Galaxien NGC 3718, NGC 3729 & Hickson 56
Geschichte
Beide Galaxien wurden am 12. April 1789 von Wilhelm Herschel mit seinem 18.7 Zoll Spiegelteleskop entdeckt. Er katalogisierte sie als «helle Nebel» (Klasse I) Nummer 221 und 222. Er beschrieb I 221 (NGC 3718) als «beträchtlich hell, rund, sehr allmählich heller in der Mitte, 4 oder 5' Durchmesser». Über I 222 (NGC 3727) schrieb er: «beträchtlich hell, unregelmäßig ausgedehnt nahe dem Meridian, allmählich heller in der Mitte, 2' lang». [465]
Halton Arp führte NGC 3718 als Nummer 214 in seinem «Atlas of Peculiar Galaxies» von 1966 als Beispiel für eine Galaxie mit Unregelmäßigkeiten, Absorption und Auflösung auf. Er schrieb: «Balkenspirale, scharfer Kern, schmale Absorptionsspuren durch das Zentrum.» [199]
Physikalische Eigenschaften
Die Daten zu den beiden Galaxien sind recht reichhaltig und stellenweise nicht besonders konsistent.
Für NGC 3718 steht «rund» im NGC. Der MCG (Morphological Catalogue of Galaxies) weist einen 3x2.5 Bogenminuten grossen, hellen (Klasse 3) inneren Teil und einen 8x2.5 Bogenminuten grossen, lichtschwachen (Klasse 5) äusseren Teil auf. Die Helligkeitsklassifikation ist hierbei: 1 = am hellsten, 6 = am lichtschwächsten. Damit ist vermutlich nur der innere Teil im NGC beschrieben. Auf dem blauen POSS besitzt diese Galaxie gar eine Grösse von 11x5 Bogenminuten. Der Neigungswinkel der Rotationsachse der Galaxie zur Sichtlinie beträgt fast 68 Grad, wobei 90 Grad eine Edge-On Stellung bedeuten würde. Die Radialgeschwindigkeit dieser Galaxie beträgt knapp 1100 km/s. Der Positionswinkel, d.h. der Winkel zwischen Nordrichtung und Elongationsachse, beträgt 15 Grad.
Auch NGC 3729 besitzt eine Radialgeschwindigkeit von 1100 Km/s. Ihr Neigungswinkel beträgt 51,3 Grad. Die Flächenhelligkeit liegt bei ca. 13mag; der Helligkeitsunterschied zwischen innerem (Klasse 1) und äusserem (Klasse 4) Teil nach MCG ist stärker als bei 3718. Der Positionswinkel beträgt hier 15 Grad.
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 3718 | 11 32 34.7 | +53 04 02 | Gx (SBa/P) | 11.6 | 10.8 | 0.8 | 14.4 | 8.1 × 4 | 15 | 0.003312 | 13.99 | 17.000 | pB, vL, R, vglbM | WH I 221; h 908; GC 2443; UGC 6524; MCG 9-19-114; CGCG 268-48; IRAS 11298+5320; Arp 214; PRC D-18; KCPG 290A |
NGC 3729 | 11 33 49.2 | +53 07 35 | Gx (SBa/P) | 12.0 | 11.4 | 0.6 | 13.1 | 2.9 × 1.9 | 165 | 0.003536 | 14.94 | 20.180 | pB, pL, lE 0° ±, gbM, * 12 nr | WH I 222; h 911; GC 2447; UGC 6547; MCG 9-19-117; CGCG 268-51; IRAS 11310+5324; KUG 1131+534; KCPG 290B |
Hickson 56 / Arp 322
Paul Hickson schrieb in seinem «Atlas of Compact Groups of Galaxies» [166]: «Gruppe 56 besteht aus fünf Galaxien, drei von ihnen sind offenbar in Kontakt und interagieren. Zwei von diesen (b und d) sind Radioquellen. Infrarot-Emissionen wurde auch detektiert von den interagierenden System.». Die mittlere Rotverschiebung der Galaxiengruppe wird mit 0.0270 angegeben, was auf eine Entfernung von etwa 425 Millionen Lichtjahren schliessen lässt.
PGC | RA | Dec | Type | Dim | Btot | HRV | PA | Names |
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PGC 35609 | 11 32 32.7 | +52 56 21 | L M | 16.5 | 7884 | HICK 56E | ||
PGC 35615 | 11 32 35.3 | +52 56 50 | L M | 16.8 | 8346 | HICK 56D | ||
PGC 35618 | 11 32 36.7 | +52 56 51 | L M | 15.7 | 8110 | HICK 56C | ||
PGC 35620 | 11 32 38.8 | +52 56 53 | C M | 1.1 x .3 | 14.8 | 8115 | UGC 6527, MCG 9-19-111, MK 176, (CGCG 268-49), 1ZW 27, VV 150, ARP 322, KUG 1129+532, HICK 56B | |
PGC 35631 | 11 32 46.6 | +52 56 27 | S M | 1.1 x .2 | 16.0 | 8245 | MCG 9-19-113, (CGCG 268-49), ANON 1129+53E, HICK 56A |
Auffindtipp
Dieses reizvolle Galaxienpaar steht südlich des Kastens des Grossen Wagens im Sternbild Ursa Maior. Man richtet das Teleskop mit Hilfe des Telrand und untenstehender Karte aus und sollte dann ohne grosse Probleme die beiden Galaxien finden. Das Inlet mit dem Ausschnitt aus dem DSS hilft bei der Identifizierung der lichtschwachen Hickson 56 Galaxiengruppe.
Visuelle Beobachtung
200 mm Öffnung: Die Galaxien NGC 3718 und NGC 3729 bilden ein hübsches Paar, das bei 50 Bogenminuten Gesichtsfeld gemeinsam sichtbar ist. Beide Milchstrassensysteme sind mit 1:4 deutlich elongiert, wobei die langen Achsen fast genau parallel zu einander stehen. Ausserdem ist die Richtung der Elongation kaum gegen die Nord-Südrichtung gekippt. Jeweils am Südende der Galaxien stehen Sterne - bei NGC 3718 sind es zwei, bei NGC 3729, die ein gutes Stück kleiner ist (nahezu Faktor 1/2), ist es einer. Auf Fotos, bzw. im POSS stehen diese Sterne vor den Galaxien, dh. je nach Teleskopöffnung ist bei beiden Galaxien noch etwas an Grösse und Struktur zu erwarten. — 1996, Frank H. Leiter
350 mm Öffnung: Die NGC 3718 ist die grössere der beiden NGC-Objekte und zeigt einen hellen Kern und feine Aussenregionen. Bei NGC 3729 trifft man einen fast sternförmigen Kern an und eine längliche elliptische Gesamtform. Hinter dem Kürzel Hickson 56 verbergen sich eigentlich fünf Galaxien, wovon man schon froh ist, wenn sie als Gruppe wahrgenommen werden. Beim genaueren Betrachten sind die einzelnen Galaxien erkennbar. — 14" PWO-Dobson, F:4.6 / TV-Radian 8mm, 200x, 0.3°, 2005, Eduard von Bergen
762 mm Öffnung: Die Galaxien NGC 3718 und NGC 3729, sowie die Galaxiengruppe Hikson 56 könnten nicht unterschiedlicher sein. Die grösste dieser Galaxien ist NGC 3718 und zeigt neben einer Elipsenform eine dunkle Einbuchtung unterhalb des Kerns. Die Galaxie NGC 3729 hat einen länglichen Kern, welcher sich zu einen nahestehenden Stern orientiert. Die fünf ersichtlichen Galaxien der Gruppe Hickson 56 sind als 1 2 1 auf einer Linie aufgereiht, wobei die «rechte» nur indirekt gut zu sehen ist. Die fünfte Galaxie liegt als Messerkante im rechten Winkel zu der Vierer-Linie. — 30" f/3.3 Slipstream Dobsonian, Hasliberg Reuti, 3. 3. 2022, Eduard von Bergen