Galaxienpaar NGC 3226/7 (Arp 94)

NGC 3226/7
NGC 3226/7: Galaxie in Leo; 500 mm Cassegrain 5800 mm f/11.4; SBIG STL11K; 180+40+40+40 min LRGB; Berner Oberland; © 2014 Radek Chromik [32]

Geschichte

In der Nacht des 15. Februar 1784 beobachtete der deutsch-britische Astronom Sir Wilhelm Herschel mit seinem 18,7-Zoll-Spiegelteleskop zwei «schwache Nebel». Er klassifizierte sie als II 28 und II 29 und notierte: «Zwei, etwa 2' voneinander entfernt. Beide lichtschwach, beträchtlich groß, rund.» [463]. Das Nebelpaar wurde später als NGC 3226 und NGC 3227 in Dreyers «New General Catalogue» aufgenommen. Im März 1855 richtete der deutsche Astronom August Winnecke den 9,6-Zoll-Fraunhofer-Refraktor der Berliner Sternwarte auf diese Galaxien und fand etwa 13 Bogenminuten westlich davon eine schwache Galaxie, die später als NGC 3222 katalogisiert wurde. [274]

Das Galaxienpaar ist auch als Holm 187 bekannt, basierend auf einem Katalog [532] von Doppel- und Mehrfachgalaxien, der 1937 vom schwedischen Astronomen Erik Holmberg zusammengestellt wurde.

Der amerikanische Astronom Halton Arp veröffentlichte 1966 seinen berühmten «Atlas of Peculiar Galaxies», in dem er Galaxien nach rein morphologischen Kriterien in Gruppen einteilte. Das Galaxienpaar hier erhielt die Bezeichnung Arp 94 (APG 94) als elliptische Galaxie mit Begleiter. Er notierte: «Begleiter am Rande einer großen, sehr schwachen Schleife, die sich gegenüber der Galaxie erstreckt.» [199]

NGC 3226/7
NGC 3226/7: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop. © ESA/Hubble & NASA [533]

Physikalische Eigenschaften

NGC 3227 ist eine große Spiralgalaxie, die sich in einem turbulenten Gravitationstanz mit ihrem Begleiter, der elliptischen Galaxie NGC 3226, befindet. Beide sind zwischen 50 und 60 Millionen Lichtjahren von uns entfernt. Im Bereich zwischen den beiden Galaxien sind schwache Gezeitenströme aus Gas und Staub zu erkennen. NGC 3227 ist eine Seyfert-Galaxie, ein Galaxientyp mit einem sehr aktiven Kern. Diese Galaxien beherbergen in ihrem Kern supermassereiche schwarze Löcher. Wenn Materie spiralförmig in das Schwarze Loch eindringt, setzt sie riesige Mengen an Strahlung entlang der Rotationsachse des Schwarzen Lochs frei, wodurch die Galaxie ihren aktiven Kern erhält. [533]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 3222 10 22 34.4 +19 53 12 Gx (SB0) 13.7 12.8 0.9 13.0 1.2 × 1 51 0.018630 78.69 F, lbM, rr (Schultz, bi N), Auw 27 UGC 5610, MCG 3-27-11, CGCG 94-18
NGC 3226 10 23 26.9 +19 53 51 Gx (E2) 12.3 11.4 0.9 13.7 2.8 × 2 29 0.003839 16.22 29.840 pB, cL, R, D neb, 159°, 138" UGC 5617, MCG 3-27-15, CGCG 94-26, KCPG 234A, Arp 94, VV 209
NGC 3227 10 23 30.4 +19 51 55 Gx (SBa) 11.1 10.3 0.8 13.4 4.1 × 3.9 150 0.003859 16.30 20.850 pB, cL, R, D neb, 159°, 138" UGC 5620, MCG 3-27-16, CGCG 94-28, IRAS 10207+2007, Arp 94, VV 209, KCPG 234B

Auffindkarte

Das Galaxienpaar NGC 3226/7 befindet knapp 1° östlich vom Stern γ1 Leonis (Algieba) im Sternbild Leo. Die beste Beobachtungszeit ist Januar bis Mai.

Auffindkarte Galaxienpaar NGC 3226/7 (Arp 94)
Galaxienpaar NGC 3226/7 (Arp 94) im Sternbild Leo. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

762 mm Öffnung: Die eine Galaxie ist rundlich bzw. fast kreisförmig, die andere mehr länglich. Die Kerne sind sternenförmig und in ähnlicher Helligkeit wie die Umgebungssterne. — 30" SlipStream-Dobson f/3.3, Hasliberg, 14. 2. 2023, Eduard von Bergen

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben