Kugelsternhaufen Messier 4 & NGC 6144

Antares + Rho Ophiuchi
Antares + Rho Ophiuchi: Farbiger Nebelkomplex mit Kugelhaufen M 4 und NGC 6144; Refraktor Takahashi FSQ-106ED f/5.0, Reducer QE 0.73x, SBIG STL-11000M, -20 °C, Astro-Physics 1200 GTO; 24 x 5 min Baader-RGB-Filter (1x1); Namibia, Tivoli Southern Sky Guest Farm; © 2. 6. 2011 Manuel Jung [45]

Messier 4

Messier 4 ist ein schöner Kugelsternhaufen, einer der größten und uns am nächsten gelegenen. Er wurde erstmals von P. L. de Cheseaux im Jahre 1746 beobachtet. Im Mai 1764 beschrieb ihn Messier als ein Haufen sehr kleiner Sterne, welcher mit kleineren Teleskopen mehr wie ein Nebel erscheint.

Der Kugelsterhaufen M 4 gehört zu denen dem Sonnensystem am nächsten gelegenen überhaupt. Enfernungsangaben schwanken von 5700 bis 7500 Lichtjahren und der Haufen bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 65 km/s vom uns weg. Neuere Schätzungen sind eher im oberen Bereich anzusiedeln. Man schätzt die Population auf wenige Hundertausende von Sternen, die von erdgebundenen Teleskopen sichtbar sind. Zusätzlich werden noch etwa 40'000 weiße Zwerge vermutet, die schwächsten davon besitzen etwa ein Vierzigstel der Leuchtkraft der hellsten in dem Haufen. M 4 gehört trotz seines relativ großen Winkeldurchmessers zu den eher kleineren Kugelsternhaufen unserer Milchstraße.

Messier 4
Messier 4: Kugelsternhaufen in Scorpius; Vixen FL 102s; 40 min auf Kodak Ektar 1000; Berner Oberland; © 20. 6. 1993 Bernhard Blank

Das Hertzsprung–Russell-Diagramm dieses Haufens zeigt, dass das Sternenlicht durch Dunkelwolken in dieser Region um etwa 0.8 Magnituden gerötet ist. Die Helligkeit der hellsten Sterne beträgt 10.8 mag und die des horizontalen Zweigs im HR-Diagramm beträgt 13.4 mag. [4]

Der Kugelsternhaufen M 4 war auch das Ziel einer Studie mithilfe des Hubble Space Telescopes. Es wurde eine Vielzahl an "stellaren Leichen", sogenannten weißen Zwerge entdeckt. Anhand der Messresultate lassen sich die Voraussagen über die Kühlrate weißer Zwerge verfeinern — ein wichtiges Hilfsmittel um zuverläßige Aussagen über das Alter der Milchstraße und des Universums machen zu können. Weiße Zwerge sind ausgebrannte Kerne kollabierter Sterne, die wie ein Stück Glut langsam abkühlen und erlöschen. Das Universum ist noch nicht alt genug, um völlig ausgebrannte und erkaltete weiße Zwerge — sogenannte schwarze Zwerge — zu beherbergen. Altersschätzungen des Universums variieren z. Z. von acht bis 20 Mrd. Jahren — paradoxerweise wird das Alter von M 4 auf etwa 14 Mrd. Jahre geschätzt. M 4 ist so alt, dass sich alle Sterne mit mindestens 80% Sonnemasse bereits zu roten Riesen entwickelt haben, gefolgt von einen Kollaps zu einem weißen Zwerg. [175]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Bezeichnung NGC 6121
Typ GCL (IX)
Rektaszension (J2000.0) 16h 23m 35.5s
Deklination (J2000.0) -26° 31' 29"
Durchmesser 36 arcmin
Visuelle Helligkeit 5.4 mag
Metrische Entfernung 2.200 kpc
Dreyer Beschreibung Cl, 8 or 10 B st in line, with 5 st, rrr
Identifikation, Anmerkungen M 4, GCL 41, ESO 517-SC1
Ophiuchus Molekülwolke
Ophiuchus Molekülwolke: Sternentstehungsgebiet mit Haufen Collinder 302, Antares-Nebel vdB 107, Nebel IC 4603, ρ-Ophiuchi-Nebel IC 4604, Nebel IC 4605, Sharpless 2-9, vielen Dunkelwolken, sowie im Hintergrund Kugelsternhaufen M 4 und NGC 6144. Norden ist links; Canon EOS 20Da, Zoom-Objektiv 131 mm f:5.6 ; 145 min @ ISO 1600; Astrofarm Tivoli, Namibia, 1345 m ü. M.; © 5. 6. 2011 Eduard von Bergen, Hansjörg Wälchli [29]

NGC 6144

Im Schatten von Messier 4 und dem Glanz des roten Riesen Antares, hinter dem Nebelschleier von Sharpless 2-9 befindet sich NGC 6144, ein weiterer kugelförmiger Sternhaufen. Er wurde am 22. Mai 1783 von Wilhelm Herschel gefunden und unter der Bezeichnung VI 10 katalogisiert. Herschels Klasse «VI» stand für sehr komprimierte und reichhaltige Sternhaufen. Er beschrieb ihn wie folgt: «Ein sehr kompakter und konzentrierter, großer Haufen von kleinsten vorstellbaren Sternen, alle von einer düsteren, roten Farbe. Der nächste Schritt zu einem einfach aufzulösenden Nebel.» [463] Dreyer beschrieb ihn von beträchtlicher Größe, stark konzentriert, gegen die Mitter heller werdend und gut in Einzelsterne auflösbar. NGC 6144 weist mit einem Konzentrationsindex von 11 eine sehr geringe zentrale Verdichtung auf (1 = höchste Dichte). [4]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Bezeichnung NGC 6144
Typ GCL (XI)
Rektaszension (J2000.0) 16h 27m 14.1s
Deklination (J2000.0) -26° 01' 27"
Durchmesser 7.4 arcmin
Visuelle Helligkeit 9.0 mag
Metrische Entfernung 8.900 kpc
Dreyer Beschreibung Cl, cL, mC, gbM, rrr
Identifikation, Anmerkungen IC 4606, GCL 42, ESO 517-SC6

Auffindtipp für die beiden Kugelsternhaufen

Die beiden Kugelsternhaufen Messier 4 und NGC 6144 sind ganz einfach zu finden. Dabei wird im Teleskop mit einem Großfeldokular der schöne rote Überriese Antares (α Scorpii) eingestellt und dann das Teleskop leicht in Richtung Westen geschwenkt. Voilà, da sind die beiden kleinen Racker. Einfacher geht's nun wirklich nicht. Die beste Beobachtungszeit ist Mai bis Juli, wenn das Sternbild Skorpion nachts am höchsten über dem Südhorizont steht.

Auffindkarte Kugelsternhaufen Messier 4 & NGC 6144
Kugelsternhaufen Messier 4 & NGC 6144 im Sternbild Scorpius. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

400 mm Öffnung: Schon bei geringer Vergrößerung ist eine gerade Linie von Sternen, die quer durch den Kern von M 4 verläuft, das auffälligste Merkmal dieses Kugelsternhaufens. Etwas außerhalb des Kerngebiets fallen unter dem Gewirr von unzähligen feinen Sternchen zwei helle, nahe beieinander stehende auf. Ein sehr schöner Anblick. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Glaubenberg, 2. 8. 2022, Bernd Nies

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben