Kosmisches Schlüsselloch (NGC 1999)
Geschichte
Dieser Nebel wurde von Wilhelm Herschel am 5. Oktober 1785 mit seinem 18,7-Zoll-Reflektor entdeckt. Er katalogisierte ihn als IV 33 und notierte: «Ein Stern mit milchiger Chevelure oder sehr hellem Kern mit milchigem Nebel». [464] Dreyer nahm den Nebel als NGC 1999 in seinen 1888 veröffentlichten New General Catalogue auf. [313]
Physikalische Eigenschaften
NGC 1999 ist ein Reflexionsnebel im Teil von LDN 1641 der Orion A GMC (Riesenmolekülwolke). Er liegt in einer Entfernung von etwa 1350 Lichtjahren und hat eine geschätzte Größe von ~10'000 AE. Zunächst dachte man, dass es sich bei NGC 1999 um eine so genannte Bok-Globule handelt – eine dichte, kalte Wolke aus Gas, Molekülen und kosmischem Staub aus einer Sternentstehungsregion, die das Hintergrundlicht blockiert. Nachfolgende Beobachtungen ergaben jedoch, dass es sich bei dem dunklen Fleck tatsächlich um ein Loch oder einen Hohlraum in dem Material handelt, das den Reflexionsnebel von NGC 1999 erzeugt und von protostellaren Jets aus dem V 380 Orionis-Vierfachsystem ausgehöhlt wurde. [638, 639]
Bezeichnung | NGC 1999 |
Typ | EN+RN |
Rektaszension (J2000.0) | 05h 36m 25.4s |
Deklination (J2000.0) | -06° 42' 57" |
Durchmesser | 2 × 2 arcmin |
Metrische Entfernung | 0.450 kpc |
Dreyer Beschreibung | * 10, 11 inv in Neb |
Identifikation, Anmerkungen | WH IV 33; GC 1202; LBN 979 |
Auffindkarte
Der Nebel NGC 1999 liegt im Sternbild Orion, etwa 1.25° südlich des bekannten Orionnebels Messier 42 . Die beste Beobachtungszeit ist von Oktober hindurch bis März.
Visuelle Beobachtung
400 mm Öffnung: NGC 1999 erscheint als ein runder, diffuser Nebel um ein helles Sternchen. Bei höherer Vergrößerung (9 mm Nageler, 200x) zeigt sich ein dreieckiges, schwarzes Loch neben dem Stern. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM-L 21.2, Bernd Nies
635 mm Öffnung: Bereits bei geringer Vergrößerung (35 mm Tele Vue Panoptic, 72x) ist um den 10.9 mag hellen Stern BD -06°1253 ein kleiner Nebel mit einem dunklen Punkt neben der Mitte erkennbar. Bei zunehmender Vergrößerung (10 mm Tele Vue Delos Okular, 254x) ist der Kontrast optimal und die Schlüsselform deutlich erkennbar. Der Nebel ist auffällig und erscheint detailreich. Eine ungewöhnliches, oft übersehenes Objekt. — 25" f/4 Obession Dobsonian, Astrofarm Tivoli, Namibia, 16. 9. 2023, Bernd Nies
762 mm Öffnung: Der Nebel, welchen den Stern vollständig umhüllt, zeigt visuell und EAA-photographisch nahe am Stern ein Schlüsselloch bzw. eine schwarze Stelle entsprechender Form. Da der Nebel sehr begrenzt den Stern umgibt, hat man fast den Eindruck, der Stern selber enthalte das Schlüsselloch. — 30" SlipStream-Dobson f/3.3, Hasliberg, 16. 12. 2023, SQM-L 21.38, Eduard von Bergen