Erdnussnebel (NGC 2371/2)

NGC 2371/2
NGC 2371/2: Erdnussnebel in Gemini; 500 mm Cassegrain 5800 mm f/11.4; SBIG STL11K; 80+15+15+15 min LRGB; Berner Oberland; © 2005 Radek Chromik [32]

Objektbeschreibung

Der Nebel wurde am 12. März 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt. Aber er sah darin zwei separate Nebel und katalogisierte sie als II 316 und II 317 (Klasse II = schwache Nebel). Er beschrieb sie wie folgt: «Zwei, südlicher vorausgehend, nördlicher folgend, Abstand 1' Haare gemischt. Beide schwach, klein, gleich, mit einem Kern oder einem hellen komprimierten Fleck». [463] Diese wurden später zu NGC 2371 und NGC 2372. 1917 wurde er von Francis G. Pease als planetarischer Nebel identifiziert. [141]

Auf den ersten Blick fällt besonders die längliche oder sogar zweiteilige Struktur auf. Dies ist der Grund, weshalb für dieses Objekt im NGC-Katalog zwei Eintragungen vorliegen: 2371 und 2372. Die gegenüber dem inneren Bereich helleren, äusseren Enden können die Doppelnatur unter Umständen vortäuschen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um ein und denselben Planetarischen Nebel - dies bestätigt sich im 20cm-Reflektor aber wahrscheinlich auch in kleineren Teleskopen. Der Anblick gleicht am ehesten einer Erdnuss, mangels eines anderen Namens nenne ich NGC 2371/2 den Peanut Nebula.

NGC 2371/2
NGC 2371/2: Innerer Bereich; 500/2500mm-Newton + SBIG ST-6; Sternwarte Bülach; © 1996 Stefan Meister

Im Klassifikationssystem von Vorontsov-Velyaminov wird die Form mit IIIa+VI angegeben. IIIa steht für eine unregelmässige Scheibe mit einer sehr ungleichmässigen Helligkeitsverteilung und bezieht sich auf jede der beiden Hälften; VI bedeutet, dass der Nebel eine anomale Form hat, dies bezieht sich auf das ganze Objekt.

Mit etwa 10'000 Jahren handelt es sich hier um einen relativ alten Planetarischen Nebel. Die Oberflächentemperatur des Zentralsterns beträgt trotz des Alters noch rund 100'000 Kelvin.

Auf Abbildung 1 sind ausserdem die äusseren Bereiche zu erkennen. Handelt es sich hierbei etwa um dichtere Regionen einer älteren Hülle oder geht vom Zentralstern ein bipolarer Sternwind aus, der grosse Teile des Nebels stärker expandieren lässt?

— 1996, Philipp Reza Heck

«Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae» Acker et al., 1992 [141]
Bezeichnungen PN G189.1+19.8: NGC 2371-72, PK 189+19.1, ARO 45, VV 37, VV' 61
Rektaszension (J2000.0) 07h 25m 35s
Deklination (J2000.0) +29° 29' 36"
Abmessungen 44." (optisch)
Entfernung 1.64 kpc
Radialgeschwindigkeit +20.6 ± 2.7 km/s
Expansionsgeschwindigkeit 42.5 (O-III) km/s
Z-Stern Bezeichnungen AG82 80
Z-Stern Magnitude U: 13.28, B: 14.48, V: 14.85
Z-Stern Spektraltyp O VI, WC early
Entdecker PEASE 1917

Wie findet man die Erdnuss?

Dieses Objekt lässt sich auch ohne Telrad-Finder ausserordentlich einfach auffinden: Stellen Sie den 3.8mag-Stern Propus (ι Geminorum) ein und schwenken Sie 1° 40' in Deklination nach Norden und schon sollte der Nebel im Gesichtsfeld eines schwachvergrössernden Weitwinkelokulars sein. Die beste Beobachtungszeit ist Oktober bis April.

Auffindkarte Erdnussnebel (NGC 2371/2)
Erdnussnebel (NGC 2371/2) im Sternbild Gemini. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

NGC 2371/2
NGC 2371/2: Zeichnung; 200mm SCT; © 1996 Philipp Reza Heck

200 mm Öffnung: Bei einer Vergrösserung von 140x kommt im 8-Zöller die «Erdnussform» gut zur Geltung. Man kann auch einiges an Struktur im Nebel erkennen. Die westliche Häfte erscheint etwas heller und grösser als die östliche. Ausserdem hatte ich den Eindruck, dass der westliche Teil des Nebels von einem Stern überlagert ist. Es ist jedoch nicht der Zentralstern, der befindet sich mit fast 15ter Grösse zwischen den beiden Hälften und ist ebenfalls auf der CCD-Aufnahme des inneren Bereichs (siehe Abb. 2) erkennbar. Auch wenn NGC 2371/2 bei mittlerer Vergrösserung nicht gerade hell erscheint, lohnt es sich stärker zu vergrössern. Die Auflösung des Auges ist bei schwachem Licht wesentlich geringer. Es ist deshalb notwendig hoch zu vergrössern, um Details zu erkennen. Bei 226-fach erkannte ich trotz Mond (ca. 36 Prozent) wesentlich mehr Struktur als mit 140-fach. — 1996, Philipp Reza Heck

762 mm Öffnung: Ohne Nebelfilter (zuerst mit UHC versucht) zeigt der Erdnussnebel NGC 2371 beide hellen Nebelteile je als eine Erdnuss. Der dazwischenliegende Zentralstern wurde erst ohne Filter wirklich sichtbar. — 30" f/3.3 Slipstream Dobsonian, Hasliberg Reuti, 5. 3. 2022, Eduard von Bergen

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Quellenangaben