeit weniger aktiven Kerns interpretiert. Eine weitere Analyse der spektralen Energieverteilung von Radio zu Röntgenstrahlung konnte einen solchen Ursprung ausschließen. Diese «Jets» bestehen in Wahrheit aus einzelnen Sternen und sind durch gravitative Wechselwirkung mit kleinen Zwerggalaxien entstanden. Der Hauptverursacher ist nicht die kleine, elliptische Galaxie NGC 1097A, sondern der Überrest dessen wurde im L-förmigen Gezeitenstrom entdeckt. [238]
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 1097 | 02 46 19.5 | -30 16 32 | Gx (SBb) | 10.2 | 9.5 | 0.7 | 13.8 | 9.4 × 6.6 | 130 | 0.004240 | 17.91 | 20.040 | vB, L, vmE 151°, vbMN | WH V 48; h 2495; GC 610; ESO 416-20; MCG -5-7-24; UGCA 41; IRAS 02441-3029; Arp 77; AM 0244-302 |
NGC 1097 A | 02 46 09.9 | -30 13 43 | Gx (E4) | 14.1 | 13.1 | 1.0 | 12.2 | 0.8 × 0.5 | 105 | 0.004563 | 19.27 | vB, L, vmE 151°, vbMN | WH V 48; h 2495; GC 610; ESO 416-19; MCG -5-7-22 |
Auffindkarte
Die Galaxie NGC 1097 befindet sich im Sternbild Chemischer Ofen (Fornax) bei einer Deklination von -30° und steht somit tief am Südhimmel. Die beste Zeit hierfür ist um den November herum (Opposition mit der Sonne am 5. November), dann steht das Sternbild um Mitternacht am höchsten über dem südlichen Horizont. Folge dem Fluss Eridanus neben Rigel im Orion beginnend bis zur zweiten Flussbiegung. Sofern nicht die drei Sterne Dalim (α Fornacis, 3.79 mag) — β Fornacis (4.46 mag) — ν Fornacis (4.96 mag) im Lichtdom von Mailand versinken oder von einem Berg abgeblockt werden, weisen sie einem den Weg zu NGC 1097.
Visuelle Beobachtung
762 mm Öffnung: Die extrem tiefstehende und sehr südlich liegende Seyfert-Galaxie NGC 1097 mit Begleiter PGC 10479 ist sehr gut im Voraus für ihre erfolgreiche Sichtung einzuplanen. In unseren Breiten und erst recht in einem Bergtal ist nur gerade eine Sichtbarkeit von dreiviertel Stunden gegeben. Dank einem rechtwinkligen Dreieck aus drei etwa gleich hellen Sternen ist NGC 1097 eindeutig auffindbar, trotz bereits arg wirkender Refraktion. Der Kern zeigt zwar nur eine geringe Elongierung, wobei er zumindest leicht verwaschen erscheint. Die Begleitgalaxie PGC 10479 übertrifft die Erwartungen bei ihrer Sichtbarkeit, sie ist viel leichter auszumachen als angedacht. — 30" f/3.3 Slipstream Dobsonian, Hasliberg Reuti, 5. 11. 2021, Eduard von Bergen